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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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Eltern bleiben?
    Dann lief sie Georg humpelnd nach und berührte ihn am Arm. »Ich … ich … ich habe doch bei dem Sturz mein Knie angestoßen. Ich kann nicht so schnell.«
    »Schon gut. Jetzt komm.«
    Vorsichtig schlüpften sie durchs Unterholz, bemüht, so leise wie möglich zu sein, um nicht die Aufmerksamkeit der Banditen zu erregen. Langsam gewann Elise die Fassung wieder und lauschte in die Tiefen des Regenwalds. Waren etwa noch mehr Schüsse zu hören? Was wollten die Banditen von ihren Eltern? Wollten sie sie töten? Oder als Geiseln nehmen? Sie kam fast um vor Sorge und begann zu schluchzen. Erschrocken zog sie die Hand vor den Mund, doch zu spät …
    »Bist du von Sinnen?«, presste Georg hervor. Er blieb kurz stehen und horchte in die Dunkelheit hinein. Dicht hinter ihnen erklangen Stimmen. »Los, lauf!«
    Er griff nach ihrer Hand und zerrte sie hinter sich her. Ranken und Dornen verfingen sich in ihrem Kleid. Sie blieb an einer Wurzel hängen und riss sich von Georg los. Etwas Stacheliges landete auf ihrem Gesicht. Panisch schlug sie es weg, hinter ihr Rufe und Schritte, die immer näher kamen. Immer schneller. Sie keuchte, bot ihre letzten Kräfte auf. Ihr eigener Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren. Sie stolperte, konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten, hastete weiter. Nur weiter. Weg von den Banditen. In die Sicherheit des Regenwalds.
    »Da vorn. Schnappt sie euch!« Sie erkannte die Worte auf Spanisch und meinte, bereits den Atem ihrer Verfolger im Nacken zu spüren. »Lasst keinen entkommen«, riefen sie immer wieder.
    Georg schlug einen Haken und Elise hoffte, ihn nicht zu verlieren. Undenkbar. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte, schneller zu laufen, bemerkte nicht, dass Georg plötzlich stehen blieb und rannte mit voller Wucht in ihn hinein.
    »Was hast du?«, keuchte sie und wandte den Kopf. Hin zu den Männern, die nur noch einen Atemzug entfernt schienen.
    »Hier«, flüsterte Georg mit tonloser Stimme und deutete mit der Hand nach vorn. Ihr Herz begann zu rasen.
    Ein Abgrund lag vor ihnen. Unendlich tief und schwarz.
    »Da, da sind sie.« Die Worte der Banditen drangen an ihr Ohr. Elise und Georg drehten die Köpfe. Hinter ihnen tauchten zwei Männer aus dem Regenwald auf. Langsam wie Raubtiere, die sich ihrer Beute gewiss waren, kamen sie auf sie zu. Nur wenige Schritte von ihnen entfernt, blieben sie stehen.
    »Komm, Kleine.« Der eine Bandit sprach voller Hohn und Spott. »Du willst doch madre und padre nicht allein lassen.«
    Flehend sah Elise zu Georg.
    »Vertraust du mir?«
    Sie nickte – und im selben Augenblick warf er sich auf sie, riss sie mit in die Tiefe. Ein gellender Schrei durchdrang die Nacht.

42
    »Wenn wir dieses Jahr einen fairen Preis erzielen, dann …« Margarete hob den Kopf und lächelte Alice Dieseldorf an. Die Gouvernante erwiderte das Lächeln, was ihren strengen Zügen eine unerwartete Sanftheit verlieh. »Ja«, antwortete sie. »Dann kommen wir in die schwarzen Zahlen. Ich habe mit Herrn Schultze verhandelt. Er gewährt uns wieder Kredit.«
    Täuschte sich Margarete oder legte sich bei diesen Worten ein leicht rosiger Hauch über die Wangen des Fräuleins? Nein, das vermochte sie sich nicht vorzustellen. Das hagere Fräulein und der runde gemütliche Kaufmann.
    »Habt ihr schon mit Alfred gesprochen?« Minna Seler nahm das Blatt in die Hand, auf dem in säuberlicher Handschrift zwei Zahlenkolonnen nebeneinander aufgelistet waren. »Er wird sich freuen.«
    »Möchtest du ihm die gute Nachricht nicht überbringen, Großmama?«, fragte Margarete mit banger Stimme. Obwohl es langsam, aber stetig mit der Finca aufwärtsging, hatte ihr Vater immer noch kein freundliches Wort mit ihr gewechselt. Er schloss sich in seinen Räumen ein oder verschwand mit der Flinte in den Wäldern. Jaguare oder pécaris jagen, behauptete er. Margarete fürchtete jedes Mal, dass er von seinem Ausflug nicht zurückkäme. »Und bitte sage ihm, dass wir es ohne seine Vorarbeit niemals geschafft hätten.«
    Wie gern hätte sie selbst mit ihrem Vater darüber gesprochen, ihm gesagt, wie beeindruckt sie davon war, dass es ihm gelungen war, La Huaca in den schwierigen Jahren zu halten. Aber sie fürchtete, dass er ein Lob von ihr nicht annehmen könnte. Alfred Seler hatte ihr nicht verziehen, dass sie weder Karl Federmann noch Robert Linden heiraten wollte.
    I ch habe Robert weggeschickt.« Margarete strich sich durch ihr Haar. Sie lächelte Juan an. Ihr Herz schlug so schnell wie

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