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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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keine Gelegenheit mehr gehabt, allein mit ihm zu sein. Gern hätte sie noch einmal seine Hand auf ihrer Haut gespürt. Gleichzeitig schalt sie sich: Julie, du bist eine verheiratete Frau.
    Aber was war diese Ehe schon wert, mit einem Mann, der die Zeit lieber mit seiner schwarzen Gespielin verbrachte? Gegen die sie selbst, davon war sie inzwischen überzeugt, vom Aussehen her nicht ankam. Julie war zwar recht ansehnlich, aber dieser dunkelhäutigen, exotischen Schönheit Suzanna hatte sie nichts entgegenzusetzen. Sie war einfach nur Karls kleines weißes Vorzeigepüppchen. Sie war das, was die Kolonie von der Ehefrau eines Plantagenbesitzers erwartete.
    Die Plantage Rozenburg verwandelte sich nach der Rückkehr binnen weniger Tage in einen wirren Bienenstock. Ivon begann frühzeitig mit der Vorbereitung der Gartenanlage, baute Pavillons auf und holte Unmengen an Tischen, Stühlen und Tand von seinem Boot, gefolgt von einer Schar Sklaven, die alles hin und her schleppten, drapierten und aufstellten. Martina stand meistens mittig im Geschehen und gab zusätzliche Anweisungen, während Pieter, der inzwischen auch aufgetaucht war, sich das Spektakel bei einem Glas Dram von der Veranda aus ansah. Karl zog es vor, jeden Morgen früh genug auf seinen Hengst zu steigen, um dem Ganzen zu entkommen. Julie ließ sich derweil mit dem Boot zu den Nachbarplantagen rudern. Dies dauerte meist einige Stunden, war aber, allein auf dem Fluss, ein recht angenehmer Zeitvertreib. Kiri war stets an ihrer Seite, und Amru sorgte mit einem gefüllten Picknickkorb dafür, dass die beiden auf der Fahrt keinen Hunger leiden mussten.
    Bei den jeweiligen Nachbarn angekommen, führte Julie meist kurze Gespräche und übermittelte die Namenslisten der Gäste, was aber eigentlich überflüssig war, da sowieso jeder jeden kannte und die Gäste sich schon selbst entsprechend angemeldet hatten. Die Freude darüber, sich wieder einmal zu treffen, war überall zu spüren. Kinder kehrten auf die Plantagen heim, Verwandte kamen endlich einmal wieder zu Besuch, Freundschaften wurden gepflegt. Die eigentliche Hochzeit wurde fast zur Nebensache. Und Julie wurde schmerzlich bewusst, dass sie nach einem Jahr in diesem Land immer noch keinen Anschluss an die Bewohner gefunden hatte. Manche schienen sich kaum mehr an sie zu erinnern.
    Nach den kurzen Gesprächen über die Gästeliste bestanden die Frauen des Hauses darauf, Julie noch zu bewirten, und so musste sie fast überall ein längeres Kaffeekränzchen über sich ergehen lassen, bis sie, mit einsetzender Ebbe oder Flut, je nach Reiserichtung, weiterfahren konnte.
    Dann trafen die ersten Gäste ein. Traditionell versammelten sich alle zuerst auf der Plantage, die Quartiere wurden erst später bezogen. Julie fühlte sich schnell erschöpft von den unendlichen Begrüßungen und dem stetig freundlichen Lächeln auf ihren Lippen. Karl schaffte es irgendwie, sich immer schnell aus der Affäre zu ziehen. Er begrüßte die Damen höflich, aber knapp, um sich dann den Männern zuzuwenden, die sich verdächtig schnell von ihm in den Herrensalon geleiten ließen. Die ausgiebige Begrüßung und Bewirtung der Frauen überließ er Julie und Martina.
    Ivons Sklaven erwiesen sich als gut geschultes und unauffälliges, aber flinkes Personal. Amru verzog zwar das Gesicht, wie so oft in den letzten Tagen, als ihr das Ruder aus der Hand genommen wurde, aber sie und ihre kleinen Hausmädchen hätten diese Flut anspruchsvoller Gäste allein kaum bewältigen können.
    Martina gab sich redlich Mühe in der Rolle der Braut. Leider wurde sie immer wieder von kleineren Übelkeitsanfällen heimgesucht, die sie natürlich zu verbergen versuchte. Immer noch wusste keiner von ihrer Schwangerschaft, und das sollte, so hatte Karl es angewiesen, bis nach der Hochzeit so bleiben. Pieter unkte zwar, dass es wohl auffallen würde, wenn Martina ein Fünfmonatskind bekam. Karl schalt ihn jedoch dafür rüde.
    »Freundchen – immerhin bist du nicht unschuldig daran. Du hast ja noch etwas Zeit, dir zu überlegen, wie du das dann erklärst.«
    Julie vermutete, dass die Frage in einigen Monaten sowieso niemanden mehr interessierte. Wann genau Martina ihr Kind zur Welt brachte, würde dann den meisten wohl egal sein.
    Als Valerie und ihre Mutter eintrafen, ließ Karl sich überhaupt nicht blicken. Einige Gäste bemerkten diese Unverfrorenheit, angesichts Valeries fröhlichem Auftreten nahm aber niemand ernsthaft Anstoß daran. Julie war froh, dass

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