Im Land der Feuerblume: Roman
übersetzte.
»Es sind nur Händler mit friedlichen Absichten«, erklärte er.
Poldi ließ sich nicht so leicht davon überzeugen. »Von wegen!«, zischte er. »Das sind Rothäute. Wer weiß, was sie tatsächlich im Schilde führen.«
Sein Griff ging zu seinem Jagdmesser, aber Fritz beugte sich vor und fiel ihm in den Arm. »Es ist jetzt nicht die Zeit, den Helden zu spielen. Uns musst du nichts beweisen!«
»Was heißt beweisen! Ich will die Frauen zurückholen!«
»Ach ja, um die Frauen geht’s dir? Um welche denn genau? Tatsächlich nur um Magdalena, das Katherl und Elisa, oder willst du nicht vielmehr Barbara beweisen, welch tapferer Kerl du bist? Oder nein, du willst ihr gar nichts beweisen, du weißt schlichtweg nicht, wohin mit deiner Ohnmacht, jetzt, da Taddäus tot ist, aber du immer noch mit Resa verheiratet bist. Du bist so leicht zu durchschauen, Poldi. Glaub nicht, ich wüsste nicht …«
»Halt dein Maul!«, unterbrach Poldi ihn rüde. Immerhin schwieg er nun und versuchte auch gar nicht erst, erneut das Messer hervorzuziehen.
Quidel tauschte weitere Worte mit den Männern, dann zog die Karawane weiter.
»Und? Haben sie die Frauen gesehen?«, fragte Cornelius begierig. Er war wieder hellwach.
»Und selbst wenn – sie würden ja doch lügen«, konnte sich Poldi nicht zu murren verkneifen.
»Gesehen haben sie niemanden«, sagte Quidel. »Aber sie wissen von einer größeren Siedlung. Sie liegt ungefähr einen Tagesmarsch von hier entfernt.«
27. KAPITEL
D ie restliche Wegstrecke verlief schweigsam. Nach einer weiteren Nacht, wuchs ihre Anspannung. Poldi schien vor Ungeduld nahezu zu bersten, und während Cornelius dessen Unbeherrschtheit weiterhin Sorge bereitete, wirkte Fritz vor allem nachdenklich und in sich versunken. Der Einzige, der förmlich aufzublühen schien, war Quidel. Leichtfüßig nahm er auch die steilste Wegstrecke, mit der ihre Pferde zu kämpfen hatten, und erwartete sie oben meist lange im Voraus. Irgendwann tat er nicht einmal mehr das, sondern lief weiter und weiter, wohl gewiss, dass die anderen seine Spuren schon entdecken würden. Ob er selbst noch jenen folgte, die die Mapuche hinterlassen hatten, sagte er nicht. Poldi bekundete laut seinen Zweifel daran, aber Cornelius erklärte entschlossen, dass er niemandem so vertraute wie Quidel.
Und schließlich blieb dieser plötzlich stehen. Nach einem Stück Steppe waren sie in einen Wald gelangt mit struppigen Nadelbäumen und dornigem Gebüsch. »Hast du … hast du etwas gehört?«, fragte Cornelius gespannt.
Quidel gab ihnen ein Zeichen, zu schweigen, und winkte sie zu sich heran. Behutsam sprangen sie vom Pferd.
»Dort!«, sagte Quidel.
Cornelius sah angestrengt in die Richtung, in die Quidel deutete, doch er erblickte nichts als unverändert flirrenden Himmel. Erst nach einer Weile glaubte er, eine dünne Rauchsäule auszumachen, die nach oben stieg.
»Wahrscheinlich ist es die Siedlung.«
Poldi stampfte wütend auf. »Na endlich!«, rief er und drängte sich ungeduldig an ihnen vorbei. Cornelius sah erst jetzt, dass er unbemerkt die Pistole an sich gebracht hatte, die Fritz bis jetzt in seinem Gürtel stecken und ihm verwehrt hatte. »Du kannst doch nicht einfach losstürmen!«, fuhr er ihn an, aber Poldi fuchtelte nur mit der Waffe herum und schien genau das im Sinn zu haben.
»Nicht!« Quidel stellte sich ihm in den Weg. »Keine Gewalt!«
Poldi starrte ihn wütend an. »Ich habe nicht mit der Gewalt begonnen!«, schrie er auf. Als Quidel ihn festhielt, entzog er ihm ruckartig den Arm und hielt ihm die Pistole bedrohlich vor die Nase.
Quidel wich kein Jota zurück, aber Fritz ging entschlossen dazwischen.
»Wir tun, was Quidel sagt!«
»Aber …«
Da packte Fritz ihn seinerseits am Arm, schlug ihm die Pistole aus der Hand und zerrte ihn von den anderen fort. Seine Stimme war laut genug, dass Cornelius jedes einzelne Wort hören konnte. »Du triffst hier nicht die Entscheidungen!«, zischte Fritz.
»Unser Bruder wäre fast gestorben … seinetwegen«, murrte Poldi. »Und denk an Richard von Graberg und …«
»Wenn es darum geht, was die Mapuche uns angetan haben – warum nimmst du dann nicht auch Taddäus’ Namen in den Mund? Weil dir sein Tod etwa ganz zupasskommt?«
Poldis Gesicht lief dunkelrot an. »Du wagst es …«
Mit geballten Fäusten wollte er auf ihn losgehen, und schon hob Fritz abwehrend die Hände, doch ehe es zum Kräftemessen der beiden Brüder kam – Cornelius war sich
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