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Im Land der Mond-Orchidee

Im Land der Mond-Orchidee

Titel: Im Land der Mond-Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Witt de
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oder
suchte ein freundlicher Traum sie zu trösten?
    Â»In der Tasche hier ist alles, was in deinem Bündel war«, flüsterte
er. »Bist du fertig? Dann steig jetzt wieder ein. Wir sind knapp dran.«
    Neele gehorchte. Das Gespann ratterte los. Durch das offene Fenster
drangen immer deutlicher die Gerüche des Hafens, eine Mischung von Feuerrauch,
Maschinenöl, Salzwasser und den scharf gewürzten Speisen, die die Matrosen über
offenem Feuer auf dem Kai kochten. Ölige Lichtinseln schwammen in der
Dunkelheit. Plötzlich hielt der Wagen, Lennert sprang ab und öffnete ihr die
Tür. »Benimm dich wie eine gute deutsche Ehefrau«, mahnte er mit gedämpfter
Stimme, während er zwei Koffer vom Dach des Wagens holte. »Halt den Kopf unten
und sprich kein Wort, bis wir in unserer Kabine sind.«
    Sie tat, wie er ihr geheißen hatte. Das Postboot, das täglich die
Strecke von Batavia nach Anjer am südlichen Ende der Sundastraße und wieder
zurück befuhr, lag am Kai, eine schmuddelige Dampfbarkasse, die mit großem
Getöse Rauch ausstieß. Eine lärmende Menschenmenge, die viel zu groß für das
Schiff schien, drängte sich an der Landebrücke – viele Einheimische, aber auch
europäische Geschäftsleute, die in den Hafenstädten zu tun hatten. Niemand
kümmerte sich um das deutsche Paar, das an Bord ging und sofort seine Kabine
aufsuchte.
    Neele ließ sich in dem kleinen Raum mit dem schmutzigen Vorhang vor
dem Bullauge aufs Bett sinken und starrte Lennert im Schein der Sturmlaterne an
der Decke an. »Habe ich das dir und Dr. Bessemer zu verdanken?«
    Â»Ja, und Paula, die zwei Koffer voll Kleider gespendet hat. Wenn sie
dich suchen, werden sie eine einsam umherirrende Neele Selmaker suchen, nicht
eine offenbar gut situierte Frau Henderlein, die mit ihrem Gatten nach Padang
reist.« Er unterbrach sich, als ein gellender Pfiff
aus der Dampfpfeife des Schiffes ertönte und eine jähe Bewegung alles im Raum
schwanken ließ. »Wir fahren!«, stieß er aufatmend
hervor.
    Langsam suchte das behäbige Schiff sich seinen Weg zwischen den
zahllosen Dampf- und Segelbooten im Hafen und schwenkte dann in die Sundastraße
ein. Neele kauerte erschöpft im Winkel des Kojenbettes und knabberte an den
Reiskuchen, die Lennert mitgebracht hatte. Sie konnte noch kaum glauben, dass
ihre Freunde ein so großes Risiko für sie eingegangen waren. Schließlich war es
auch für einen Amtmann keine Kleinigkeit, einer verurteilten Mörderin durch
Bestechung zur Flucht zu verhelfen und ihr falsche
Papiere auszustellen; auf jeden Fall hätte die Aufdeckung ihrer Rettung
Bessemer seinen Posten gekostet. Sie hörte zu, wie Lennert ihr von der
Verschwörung erzählte.
    Â»Wir waren überzeugt, dass du die Wahrheit gesagt hast und der
holländische Richter dich ungerecht behandelt hat. Wir hätten niemals zusehen
können, wie du unter unseren Augen acht Jahre in diesem schmutzigen Loch
verbringst, unter Dirnen und Diebinnen.«
    Â»Wird man sich nicht fragen, wie ich entkommen konnte?«
    Â»Gewiss, aber die Antwort auf eine solche Frage ist in Batavia
allgemein bekannt: Bestechung. Wenn einmal eine reiche Frau oder eine Frau mit
reichen Freunden verhaftet wird, kann man darauf zählen, dass sie bald wieder
verschwunden ist. Die Polizisten und Wärterinnen sind selbst arme Leute; das
eigene Hemd ist ihnen allemal näher als der holländische Rock.«
Er wechselte das Thema. »Wie bist du an so viel Geld gekommen, Neele? Ich
dachte, ich träume, als ich deine Sachen in die Tasche packte und dieses Bündel
Banknoten fand.«
    Sie erzählte ihm von der Nacht auf der verlassenen Plantage. Er
schüttelte den Kopf. »Das nenne ich Glück! Nun, Räuber zu bestehlen ist kein
Verbrechen, würde ich sagen. Übrigens hat Dr. Bessemer die Fahrkarte nach
Bremerhaven von seinem eigenen Geld gekauft. Dir bleibt also noch eine ganze
Menge, um in Deutschland wieder sesshaft zu werden. Wirst du nach Norderbrake
gehen?«
    Â»Fürs Erste ja, aber ich werde nicht im Moorhof wohnen, solange
Onkel Merten und Tante Käthe dort sind. Das würde irgendwann Ärger bedeuten.« Sie seufzte tief auf und schloss die Augen. »Ich kann es
nicht glauben. Ich bin frei und auf dem Weg nach Hause!«
Dann ergriff sie seine Hand und drückte sie heftig. »Lennert, sag Dr. Bessemer:
Wenn man Ameyas

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