Im Land der Orangenbluten
Sklavinnen, die taten, was man sagte. Wie Suzanna ...
Aber Juliette war noch jung und formbar. Es würde schon nicht so schwer werden mit ihr.
Die Einladung von Wilhelm Vandenberg, auch den Silvesterball zu besuchen, kam ihm da sehr gelegen. In der Silvesternacht hatte er ausloten können, dass ihm das Fräulein Vandenberg zugetan war. Keine Frage, er hatte sie um den Finger gewickelt. Sein Plan schien aufzugehen. Wenn er die junge Frau mitnahm, würde sich das sicherlich positiv auswirken. Das hohe Erbe war wie ein zusätzlicher Bonus. Jetzt würde er Wilhelm Vandenberg ein Angebot machen – und dieser wäre in seiner Situation ein Narr, wenn er es ausschlagen würde. Zur Not würde Karl ihm noch etwas auf die Sprünge helfen, indem er drohte, publik zu machen, dass Vandenberg seine Zulieferer übers Ohr haute, aber vielleicht war das nicht einmal nötig. Vandenberg war gierig.
Zufrieden lehnte Karl sich auf dem Sitz der Kutsche zurück. Ach, es war anstrengend hier in Europa, und dieses miserable Wetter erst, aber bald würde er wieder zu Hause sein und seinem gewohnten Leben nachgehen können.
»Meine Nichte? Sind Sie noch ganz bei Trost? Ich kenne Sie doch gar nicht richtig, und Sie ... Sie kennen das Mädchen nicht.« Wilhelm Vandenberg war aufgesprungen und wanderte mit hinter dem Rücken verschränkten Händen durch sein Arbeitszimmer.
Er empfand Karls Vorschlag offensichtlich als Unverfrorenheit. Aber Karl bemerkte auch, dass es in Wilhelms Kopf zu arbeiten begann, vermutlich überdachte dieser jetzt den geschäftlichen Aspekt. Karl indes saß seelenruhig auf seinem Platz und nippte an einem Glas Whisky.
»Nun stellen Sie sich mal nicht so an, Vandenberg. Ich habe mich umgehört, bis jetzt war Ihnen das Mädchen nichts als ein Klotz am Bein. Acht Jahre im Internat, kaum Kontakte zu Ihrer Familie ... und nach einem Kloster haben Sie sich ja auch bereits erkundigt.«
»Ich verbitte mir solche Bemerkungen! Mir liegt das Wohl meiner Nichte sehr wohl am Herzen!« Wilhelm Vandenbergs Stimme drückte Empörung aus. Aber darin lag noch etwas anderes, etwas Lauerndes. Wilhelm Vandenberg hatte angebissen.
Karl machte eine abwehrende Handbewegung. »Ach, erzählen Sie mir doch nichts, Vandenberg, ich weiß alles. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass die Kleine ihren Vater beerbt. Sie ist also eine gute Partie, es ist doch selbstverständlich, dass Sie die nicht mit jedem Dahergelaufenen verkuppeln.« Karl beugte sich leicht vor und faltete die Hände auf seinem Schoß. Dabei fixierte er Wilhelm Vandenberg, der inzwischen wieder hinter seinem Schreibtisch stand und sich an die Lehne seines Stuhls klammerte. »Das Arrangement, das ich Ihnen vorschlage, wird Ihren Wünschen doch bestens gerecht. Geben Sie’s zu, Vandenberg, Sie können Ihre Schulden bei mir nicht zahlen. Jedenfalls nicht, ohne sich beträchtlich krummzulegen. Und wer weiß, wer noch alles ankommt, wenn erst mal rauskommt, dass Sie bei mir mit den Kürzungen nicht durchgekommen sind.« Karl sprach leise, aber bestimmt und mit einem leicht drohenden Ton in seiner Stimme. »Wenn Sie Ihre Nichte allerdings mit mir verheiraten, dann wäre Ihr Konto bei mir ausgeglichen, schließlich streiche ich die Mitgift ein. Und ich könnte mich auch bereiterklären, in Anbetracht unserer neuen verwandtschaftlichen Beziehungen, im Laufe des nächsten Jahres etwas billiger zu liefern. Was sich natürlich schnell herumsprechen und die Preise allgemein drücken würde, da müssten wieder einige Ihrer Konkurrenten auf billige europäische Ware umsteigen, woraufhin die Preise für unseren guten Zucker sich beizeiten wieder erhöhen. Denken Sie also noch mal darüber nach.« Karl klopfte mit einer Hand auf den Papierstapel, der vor ihm auf Wilhelms Schreibtisch lag. Die Unterlagen über die ausstehenden Zahlungen ...
Wilhelm ließ sich auf seinen Stuhl fallen und starrte einen Moment auf seine Finger. »Was muss ich also tun?«, fragte er schließlich betont widerwillig.
Karl wandte den Blick gen Himmel. »Das, mein Freund, was der Vormund der Braut in so einem Fall eben tut! Versprechen Sie mir Juliettes Hand, und sorgen Sie dafür, dass sie der Sache zustimmt.«
Wilhelm Vandenberg straffte sich, seine Entscheidung war gefallen. »Sie wird zustimmen!«
Karl nickte zufrieden und stand auf. Sein schwarzer Untergebener stand gleich wieder bereit, um ihm in den Mantel zu helfen.
»Bitte melden Sie sich bei mir, sobald Sie mit dem Mädchen gesprochen haben«,
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