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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Gäste endlich das junge Brautpaar beglückwünschen konnten und sich alle nach und nach auf die schattigen Plätze unter den Palmen im Garten verteilten, atmete Julie auf. Jetzt ging es eindeutig zum entspannteren Teil der Festlichkeiten über. Sie wies Kiri an, in ihrem Zimmer kühles Wasser bereitzustellen, sie musste sich frisch machen.
    Als Julie vom Haus zurückkam, traf sie auf Valerie. Julie hatte eigentlich gehofft, Jean irgendwo zu begegnen. Seit sie in der Stadt ... seit ... hatte sie ihn nicht mehr allein gesprochen.
    »Juliette, komm, wir gehen ein Stück«, schlug Valerie unvermittelt vor. Julie dachte einen kurzen Moment daran, sich zu entschuldigen, entschied sich dann aber anders. Gemeinsam gingen die beiden Frauen in Richtung Fluss. »Es war eine sehr schöne Trauung.« Valerie lächelte Julie an. Julie wollte schon erwidern, dass dies ja Valeries Verdienst sei und nicht ihrer, als diese ihren Arm nahm und ihn tätschelte. »Schon gut, Juliette, ich habe es für Martina gemacht, und ich habe es gern gemacht. Schon wegen Felice ...« Valeries Blick umflorte sich etwas. »Du musst wissen ... Damals, die Hochzeit von Karl und Felice ... es war auch ein schönes Fest, obwohl es unter keinem guten Stern stand.«
    Julie blickte Valerie erstaunt an. Sie hatte gedacht, dass Karl seine Felice damals in aller Glückseligkeit geheiratet hatte. Nach allem, was sie bis jetzt gehört hatte, waren die beiden doch ein Traumpaar gewesen. »Aber ich dachte ...?«
    »Ach, Juliette, in diesem Land ist vieles nicht, wie es scheint. Du glaubst bestimmt auch an die Geschichte von Felices großer Liebe und die Traumhochzeit unter Palmen.« Valerie senkte betroffen den Blick. »Aber es war anders ... meine Schwester ... unser Vater wollte Felice damals mit einem Juristen aus Europa verheiraten. Felice wollte diesen Mann aber nicht heiraten, und schon gar nicht nach Europa ziehen. Es gab also einen langen Zwist. Bis sie mit Karl ankam.« Valerie stieß einen leisen Seufzer aus. »Ich glaube nicht einmal, dass sie Karl wirklich geliebt hat, er war ihr zwar ganz ergeben, seine Verehrung war in der Tat echt, aber Felice hat ihn, glaube ich, nur geheiratet, damit sie im Land bleiben konnte und unser Vater zufrieden war.«
    »Oh.« Julie war sprachlos. Sie wusste nicht, was sie zu dieser Version der Geschichte sagen sollte. Sie war immer davon ausgegangen, dass Felice eine vor Glück strahlende Braut gewesen war.
    »Felice hat das Leben auf der Plantage auf sich genommen, denn die Alternative, mit einem fremden Mann in ein fremdes Land zu gehen, widerstrebte ihr.«
    Das wiederum konnte Julie verstehen, wenn sie an ihre eigene Geschichte dachte. Wie töricht war sie gewesen!
    »Na ja, aber Karl und Felice ... ich dachte immer, es wäre eine glückliche Ehe gewesen?«
    Inzwischen waren die beiden Frauen an einem kleinen Pavillon am Flussufer angekommen. Hierher hatte sich noch keiner der Gäste verirrt. Valerie nahm Platz, und Julie setzte sich neben sie. Sollten die anderen Gäste nur warten. Valerie schien dieses Gespräch sehr wichtig zu sein, und Julie brannte darauf, mehr über ihre Vorgängerin zu erfahren, jetzt, da sich anscheinend zeigte, dass ihr Bild von Felice völlig falsch gewesen war.
    Valerie sah schweigend auf den Fluss hinaus, wo die Luft über dem Wasser in der Hitze flimmerte. Beide Frauen zuckten erschrocken zusammen, als Nico sich zu ihnen gesellte. Dann lachten sie.
    »Nico, dich gibt’s ja immer noch!« Zärtlich strich Valerie dem Papagei mit dem Zeigefinger über die Brustfedern, was er sich zu Julies Erstaunen gefallen ließ. Sonst war er etwas eigen, was Berührungen durch andere Menschen außer Julie betraf – zumal ihn Aiku heute Morgen etwas unwirsch eingefangen und angebunden hatte, damit er die Gäste nicht belästigte. »Hast du dich befreit?« Julie schmunzelte, als der Vogel ihre Frage mit einem wippenden Kopfnicken quittierte. Auch Valerie lächelte. »Nico war Felices ganzer Stolz, sie hat ihn damals aufgezogen, nachdem Aiku ihn aus dem Wald mitgebracht hatte. Eigentlich wollte er ihn den Sklavenkindern geben, aber Felice hat darauf bestanden sich selbst um ihn zu kümmern. Ich glaube, er war in den letzten Monaten, bevor ... ihr einziger Freund hier.«
    »Aber Valerie, so darfst du nicht reden! Ich denke doch, dass Karl ... wo Felice doch wieder schwanger war.«
    Valerie gab ein leises Prusten von sich. »Karl? Der hat Felice vollkommen ignoriert, nachdem Martina auf der Welt war. Felice

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