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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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gönnte ihrem Sohn alles, genau genommen, viel mehr als er eigentlich verdiente. Nur bei dem Gedanken, irgendwann eine Schwiegertochter dulden zu müssen, wurden ihre Züge spitz und abfällig.
    Emilia fragte sich manchmal, warum niemand auf die Idee kam, dass auch sie im rechten Alter wäre, um Jacobos Braut zu werden. Nicht, dass sie sich das wünschte! Gott bewahre! Aber sie war sich nicht sicher, woran das lag. Etwa, weil sie die Tochter von Cornelius und Greta Suckow war, die sich von der Gemeinschaft meist fernhielten? Oder weil sie seit ihren Kindertagen ständig mit Manuel zusammen war und sich niemand den einen ohne den anderen vorstellen konnte?
    Als sie noch klein war, hatte sie manchmal gehört, wie darüber getuschelt wurde: dass sich Elisa Steiner, geborene von Graberg, und Cornelius Suckow hartnäckig meiden würden. Dass Greta alle Menschen hasste. Und dass darum niemand verstehen könne, warum die Kinder so selbstverständlich zueinander gefunden hatten. Man erklärte es sich schließlich damit, dass die beiden in derselben Woche geboren worden waren und dass Annelie von Graberg wie eine Mutter für die von Greta oft vernachlässigte Emilia sorgte – gutlaunig und glücklich, wenn sie ein hungriges Mäulchen mit Leckereien stopfen konnte. Und irgendwann gehörten die beiden so selbstverständlich zusammen wie Lu und Leo.
    »Ich glaube, er kommt nicht mehr! Die Luft ist rein!«, erklärte Manuel nach einer Weile, als nach wie vor nichts von Jacobo zu sehen war. Behende schwang er sich von einem Ast zum nächsten.
    »Und wenn uns doch jemand sieht?«, rief Emilia vorsichtig und klammerte sich an den Baumstamm.
    »Nun komm schon«, lockte er sie. »Und beeil dich! Ich muss dir nämlich unbedingt etwas zeigen, ehe es Abend wird!«

    Emilia folgte Manuel mit zunehmender Verwirrung. Je eindringlicher sie fragte, wohin er sie bringen würde, desto entschiedener schüttelte er den Kopf. Derart geheimnisvoll gab er sich ansonsten nie. Sie hatten beide kaum laufen gelernt, da waren sie bereits gemeinsam durch den Urwald gestreunt und hatten sich stets alles gezeigt, was neu und fremd war. In der Nähe der Rodungsgrenze kannte Emilia jeden Baum, doch Manuel führte sie immer tiefer in den Wald hinein. Unwillkürlich erschauderte sie. Sie mochte es, auf Bäume zu klettern – vorausgesetzt, der See war noch im Blickfeld. Doch sie scheute die Dunkelheit, wenn die dichten Kronen das Himmelslicht abschnitten, das Moos sämtliche Schritte dämpfte und die sumpfigen Wasserlachen bedrohlich gluckerten.
    Manuel bemerkte ihr Zögern nicht. Entschlossen ging er immer weiter. »Nun mach schon! Ich musste mir ein Versteck suchen, das sicher ist! Nicht, dass Jacobo oder die drei Mädchen zufällig darüber stolpern.«
    »Ein Versteck?«, fragte Emilia erstaunt. »Aber wofür denn?«
    »Sieh selbst!«, rief er stolz und vollführte eine einladende Geste.
    Emilia blickte sich um und war wenig beeindruckt. Er hatte sie auf eine Lichtung gebracht, die sich kaum von anderen unterschied, nur, dass das Gestrüpp und Gras am Boden von vielen Schritten niedergetreten waren. Als Emilia in die Mitte der Lichtung trat, fiel sie fast über einen Baumstamm. Irgendwer hatte ihn von allen Ästen befreit.
    »Wer hat nur …«, setzte sie an.
    »Ich war das!«, rief Manuel.
    Er schob sichtlich angestrengt den Baumstamm zur Seite, und jetzt sah Emilia einen rundlichen Stein darunter liegen. Nicht minder ächzend, wälzte Manuel auch diesen fort und gab ein Erdloch frei. Emilia spähte neugierig hinein. Das Loch war mit Holz ausgelegt und mit großen Säcken gefüllt. Manuel zog einen herauf, öffnete ihn und gewährte ihr einen Blick hinein. Als Emilia die Rinde sah, die sich darin befand, war sie enttäuscht.
    »Was, zum Teufel, ist das?«
    »Rinde natürlich!«
    »Das sehe ich selbst. Aber …«
    »Vom Lingue-Baum«, fügte Manuel vielsagend hinzu.
    »Und was machst du damit?«
    »Ich mache gar nichts damit. Aber die Gerberei in La Unión zahlt 50 Rinderfelle für 180 Säcke Lingue-Borke. In Puerto Montt sind die Preise etwas schlechter. Aber Abnehmer findet man überall genug.«
    »Und warum willst du unbedingt Rinde verkaufen?«, fragte sie verwirrt.
    Er antwortete nicht darauf. »Offenbar ist sehr lange getestet worden, welches Material sich zum Gerben von Rinder- und Schafsfellen am besten eignet. Man kann auch Pangui dafür nehmen. Das ist die Wurzel einer Sumpfpflanze. Man muss sie einfach nur aufschneiden und trocknen. Aber es

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