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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Er wies auf den zweiten Sessel. »Meine erste Frau hat dieses Haus eingerichtet. Allerdings nutze ich es nicht viel. Martina ist ab und zu hier, aber sonst ...«
    Julie fühlte sich nicht ganz wohl. Es war zwar jetzt auch irgendwie ihr Haus, aber alles war so ungewohnt und fremd. Und dieses Haus, das spürte Julie sofort, trug die Handschrift einer anderen Frau. Die von Felice, wer immer sie auch gewesen war. Ob sie wohl je mehr über diese Frau erfahren würde?
    »Es ist hübsch hier«, sagte sie deshalb leise und schlug die Augen nieder.
    Als Aiku mit Julies Erfrischungsgetränk zurückkam, nahm Julie das Glas an und bedankte sich höflich. Aiku wirkte einen kurzen Moment verwirrt, dann versteinerte sich seine Miene wieder. Karl schickte ihn mit einer Handbewegung aus dem Raum.
    »Juliette, man bedankt sich nicht bei Sklaven. Es ist ihre Bestimmung, uns zu dienen. In den Niederlanden mag man so mit Dienstboten umgehen, aber hier nicht«, sagte er nachdrücklich. Julie wollte etwas erwidern, aber Karl hob abwehrend die Hand. »Du hast dich jetzt den Gepflogenheiten hier im Land anzupassen«, sagte er barsch, »und mit meinen Negern wird so umgegangen, wie ich es sage: kein Bitte und kein Danke an die Neger!« Julie war entsetzt. Sie brachte nur ein kurzes Nicken zustande.
    Foni erschien in der Tür und kündigte das Essen an. Als sie das Speisezimmer auf der anderen Seite der Eingangshalle betrat, staunte Julie über den üppig gedeckten Tisch. Nach der doch etwas eintönigen Schiffskost der letzten Wochen verspürte sie Appetit. Foni rückte Julie einen Stuhl gegenüber von Karl zurecht. Julie konnte sich ein Danke gerade noch verkneifen und nickte der Sklavin stattdessen kurz zu.
    Foni schien ihr Handwerk zu verstehen, die Speisen waren herrlich angerichtet, aber vieles auf den Platten und in den Schüsseln war Julie vollkommen unbekannt. Die vermeintlichen Kartoffeln schmeckten eher süßlich, und ein Gemüse wiederum, welches süß duftete, erwies sich als so scharf, dass es Julie die Tränen in die Augen trieb. Karl schien dies zu amüsieren.
    »Auch daran wirst du dich gewöhnen«, sagte er schmunzelnd. Nach dem Essen führte Karl sie in die obere Etage, in der es mehrere Schlafzimmer gab, von denen er nun eines Julie zuwies. Julie freute sich insgeheim, das Zimmer mit dem Balkon bewohnen zu dürfen. »Und achte drauf, dass das Moskitonetz immer über dem Bett hängt. Ruh dich nun aus.« Mit diesen Worten verschwand er.
    Julie sah, dass ihr Koffer bereits im Zimmer stand. Auspacken lohnt sich aber nicht, dachte sie im Stillen. Übermorgen geht die Fahrt ja weiter zur Plantage. Julie trat an das Fenster. Es hatte keine Scheibe! Mit den Fingerspitzen berührte sie die feine Gaze, die den Rahmen als Netz überspannte. Draußen tauchte die untergehende Sonne die Straße in warmes rotes Abendlicht, die Palmen warfen lange Schatten. Vereinzelt sah man noch Menschen auf der Straße, vornehmlich Schwarze. Sie öffnete die Tür, die zum Balkon hinausging, auch diese hatte keine Scheiben. Julie lehnte sich an den Türrahmen, schloss die Augen und atmete tief die würzige Abendluft ein. Es war warm und feucht, ab und an wurde die Luft durchschnitten von einem kühleren Hauch der nahenden Nacht.
    Ein kitzelndes Gefühl auf ihrem Arm riss sie aus ihren Gedanken. Unzählige kleine Mücken hatten sich dort niedergelassen und schienen zum Stechen ansetzen zu wollen. Julie schüttelte sie schaudernd ab, trat ins Haus und verschloss schnell die Tür. Daher also auch das Netz über dem Bett.
    Es klopfte. Foni betrat den Raum mit einer qualmenden Schale in der Hand, die sie nun auf das Fensterbrett stellte. Julie blickte sie verwundert an.
    » Smokopatu , gegen Mücken!« Sie nickte untergeben und trollte sich wieder.
    Julie dachte an Karls eindringliche Worte und zwang sich erneut, sich nicht zu bedanken. Ihr tränten von dem beißenden Rauch zunächst die Augen, aber nachdem die Sklavin die Tür wieder geschlossen hatte, schien er aus dem Fenster zu ziehen, ohne sich noch weiter im Raum auszubreiten. Dann verstand sie: Der Rauch dieser Schale verscheuchte die lästigen Insekten. Julie seufzte leise und ließ sich auf das Bett sinken. Das war es also, ihr neues Heimatland. Wie würde es jetzt wohl mit ihr weitergehen?
    Julie war fest entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen. Im Grunde war dieses Land doch recht schön. So exotisch. Sie war mit der Schule einmal in einer Orangerie gewesen, einem Tropenhaus voller

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