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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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Buchführung war sein einziger Gedanke, ob er sie richtig gebettet hatte, sie seitlich so abgestützt, damit sie nicht vom Diwan fiel, sie genug getrunken hatte und es ihr sonst an nichts fehlte.
    »Giuseppe ist ja auch noch da«, sagte Adelaida, wenn er seine Besorgnis kundtat, bevor er ging. Aber seitdem der Kater verschwunden war, sprach der Alte mit ihm kein Wort mehr. Abends, wenn Octavian mit den anderen Gleichaltrigen um die Häuser zog, zog Philipp Adelaida wieder bis auf das Unterkleid aus und trug sie ins Bett. Vor Anspannung schwitzte er. Sie war so zart und zerbrechlich. Er wollte ihr nicht weh tun, keine Glieder verdrehen oder umknicken. Seine Augen suchten das haarige Dreieck unter dem dünnen Nachthemd und seine Arme streiften ihre Brustwarzen, die erst weich waren, unter seiner Berührung hart wurden und gar nicht so leblos wie ihr übriger Körper waren.
    »Bade mich, Filippo«, sagte Adelaida eines Abends. »Giuseppe hat alles vorbereitet.«
     
    Nackt lag sie in seinen Armen. Langsam legte Philipp sie in die Holzwanne. Er dachte daran, wie ausgeliefert sie ihm nun war. Nur ganz leicht bräuchte er sie an den Füßen ziehen, ohne jeden Druck, ihr Kopf würde unter Wasser gleiten und sie ertrinken. Nicht mal an ihn klammern oder sich an die Oberfläche strampeln und zappeln würde sie, oder fing ein Krüppel im Todeskampf damit an? Diese Versuchung erregte ihn. Sein Glied pochte hart gegen die Schamkapsel. Er wusch Adelaida mit einem Meeresschwamm, strich über jede Beuge ihres Körpers. Sie schloss die Augen, als würde sie alles spüren und stöhnte leise: »Filippo«. Er hob sie wieder heraus, trocknete sie ab, salbte sie, massierte ihre abgewinkelten, verkrampften Zehen und befreite die Zwischenräume von Fusseln. Ihr Körper glänzte, ihre Achsel- und Schamhaare kringelten sich. Eine erwachsene Frau, die ihm ausgeliefert war, mit der er machen konnte, was er wollte.
    »Komm schon«, sagte sie. »Ich gehöre dir.«
     
    Später, als er die Treppe hinuntersprang, lief er noch mal zurück und klappte Adelaidas weit gespreizte Beine zusammen.

25. Der Ölschinken
    Von allen weiblichen Tätigkeiten mochte Anna das Sticken am wenigsten, doch nun konnte sie beim immergleichen Nadel einstechen, Faden durchziehen, Nadel durchstechen, Faden raufholen, ihren Gedanken nachhängen. Sie musste die Wahrheit herausfinden, sonst würde sie noch durchdrehen. Dass die Leiche des Teufelsmönchs spurlos verschwunden war, hatte sie bereits erfahren. Sie war in die Küche gegangen und hatte die Köchin um einige Scheffel Gerste für ihren Vater gefragt, die er angeblich fürs Bierbrauen brauchte.
    »Da muss ich in den Speicher, Contessa. Wenn Ihr bitte warten wollt.«
    Die Köchin, eine dicke Frau, die selbst sieben Kinder daheim zu versorgen hatte, duzte Anna bisher immer. Anscheinend hatte ihre Mutter die Vorschriften wieder verschärft. »Halt wartet, in der Truhe dort war doch immer Gerste, oder nicht?«
    »Ach, die Truhe nehme ich für alles Mögliche her«, die Köchin winkte ab. »Wo Getreide ist, sind auch die Mäuse, deshalb ist es im Speicher besser aufgehoben.« Sie knickste, eilte hinaus.
    Anna zögerte. Bei Tageslicht sah es in der Küche gar nicht mehr so bedrohlich aus, überall brodelte es aus Tiegeln und Töpfen. Schmutziges Geschirr stand herum, rosa Fleischstücke und noch ungerupfte Vögel lagen fürs Mittagsmahl bereit. Schellebelles Bett hinterm Ofen war verwaist. Anna hob einen Holzkübel mit Gemüseabfällen von der ersten Truhe und lupfte den Deckel. Sie war leer. Vielleicht war das Geschirr schon verschenkt. Sie schob den Korb mit Äpfeln von der Getreidetruhe auf die dritte Truhe, in der sie gesessen hatte. Doch bevor sie den Deckel der Getreidetruhe hob, beugte sie sich vor und prüfte jede Maserung und jede Kerbe in der Schnitzerei. Sie versuchte sogar, die Truhe zu verschieben, schaffte es aber nicht. Nirgends entdeckte sie eine Blutspur.
    Der Deckel lag schräg auf dem Kasten, war aus den Angeln gehoben worden. Sie wuchtete ihn hoch. Tonkrüge in allen Größen und Formen befanden sich darin. Um auf den Truhenboden zu sehen, nahm sie einen heraus. Ganz im Eck war ein dunkler Fleck. Es konnte eingetrocknetes Blut sein. Sie kratzte darauf herum. Schritte von Holztrippen näherten sich. Anna stellte den Krug zurück. Unter ihrem Fingernagel bemerkte sie ein schwarzes Gerstenkorn.
     
    Sollte sie einfach zum Ratskeller hinauslaufen und Schellebelle befreien? Pater Canisius war, wie Sidonia

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