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Im Land der gefiederten Schlange

Im Land der gefiederten Schlange

Titel: Im Land der gefiederten Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carmen lobato
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Über seine Schulter und die schlanke Hüfte hinunter gruben sich tiefe Narben, die sie inwendig schaudern ließen.
    Er warf sein Hemd darüber. »Nicht.«
    Sie strich es ihm wieder hinunter und küsste seine Schulter.
    »Willst du noch Wein?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging er mit dem Krug zum Fass und füllte ihn.
    Seine Silhouette im Kerzenschein ließ ihr Herz jagen. Sie hätte ihm hinterherpfeifen wollen, wie ein Gassenjunge es bei einem schönen Mädchen tat. »Ich liebe dich.«
    Er drehte sich um und hob eine Braue. »Jetzt immer noch, Ichtaca? Auch wenn du weißt, dass ich das nicht hätte tun dürfen?«
    Was hättest du nicht tun dürfen? Mich umarmen, mich lieben, mich aus der sterbenden Stadt holen und im Leben halten? Dich mir ausliefern, nachdem ich dich verurteilt habe, ohne dich anzuhören? »Komm wieder zu mir«, bat sie. Er kam, setzte sich neben sie und sah hinunter in ihr Gesicht.
    »Benito?«
    Statt zu nicken, senkte er die Lider.
    »Warum bist du zurückgekommen?«
    Seine Schulter zuckte.
    »Sag’s mir.«
    »Weil du meinen blöden Stolz nicht liebhast«, antwortete er. »Weil meine Stadt brennt und eine Stimme in mir gebrüllt hat: Sag mal, du Idiot, wie vernagelt bist du eigentlich? Du liebst dieses verrückte Mädchen, weißt, sie rennt irgendwo zwischen Congreve-Raketen herum, und du lässt sie rennen wegen einer läppischen Ohrfeige.«
    Du liebst dieses verrückte Mädchen. Mich.
    Sie rappelte sich auf und berührte seine Wange, strich mit zwei Fingern über straff gespannte Haut. »Gedemütigt werden ist nicht läppisch«, sagte sie. »Du hattest recht, ich habe dich behandelt wie meinen Knecht, der, wenn er nicht kuscht, eben Schläge bezieht. Und deinen blöden Stolz habe ich unendlich lieb, weil er die Größe hatte, darüber hinwegzusehen. Ich bitte dich um Verzeihung, Benito. Aber ich bitte dich auch, mir zu glauben, dass ich keinen Moment lang so gedacht habe. Die Ohrfeige kam von keiner Herrin, die dich verachtet, sondern von einem dummen Mädchen, das dir verfallen ist und vor Eifersucht schäumt.« Als sie sah, wie verstört er war, zog sie seinen Kopf auf ihre Schulter und streichelte ihm den Nacken, die glatte Haut, die allmählich erkaltete. Oben wurde wieder Kanonendonner laut, aber wie durch Polster gedämpft. »Ich schäme mich, weil ich nie dagegen aufbegehrt habe, dass du in meinem Elternhaus geschlagen wurdest. Für das, was ich jetzt sage, musst du mich hassen – es schien mir immer selbstverständlich zu sein.«
    Er küsste ihren Hals und richtete sich auf. »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass du es mir gesagt hast.«
    »Davon heilt ja nicht, was meine Familie dir getan hat«, rief sie heiser vor Scham.
    »Doch«, entgegnete er ruhig, »davon heilt es. Und einmal hast du aufbegehrt. Wegen eines Jungen auf dem Malecon.«
    »Das weißt du noch?« Sie hatte geglaubt, nur sie allein müsse noch immer daran denken. »Damals warst du wütend auf mich. Du hast drei Wochen lang nicht mit mir gesprochen.«
    »Ich bin ein Idiot. Vergiss es. Für mich war es auch selbstverständlich, und für einen Großteil meines Volkes ist es das noch. Zu meinem Bruder habe ich gesagt: Sei doch still. Sie schlagen uns kaum je grundlos und nicht besonders hart. Ich musste erst meine Knochen splittern hören, um mir zu schwören: Wenn mich noch einmal jemand schlägt, schlage ich zurück.«
    »Tu’s!«, rief sie und hielt ihm ihr Gesicht hin. »Schlag zurück.«
    Er lachte und küsste sie. »Nicht mit der Hand. Auch nicht mit der Machete, wie es zu uns Wilden passt. Ich wollte unbedingt schießen lernen, fechten und töten, und weißt du eigentlich, dass wir beide verrückt sind? Wir erzählen uns lauter Zeug, das wir vor der Welt geheim halten wollten. Wenn wir hier unten sterben, mag das in Ordnung sein. Aber was, wenn wir durchkommen und es bitter bereuen?«
    »Ich bereue es nicht«, erwiderte Katharina und vermied einen Blick auf die Pistole, deren Lauf zwischen den Säcken hervorblitzte. »Und ich habe dir nichts erzählt, um zu sterben, sondern weil ich mit dir weiterleben will.«
    »Du bist noch verrückter als ich, Ichtaca.«
    Sie zerraufte sein Haar. »Hast du’s gelernt?«
    »Was?«
    »Schießen, fechten und töten.«
    »Schießen und fechten ja.« Jetzt war er es, dem der Blick nach der Pistole entglitt, und nur wer ihn sehr gut kannte, hätte das Flattern der Lider bemerkt. »Das andere hatte ich noch nicht nötig. Ich möchte nicht allzu gern wissen, ob ich’s kann.«
    Sie

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