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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Jean den Pfad entlang, den sie zuvor bereits mit Valerie beschritten hatte.
    Dass die beiden von zwei aufmerksamen Augen beobachtet wurden, die sich in der Tat die Hochzeitsnacht ersparten, blieb ihnen verborgen.
    Sie schwiegen, es gab nichts zu sagen. Die bloße Anwesenheit des anderen erübrigte alle Worte. Julie hätte auch kaum in Worte fassen können, was sie jetzt fühlte. Alles in ihr sehnte sich danach, sich gegen Jeans Schulter zu lehnen, seine Arme um ihren Körper zu spüren. Aber ihr Verstand sträubte sich, dies zuzulassen. Sie durfte nicht ...
    Am Ufer verharrten sie und schauten auf den schwarzen, dahinziehenden Strom. Das Mondlicht ließ kleine Wellen silbern aufblitzen und leises Plätschern verriet, dass der Fluss auch in der Nacht Leben trug.
    Jean wandte sich ihr zu, und für einen kurzen Moment hoffte Julie, er würde sie in den Arm nehmen und seine Lippen an ihre schmiegen. Doch dazu kam es nicht. Schritte und unverständliche Wortfetzen kamen näher. Erschrocken wich Julie einen Schritt zurück.
    Auf dem Weg zwischen den Büschen erschien Karl, gefolgt von Pieter und Aiku.
    »Was ist hier los?« Karls Zunge tat sich schwer nach dem vielen Alkohol. Aber seine Sinne schienen noch nicht so vernebelt, dass er nicht bemerkte, was hier allem Anschein nach geschah. Bevor Julie etwas hervorbringen konnte, packte er sie rüde am Arm. »Das würde dir wohl gefallen, du kleine Hure, hinter meinem Rücken mit einem Jüngeren ...« Er stieß sie hinter sich.
    »Und Sie ... Sie ...« Karl trat einen schwankenden Schritt auf Jean zu. Dieser wich mit beschwichtigend erhobenen Händen zurück und fand schneller Worte als Julie. »Ich habe Ihre Frau nur begleitet, ihr war nicht wohl ... und da ...«
    »Nicht wohl, nicht wohl ... Ich bin doch nicht blind. Sie ... Sie ... gehen Sie mir aus den Augen, und lassen Sie sich nie wieder auf meiner Plantage blicken! So weit kommt es noch!« Karl schnappte sich Julie und schob sie vor sich her zurück zum Garten und bis zum Haus. Dass ihn dabei einige Gäste verdutzt beobachteten und anfingen zu tuscheln, weil er seine Frau so brutal herumstieß, nicht ohne sie auch noch unflätig zu beschimpfen, bemerkte er gar nicht. Er verfrachtete Julie ihn ihr Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und riss sich das Hemd vom Leib. »Dir werd ich’s zeigen, brauchst ’nen Jüngeren, wie? Komm her ...«, er stieß sie aufs Bett und zerrte an ihrem Kleid.
    In diesem Moment wich die Starre von Julie. Sie hatte nicht vermocht zu reagieren, als er sie draußen am Fluss gepackt hatte, zu überraschend war sein Erscheinen gewesen. Aber jetzt ... sie ahnte, was ihr drohte.
    »Karl, nicht, du bist betrunken und es war nicht so, wie du ...«
    Die Ohrfeige traf sie hart und warf sie rücklings in die Kissen. Sie schmeckte Blut auf ihren Lippen. Bevor sie sich wieder aufrappeln konnte, war er über ihr, legte ihr eine Hand unter das Kinn, dass ihr fast die Luft wegblieb, und zwang mit der anderen ihre Beine auseinander.
    »Wenn du das haben willst, kannst du das auch bei mir bekommen. Meine Frau lässt sich nicht mit anderen Männern ein!«
    Julie schwanden fast die Sinne, als ein stechender Schmerz ihren Körper durchzuckte.
    Sie wusste nicht, was Karl den Gästen sagte, als sie nicht kam, um sie standesgemäß zu verabschieden, sie wusste auch nicht, was nach der Feier im Garten und im Haus geschah, um alles wieder in den Normalzustand zu versetzen. Die nächsten Tage vergingen wie im Nebel. Julie lag still in ihrem Bett, sie ließ nur Kiri zu sich. Das Sklavenmädchen war sichtlich besorgt über den Zustand, in dem sie ihre Misi vorgefunden hatte. Das Gesicht verquollen, die Lippe aufgeplatzt und das Bettlaken blutbefleckt. Kiri hatte ihre Misi gewaschen und ihr ein frisches Nachtgewand angezogen. Julie hatte alles kommentarlos über sich ergehen lassen. Nur als Kiri Amru hatte holen wollen, damit sie sich die Wunde an der Lippe und die Hämatome im Gesicht ansehen konnte, hatte sie sich geweigert.
    »Nein Kiri, nicht, bitte ... kümmer du dich, ich möchte niemanden sehen.«
    Kiri hatte gehorcht. Als sie aber am nächsten Morgen ihre Misi wieder in einem solchen Zustand vorgefunden hatte und einen Tag später erneut, war sie ohne Julies Wissen doch zu Amru geschlichen.
    »Der Masra ... ich weiß nicht ... ich mache mir Sorgen um Misi Juliette.«
    Amru aber zuckte nur traurig mit den Achseln. »Kiri, das müssen der Masra und die Misi miteinander ausmachen. Auch wenn es dir schwerfällt,

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