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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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um. Sich zu bewegen, traute sie sich nicht. Der Holzschuppen war klein und dunkel, es roch nach Urin und ... Kiri unterdrückte ein Würgen.
    »Geht’s wieder?« Der Kopf einer alten schwarzen Frau tauchte vor ihren Augen auf. Ihr Atem roch faulig, doch verzog sich ihr Gesicht zu einem milden Lächeln, als Kiri sie anblinzelte. Kiri setzte sich vorsichtig auf, immer darauf bedacht, dass ihr geschundener Rücken nicht gegen etwas stieß. Die Striemen brannten bei jeder Bewegung, sie wusste nur zu gut, dass jetzt kein Dreck in die Wunden hineinkommen durfte.
    »Wo bin ich?«, fragte sie leise.
    Aus einer anderen Ecke des Holzverschlages kam ein verächtliches Grunzen. »Im Abfalleimer der Stadt.«
    »Na, nun mach dem Mädchen doch keine Angst.« Die alte Frau schickte einen bösen Blick in die dunkle Ecke.
    »Ist doch wahr! Und Angst haben sollte sie vor Bakker auch, wer weiß, was er mit ihr vorhat.«
    Die Alte legte Kiri beruhigend die Hand auf den Arm. Kiri bemerkte, dass die Hände der Frau fürchterlich verkrüppelt waren. Die Finger standen schief in verschiedene Richtungen und schienen nicht besonders beweglich zu sein.
    »Wer ist dieser Bakker?« Kiris Stimme klang schon wieder fester. Dankbar nahm sie noch einen Schluck aus der Kalebasse, welche die Frau ihr reichte.
    »Bakker«, die Frau schnaubte leise, »ist ein Sklavenhändler. Und wie du siehst ... kein besonders erfolgreicher.« Sie deutete dabei auf ihre Hände und auf den Mann in der Ecke, der, wie Kiri jetzt bemerkte, schief und krumm gewachsen war. »Ich weiß ja nicht, woher du kommst, Mädchen, aber vielleicht ist es besser, du sagst, wem du weggelaufen bist ... viel schlimmer kann’s dort wohl kaum gewesen sein. Vielleicht lässt er dich dann wieder laufen.«
    Kiri schüttelte traurig den Kopf. »Ich wäre vermutlich sowieso bei einem Händler gelandet. Unsere Plantage ... der Masra ...« Sie erzählte kurz die Geschichte des Überfalls.
    Die Frau zog scharf die Luft ein. »Buschneger, hm? Ich sag es ja nicht gerne ... aber, ob nun Bakker oder einer der anderen dich einfängt, egal. Vielleicht hast du Glück, und er steckt dich nicht in eins dieser ... Freudenhäuser.« Ächzend setzte die Frau sich neben Kiri auf den Boden.
    »Und jetzt? Was passiert jetzt mit uns?« Kiri schaute die Frau hoffnungsvoll an.
    »Jetzt, Kindchen, warten wir. Warten, bis Bakker jemanden findet, der uns, dich, mich oder ihn«, sie deutete in die Ecke des Mannes, »kauft.«

Kapitel 16
    »Das ist unmenschlich!« Erika machte ihrer Wut Luft.
    Reinhard sah sie betroffen an. »Bruder Lutz erzählte, dass mit den Sklaven nicht besonders gut umgegangen wird ...«
    Erika schnaubte und warf einen bösen Blick in Richtung Ferger, der sich nach wie vor die meiste Zeit in seiner Hängematte aufhielt. »Vieh ... und ich dachte, Sie hätten ein paar Schweine an Bord, oder ... aber dass Sie Menschen da unten anketten!«
    Erika war froh, dass sie Juliette Leevken an Deck kennengelernt hatte und war ihr im Stillen dankbar, dass sie bereits auf dem Schiff eine Ahnung davon bekam, was sie erwartete. Juliette hatte einen entsetzten Eindruck gemacht, als sie den Sklaven tief im Bauch des Schiffes angekettet vorgefunden hatten. Erika war zwar im Nachhinein verwundert, dass Juliette anscheinend nicht gewusst hatte, wie Sklaven transportiert wurden, hatte aber nicht weiter nachgefragt. Gerne war sie der Bitte nachgekommen, sich weiterhin um die Sklaven zu kümmern. Das war zwar auch keine angenehme Aufgabe, aber schließlich musste sie sich der Realität stellen, die auf sie als zukünftige Missionsschwester zukommen würde. Da konnte sie auch gleich hier auf dem Schiff damit beginnen.
    Reinhard hatte ihr Tun zunächst etwas argwöhnisch beäugt. Er traute den Kolonisten nicht, Bruder Lutz hatte ihn vor der überheblichen Art und der Missgunst gewarnt, mit der die Einheimischen den Missionaren in Surinam entgegentraten. Erika hatte ihm aber versichert, dass das bei Juliette nicht der Fall war und sie der jungen Frau gerne helfen würde, die Versorgung der Sklaven zu verbessern. So ließ Reinhard sie gewähren. Insgeheim war er froh, dass in seiner Frau endlich der Geist der Wohltätigen geweckt worden war und sie sich mit Eifer in ihre neue Aufgabe stürzte. Sie hatte nicht nur die Essenspakete zu den Sklaven gebracht und Ferger keine Chance gelassen, sich auch daran gütlich zu tun, sie hatte sogar frisches Wasser unter Deck geschleppt und mithilfe des kleinen Schiffsjungen ein paar

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