Im Labyrinth der Abwehr

wurde dieser Agentengruppe angegliedert, und Gruppenältester blieb nicht mehr Nagel, worauf Weiß seine Pläne gebaut hatte, sondern ein Agent der Schule „Z" mit dem Decknamen „Reitpeitsche".
    Laut Dienstvorschrift übergab Weiß eine Stunde vor Abflug seinen Lehrgangsteilnehmern eine Karte des Spionageobjekts im Maßstab 1:30000 und eine zweite Karte — 1:100000 — für die Strecke vom Absprungort bis zum Objekt. Dazu Pistolen, einen Kompaß, Taschenlampen, sowjetisches Geld, Armbanduhren, Klappmesser.
    Um Fehler zu vermeiden, nötigte er den Funker, zusammen mit Nagel dessen Rufzeichen und die seines Funkpartners auszuprobieren. Er händigte Nagel die Sprengladung aus, mit der dieser verpflichtet war, im äußersten Notfalle das Funkgerät zu vernichten.
    Unter dem Vorwand, die Befestigung des Funkgeräts nachprüfen zu wollen, hielt Weiß Nagel zurück.
    „Sieht schlecht aus, nicht?" flüsterte Nagel.
    Johann nickte.
    „Ich würde gern als erster abspringen."
    „Wozu?"
    „Ich habe meine Gründe."
    Johann teilte Nagel mit, daß entsprechend der Anweisung das Einsteigen in umgekehrter Reihenfolge wie das Abspringen vor sich ging — das heißt, der, der zuerst einstieg, würde als letzter abspringen.
    Kurz vor dem Start erhielt Nagel plötzlich den Befehl, das Funkgerät dem Funker aus der Schule „Z" auszuhändigen. Dadurch ging die Möglichkeit verloren, dem Zentrum nach der Landung den Aufenthalt der Gruppe mitzuteilen. Der neue Funker aber vergaß, als er das Funkgerät übernahm, Nagel um den dazugehörigen Sprengsatz zu bitten, und so blieb dieser bei Nagel.
    Unmittelbar vor dem Einstieg hockte sich Nagel auf den Boden und begann an seinen Schnürsenkeln zu zerren. Durch diese Verzögerung stieg er als letzter ein. Er drehte sich um und verabschiedete sich von Johann mit einem ruhigen und sicheren Lächeln.
    Als Weiß vom Flugfeld in die Stabsbaracke zurückkehrte, traf er Hacke und Meise an. Unmittelbar darauf kam Rittmeister Gerd zusammen mit dem Kommandanten des Flugplatzes herein; er hielt in der Hand ein Fernschreiben und las mit stockender Stimme den Befehl des Stabes vor: Zur Erfüllung einer besonderen Aufgabe ist eine Gruppe mit der Zusammensetzung: Weiß als Gruppenältester und Funker, dazu Hacke und Meise, unverzüglich im Hinterland des Feindes abzusetzen.
    Über das Ziel der Aufgabe würde die Gruppe sofort nach ihrer Landung erfahren.
    Der Kommandant befahl, daß sie ihre persönliche Schußwaffe abgeben sollten, um sie gegen die sowjetische Pistole vom Typ TT auszutauschen. Ein Soldat brachte sowjetische Uniformen herein, Unterwäsche, Socken, Stiefel, sogar sowjetische Papyrossy und Streichhölzer.
    Weiß trat an den Tisch und bat den Kommandanten lächelnd, ihm zu erklären, ob die sowjetische Waffe irgendeine Besonderheit habe.
    Der Kommandant gab ihm mit höflicher Bereitwilligkeit die nötigen Erklärungen.
    Doch Weiß bemerkte, daß der Rittmeister ihn dabei fragend und erstaunt ansah.
    Johann sah ein, daß er zu weit gegangen war. In der Schule hatten sie alle sowjetischen Waffentypen durchgenommen. Sofort erklärte Johann dem Kommandanten, daß ihm die Konstruktion der sowjetischen Waffe durchaus bekannt sei, er habe nur erfahren wollen, ob seine Waffe eingeschossen sei und ob sich dabei irgendwelche Besonderheiten gezeigt hätten.
    „Nein, sie ist nicht eingeschossen."
    „Das ist bedauerlich", tadelte Weiß. „Das heißt, wenn ich einen Fehlschuß mache, tragen Sie die Verantwortung."
    „Stimmt", pflichtete Gerd bei, „das ist ein ernstes Versäumnis." Johann beschloß, als erster einzusteigen, um als letzter abzuspringen. Der Grund dafür? Um ein paar Minuten Zeit zu gewinnen. Sie konnten vielleicht nützlich sein.
    Das Fenster in der Flugzeugkabine war mit schwarzem Papier verklebt.
    Die Maschine rollte sofort die Startbahn entlang, nachdem sich die Tür hinter Hacke geschlossen hatte. Er trug auf der Brust das Funkgerät und war als letzter eingestiegen.
    Die Batterien hatte Meise.
    Einige Minuten flogen sie in völliger Dunkelheit, dann flammten die Lämpchen an der Kabinendecke auf.
    Meise erklärte, daß er nicht beabsichtige, mit leerem Magen zu sterben, und packte seinen Proviant aus, in dem auch eine Flasche Wodka enthalten war.
    Hacke rührte fast nichts von dem Essen an, doch dafür trank er um so mehr.
    Meise aß und trank genießerisch. Er wurde schnell betrunken und damit gesprächig. Er warf eine winzige Ampulle Gift in die Höhe und sagte: „Man sagt,