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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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plötzlich ohne ersichtlichen Grund mit den Tränen. Julie hatte furchtbare Angst, ernsthaft krank zu sein, schließlich konnte man sich in diesem Land allerhand seltsame Tropenkrankheiten einfangen. Sie versuchte, ihr Befinden so gut es ging zu verbergen. Nur Kiri bekam eines Morgens mit, wie Julie sich würgend in die Waschschüssel übergab.
    »Ist Misi nicht gut?«
    »Doch, ist schon in Ordnung Kiri.« Julie hoffte, dass Kiri sich damit zufriedengab. Ihr blieb der forschende Blick ihrer Sklavin aber nicht verborgen.
    »Soll ich Amru holen?«
    »Nein!«
    Als Julie ein paar Tage später vor Übelkeit dann des Morgens gar nicht aus dem Bett kam, blieb ihr nichts anderes übrig, als Kiri nach Amru zu schicken. Besser die schwarze Haushälterin als Karl, Martina oder gar Pieter.
    Amru kam gemächlichen Schrittes in Julies Zimmer. Sicherlich hatte Kiri sie über Julies Zustand informiert. Einen besonders besorgten Eindruck machte sie jedoch nicht.
    »Misi Juliette, Kiri sagt ...«
    Weiter kam Amru nicht, weil Julie sich erneut übergeben musste. Der leichte Duft nach Küche und Essen, der Amru anhaftete, strapazierte ihre Sinne an diesem Tag bis aufs Äußerste.
    Zu Julies Ärger grinste Amru über das ganze Gesicht, als sie den Kopf endlich von der Schüssel erhob.
    »Amru, das ist nicht lustig, ich glaube, ich bin krank«, stieß Julie verzweifelt hervor.
    Amru raffte ihre Schürze und setzte sich neben Julie aufs Bett. »Misi Juliette ist nicht krank.«
    Amru roch nach Speck und Fisch. Julie unterdrücke den auftretenden Brechreiz. »Doch, ich glaube schon, Amru. Das geht schon einige Zeit so.« Tränen rannen Julie über die Wangen. Sie konnte nicht einmal sagen, warum sie weinte, sie fühlte sich schwach und ausgelaugt. Ganz sicher war sie krank, das musste doch auch Amru bemerken.
    »Ich sage, Misi Juliette ist nicht krank. Ich glaube eher ...«, wieder grinste sie, »ich glaube eher, Misi Juliette ist in anderen Umständen.«
    Julie starrte die Haushälterin entgeistert an. »Was?« Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Martina! Sie hatte die gleichen Symptome gezeigt, als sie mit Martin schwanger gewesen war. Natürlich! Fieberhaft zählte Julie im Geiste die Tage nach, seitdem sie das letzte Mal ... Grundgütiger! Julie wurde schwindelig. »Amru, lass mich bitte allein und ... und sag dem Masra nichts. Sag bitte keinem etwas!«, stieß sie hervor.
    Amru nickte verständnisvoll und verließ den Raum.
    Julie drehte sich in ihrem Bett auf die Seite und starrte zum Fenster. Schwanger! Und es gab nur eine Möglichkeit, wer der Vater sein konnte. Schließlich hatte Karl sie seit Monaten nachts nicht besucht. Jetzt rannen ihr erneut Tränen über die Wangen.
    Was sollte sie tun?
    Am späten Vormittag schien die Luft bereits wieder vor Hitze zu flimmern. Das ewige Gekrächze der Bananenvögel war verstummt, ein untrügliches Zeichen für die nahende heiße Mittagszeit.
    Julie schwitzte und sehnte sich in die kühleren Räume des Hauses, doch musste sie hier auf der Veranda ausharren, um Karl Gesellschaft zu leisten. Schweigend saß sie neben ihm. Selbst der sonst so muntere Nico plusterte sich auf und verzog sich in die hinterste Ecke der Veranda, wenn Karl auftauchte.
    Aiku hatte bereits mehrmals sein Glas mit Dram nachgeschenkt, und Julie sah an Karls flackernden Lidern, dass es schon wieder viel zu viel des Guten war. Karl war bereits am Morgen übellaunig von seinem Rundritt heimgekehrt, es war besser, seine Aufmerksamkeit jetzt nicht auf sie zu lenken.
    Aiku schien das ähnlich zu sehen. Nachdem er eilig Karls Pfeife gestopft hatte, verzog er sich ins Haus.
    Hinter der Orangenallee sah Julie Mura mit ihren Schützlingen den Weg hinaufkommen. Keines der Sklavenkinder schien sich zu beeilen. Ihnen war dieses wöchentliche Ritual ebenso zuwider wie Julie. Karl hatte es lange schleifen lassen, aber seit Pieter die Kinder für seine Versuche missbraucht hatte, schien Karls Interesse an ihnen neu aufgeflammt zu sein. Jeden Samstag ließ er nach Mura und den Kindern schicken. Und Julie musste ihm Gesellschaft leisten. Auch darauf bestand er vehement.
    »Du bist doch sonst so zartbesaitet mit den Sklaven. So kannst du wenigstens sehen, dass es ihnen gut geht.«
    Ängstlich schoben die Kinder sich nebeneinander her, und Mura musste den einen oder anderen zurechtweisen, damit er nicht zurückfiel. Karl gab einen grunzenden Laut von sich und stieß eine große Rauchwolke aus. Die Kinder konnten heute sicher mit

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