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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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waren …
    »Also«, konnte Christl das Sticheln nicht lassen. »Was machst du hier?«
    »Ich wollte mich nur waschen.«
    »Wir leben an einem See, in dem du bis zum Kopf untertauchen kannst, und du schleichst dich zu diesem Trog? Nein, das glaube ich dir nicht. Ich weiß ganz genau, dass du für Barbara Glöckner schwärmst!«
    Ehe Poldi wutentbrannt etwas entgegnen konnte, schaltete sich Lenerl ein. »Nun, lass ihn doch in Ruhe!«, schimpfte sie, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Das stimmt nicht«, fuhr Poldi dessen ungeachtet Christl an. »Wahr hingegen ist, dass du ein Auge auf Viktor Mielhahn geworfen hast!«
    Christl missachtete seine Worte. »Sie könnte deine Mutter sein!«
    »Und Viktor ist ein Sonderling! Das denkt jeder, nur spricht es keiner aus, weil alle Mitleid mit ihm und seiner verrückten Schwester haben.«
    Er war erleichtert gewesen, als Viktor darauf beharrt hatte, eine eigene Parzelle für sich und die Schwester zu bekommen und dort in einem eigenen Haus zu leben. Ihm war allerdings nicht entgangen, wie sehr Christl es bedauerte, dass die beiden nun nicht mehr unter einem Dach mit den Steiners wohnten, wie es nach der Ankunft am See beschlossen worden war.
    »Viktor … Viktor ist ein feiner Mensch!«, rief Christl und fuchtelte wild mit den Händen. »Er ist kein derber Bauer!«
    »Aber gerade solche brauchen wir hier. Genauso wie tüchtige Frauen, die anpacken können.«
    »Etwa so wie Barbara?«, stichelte Christl.
    »Viktor kriegst du nie dazu, auch nur ein Wort mit dir zu sprechen.«
    »Dass du dich da nicht irrst!«, rief Christl triumphierend. »Das hat er nämlich schon getan. Bin heute zu ihm gegangen und habe ihn zum Fest eingeladen, und stell dir vor, er hat mir sogar Apfelmost angeboten. Wirst sehen: Heute Abend tanz ich mit ihm.«
    Poldi zuckte mit den Schultern.
    Plötzlich stieg ein Bild vor ihm auf, nicht von Christl und Viktor, sondern von sich und Barbara, wie sie sich miteinander im Kreise drehen, die Leiber ganz dicht aneinandergepresst.
    »Ach, lass mich doch in Ruhe!«, rief er unbeherrscht.
    Christl grinste triumphierend.
    Abermals wurde sein Gesicht glühend rot, und damit seine Schwestern es nicht merkten, tauchte er erneut seinen Kopf in das mittlerweile bräunliche Wasser des Trogs – so tief, dass er nichts mehr sah und hörte von der Welt.

19. KAPITEL
    R asch war im Haus der von Grabergs Platz für das Fest gemacht worden: Da es nur wenig Mobiliar gab, musste man nicht viel beiseiteschaffen. Was man mit dieser leeren Fläche allerdings anfangen sollte – das konnte niemand sagen. Die Siedler wussten, wie man Holz zu schlagen hatte und wie den Boden zu beackern, wie man Flachs anbaute und Gräben aushob, aber wie das Feiern ging, hatten sie verlernt.
    Die Dielen knirschten unter unschlüssigen Schritten; die Gäste wirkten eher müde als ausgelassen. Wenig mitreißend geriet das Lächeln in ihren Gesichter, wenig feierlich waren die Kleider, die sie trugen, nämlich dreckig und verlottert wie eh und je.
    Nur der von Annelie reich gedeckte Tisch ließ keine Zweifel zu, dass es ein freudiger Anlass war, zu dem sie sich trafen, und Annelie war es auch, die schließlich den Abend rettete – wollte sie doch nicht hinnehmen, dass ihre Speisen mit dumpfen und trübsinnigen Blicken gekaut wurden.
    Noch ehe sie einlud, vom Essen zu nehmen, bat sie zu trinken an und schenkte nicht nur großzügig Chica aus, sondern vor allem Apfelwein – aus den Früchten der wilden Apfelbaumhaine gebraut, die sie erst vor kurzem entdeckt hatte.
    Das Gesöff schmeckte so säuerlich, dass Elisa meinte, ihr Mund würde gleich zu brennen beginnen, doch es verfehlte seine Wirkung nicht. Kaum hatte sie sich an den Geschmack gewöhnt, strömte der Apfelwein warm durch ihren Leib, stieg ihr in den Kopf und ließ sie ungewohnt schrill auflachen.
    Poldi erging es nicht anders. Er trank einen ganzen Krug auf einmal leer, und als er ihn wieder senkte, war sein Kopf hochrot. Selbst sein Bruder Fritz wirkte nicht streng und verkrampft wie sonst.
    Nur Jule blieb nüchtern. »Bier würde ich trinken, Wein nicht«, erklärte sie störrisch.
    »Irgendwann schaffe ich es, nicht nur Chica, sondern auch Bier zu brauen!«, erklärte Annelie stolz.
    »Pah!«, machte Jule. »Hier im Nichts ist das genauso unsinnig wie der Versuch, einen Rhabarberkuchen zu backen.«
    »Von wegen!«, rief Annelie. »Carlos Anwandter in Valdivia hat es schließlich auch geschafft.«
    Bis an den See hatte sich diese

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