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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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sagte Martin und nahm einen großen Schluck.
    |98| »Martin!«
    Martins Abwehrhaltung bröckelte sofort. Er war fix und fertig. Noch nicht ganz genesen und dann die halbe Nacht kaum geschlafen
     und elend gefroren. Er entschied sich für die Wahrheit.
    »In der Zeitung stand, dass die Nonnen verdächtigt werden, ihr eigenes Kloster angesteckt zu haben. Das kann ich nicht auf
     denen sitzen lassen.« »Warum nicht?«, fragte Gregor genervt. »Was hast du mit diesen Nonnen zu schaffen?« Martin schwieg.
    »Martin, die Sache mit dem Autoschieber vor zwei Monaten hat dich beinahe den Job und das Leben gekostet, und jetzt ermittelst
     du schon wieder in einem Fall, der dich nichts angeht. Das ist eine Sache für die Polizei und nicht für einen krankgeschriebenen
     Rechtsmediziner. Was ist los mit dir?«
    Da Martin mit seinen Kräften am Ende war, funktionierte auch seine geistige Abschottung nicht, und ich konnte in seinen Gedanken
     so klar lesen wie in den Sprechblasen eines Asterix-Comics. Wie sollte er Gregor von seiner Motivation erzählen, wenn er mich
     nicht erwähnen durfte? Und schon gar nicht Marlene? Und was sollte überhaupt Gregors blöde Fragerei, wo er doch genau wusste,
     dass Martin Kontakt zu einem Geist hatte, sich aber jede Erwähnung dieses Geistes kategorisch verbeten hatte. Welche Antwort
     wollte Gregor bekommen, wenn er die Wahrheit nicht hören wollte?
    Martin schwieg.
    Gregor seufzte. »Erzähl mir wenigstens, was genau letzte Nacht passiert ist.« Martin berichtete in allen Einzelheiten, natürlich
     ohne mich oder Marlene zu erwähnen. »Und du glaubst, dass dieser Kerl, der letzte Nacht ums
    |99| Kloster gelatscht ist, den Brandstifter gesehen hat?«, fragte Gregor. Wenigstens befleißigte er sich jetzt eines sachlich-professionellen
     Tonfalls.
    Martin zuckte die Schultern, nickte aber gleichzeitig mit schief gelegtem Kopf. Ein jämmerliches Bild! »Und warum hat er sich
     nicht längst gemeldet?« »Er selbst weiß nicht, dass er schlafwandelt, und offenbar hat es bisher auch sonst niemand bemerkt.«
     »War er denn überhaupt in der Brandnacht dort?« Martin zuckte wieder mit den Schultern. »Und kann er jemanden identifizieren,
     wenn er ihn während des Schlafwandelns gesehen hat?«
    Jetzt war Martin in seinem Element. Er straffte sich und redete in ganzen Sätzen und mit sicherem Tonfall. »Es kann sein,
     dass er sich unter Hypnose erinnert, selbst wenn er bei klarem Kopf schwören würde, dass er niemals schlafwandelt oder nie
     jemanden gesehen hat.«
    Auch Marlene war von Martins Verwandlung angetan, sobald er sich auf seinem medizinischen Gebiet befand. Sie sah Martin plötzlich
     mit ganz anderen Augen. »Na gut«, quetschte Gregor heraus. »Dann werde ich also herausfinden, ob der Schlafwandler in der
     betreffenden Nacht im Kloster geschlafen hat und ob er gewandelt ist und jemanden gesehen hat.«
    Unter Gregors Aufsicht musste Martin das letzte Croissant essen, dann fuhr Gregor Martin erst ins nächstgelegene Revier, damit
     er eine Diebstahlanzeige aufgeben konnte, und dann nach Hause.
     
    Marlene düste Richtung Kloster und lud mich ein, mitzukommen. Da ich befürchtete, dass sie wieder in ihre endlose Gebetsschleife
     einsteigen wollte, fragte ich vorsichtshalber: »Was läuft?«
    »Herr Baumeister, der Bauunternehmer, von dem ich
    |100| dir erzählt habe, kommt, um die Sanierungsmaßnahmen zu besprechen. Das ist immer sehr interessant. Und unterhaltsam. Er ist
     sehr charmant.« Sie flötete das letzte Wort förmlich.
    Charmant? Ein Bauunternehmer, der in einem Kloster alte Steine wieder gerade rückt. Und der soll charmant sein? Nun, ich konnte
     mir den Vogel ja mal ansehen. Martin hatte sich nach Hause und ins Bett begeben und war daher für mich nicht ansprechbar.
    Wir erreichten die Klosterpforte gleichzeitig mit dem Kerl, der gerade sein Auto auf dem Kopfsteinpflaster vor der Treppe
     zur Kirche abgestellt hatte. Im Parkverbot. Hinter der Windschutzscheibe klemmte eine Erlaubniskarte mit einer Nummer, die
     das Verbot für den Fahrer dieses Panzers aufhob. Die Kiste war ein riesiger Landrover. Mit Kuhfänger. Schwarz. Staubig. Mit
     Matschspritzern bis zum Türgriff. Ein Auto, das offenbar auch die Art von Wege fuhr, für die es gebaut worden war. Der Kerl
     war mir auf Anhieb sympathisch.
    Bis ich ihm begegnete. Er sah aus wie ein englischer Landadliger. Pferdezüchter vielleicht. Wachsjacke, Cordhose, Stiefel
     aus dickem Leder. Er roch leicht nach Sattelfett und

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