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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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Philipp würde ihm zu Hilfe kommen, doch der war nur herbeigeeilt, um ihn besser ersticken zu sehen.
    »An meinen Händen klebt kein Blut, vergesst das nicht. Ein Wort zum Rat, und …«, knurrte der Graf. »Ich brauche mir auch an Euch die Hände nicht schmutzig zu machen.«
    Canisius hechelte, versuchte sich zu befreien. Ihre Ringe klirrten aneinander. Doch Canisius grauste es über den Tod hinaus, den Grafen zu berühren.
    »Na, na, Christoph, was gehst du dem Pater an die Gurgel?« Georg legte seinem Bruder die breiten Hände auf die Arme und zwang ihn, Canisius loszulassen.
    »Geht’s?« Auch Ulrich Fugger, der Lutherische, war herbeigeeilt, reichte Canisius ein Glas. Erschöpft sank der Pater in einen Sessel und weitete sich den Kragen. Noch ein Aussätziger, dachte er, und Ketzer dazu. Einer, der Lustknaben bevorzugt, wie man munkelte. Mit spitzen Fingern nahm Canisius das Glas und trank ein paar Schlucke, hustete und prustete, aber er bekam wieder Luft. Sterne flackerten vor seinen Augen und legten sich auf die Gesichter der drei Fuggerbrüder samt goldigem Erbfolgerzögling. Unfassbar, fast hätte ihn Christoph erwürgt.
    Georg drückte Christoph auf den Stuhl zurück, Ulrich setzte sich dazu. Zögernd und mit einem Stuhl dazwischen setzte sich auch Philipp, an seiner Haube zupfend, an die lange Tafel zu seinem Vater. Ulrich goss allen Rotwein nach.
    Sie schwiegen und Christoph stierte auf die Gläser. »Der Pfaff hat die Familie beleidigt«, sagte er.
    Ulrich lachte. »Seit wann legst du Wert auf die Familie?« Christoph musterte seinen jüngsten Bruder. Eine Ähnlichkeit zum Verwechseln, bemerkte Canisius. Sie glichen sich sogar im Goldbart, nur dass Christophs Haut fleckig und verschorft war und seine Nase bläulich verfärbt. Auch hatte er bis auf ein paar Schläfenfransen eine Glatze. Selbst die Brauen waren ihm ausgegangen. Vielleicht war der Bart nur angeklebt? Der Jüngere, Ulrich, grinste breit und der Ältere funkelte vor Zorn. »Zinsgeschäfte wirft er uns vor, das soll er uns erst mal nachweisen. Ohne Ablasshandel säße der Papst nicht auf dem Heiligen Stuhl, sondern auf einem Holzschemel, so schaut es aus.«
    Canisius wollte etwas sagen, brachte aber noch kein Wort heraus. Hoffentlich war seine Stimme nicht zerdrückt, sein Kapital, vorsichtig tastete er seinen Hals ab.
    »Erst lehnst du die Regentschaft für die Handelsgesellschaft ab und nun willst du die Familienehre retten.« Ulrich schien sich köstlich zu unterhalten.
    Der Ketzer hat Mut, dachte Canisius.
    Christoph schnaubte.
    »Was kümmert es dich überhaupt, was der Klerus denkt?«, plapperte Ulrich weiter. »Und was hast du gegen den Sündenerlass, ich wusste gar nicht, dass du ebenfalls Luthers Ansichten teilst.«
    Christoph stieß Ulrich vom Stuhl. Gläser rollten vom Tisch und zerschellten. »Auch du bist längst ein Fall für den Rat! Soll ich es herausposaunen, was die Familie bisher verschwiegen hat?«
    Georg griff wieder ein, wollte Christoph packen, der versetzte ihm beim Ausholen einen Kinnhaken und nun gingen alle drei zu Boden.
    »Abnorme Neigungen, die das Erbe zusätzlich schmälern …« Christoph drosch auf Ulrich ein.
    »Hör auf, das ist Sidonias Fest, wie kannst du dich nur so aufführen.« Georg rieb sich das Kinn.
    »Und du mit deiner bigotten Alten, die sogar eine Pilgerreise der Hochzeit ihrer ältesten Tochter vorzieht. Lässt sie dich nicht mehr unter die Röcke vor lauter Beterei, flieht vor dir sogar bis nach Rom. Wenigstens hat jetzt das Karnickeln ein Ende.«
    Georg watschte ihn.
    »Schweig.« Ulrich hatte sich aufgerappelt und stürzte sich auf Christoph. Eine Keilerei entspann sich und bald waren sie von den anderen Festgästen umringt. Blut spritzte, ob von den Scherben oder von den Schlägen. Canisius rückte mit seinem Stuhl ins hintere Eck des Saales, sein Adamsapfel brannte immer noch.
    »Sie machen ihrer Herkunft alle Ehre«, hörte er die Baronin Langenmantel tuscheln. »Balgen sich am Boden wie Fuhrknechte. Hochadel hin oder her, ein Fugger bleibt ein Weber.« Und mit einem Seitenblick auf Philipp, der der Balgerei gebannt zusah, ergänzte sie: »Gold allein macht noch keinen Kaiser.«

18. Die Essenz
    Die Glaskolben klirrten leise. Seine Hände zitterten und eine Schweißperle kitzelte seine Nasenspitze. Was, wenn der Stoff vorher in die Luft flog und ihm die Hände zerfetzte? Er dachte an Adelaida, an ihren zerbrechlichen Leib und wie er ihre Haut Pore für Pore liebkoste, das beruhigte ihn

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