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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Blick, musterten sie jedoch neugierig aus den Augenwinkeln. Julie grüßte die Frauen freundlich, sie hatte sich schließlich vorgenommen, nett zu den Sklaven zu sein. Das wiederum brachte Amru zum Lächeln, und Julie kam für einen Moment der Gedanke, sie könnte wieder etwas falsch gemacht haben. Sie bedeutete den Frauen, mit ihrer Arbeit oder was sie sonst gerade getan hatten, fortzufahren.
    Julie besann sich auf Kiri, welche die ganze Zeit still hinter ihnen hergelaufen war. »Kiri, hast du auch eine Hütte bekommen?«
    Das Mädchen nickte verlegen.
    »Zeigst du sie mir?« Julie hoffte, zwischen ihr und der kleinen Sklavin bald das Eis brechen zu können, schließlich würden sie länger miteinander zu tun haben.
    Kiri lief einige Meter voraus und blieb dann vor einer heruntergekommenen alten Hütte stehen.
    »Oh!«, entfuhr es Julie. »Die ist ... na ja ... ist das Dach dicht?«
    Amru legte Kiri den Arm um die Schulter und drückte das Mädchen aufmunternd. An Julie gewandt erklärte sie rasch: »Misi, die Männer werden Kiri helfen, die Hütte zu reparieren. Es war nur keine andere Hütte mehr frei, Misi.«
    Julie nickte, nahm sich aber fest vor, in den nächsten Tagen zu kontrollieren, ob Kiris Behausung wirklich instand gesetzt worden war.
    Alles in allem war Julie überrascht. Nirgends konnte sie Anzeichen erkennen, dass diese Menschen schmutzig, faul oder gar wild erschienen. Alles war einfach, aber sauber und ordentlich.
    Hinter den Hütten lagen zahlreiche gepflegte Kostäcker. Ihr Weg führte sie weiter an einen Kreek, der diesmal quer zum Weg verlief und mit einer breiten Holzbrücke überspannt war.
    Amru blieb stehen und deutete in die Ferne. »Die Zuckerrohrfelder.«
    Julie hatte keine Vorstellung von der genauen Größe der Plantage, aber als ihr Blick jetzt dem geraden Weg folgte, der die Felder durchzog, sah sie kein Ende. Bisher hatte Julie nur eine vage Vorstellung vom Zuckerrohranbau, gerne wäre sie jetzt weiter in die Pflanzungen hineingegangen, vielleicht hätte sie dort sogar die Arbeiter beobachten können. Aber Amru geleitete Julie wieder zurück zum Herrenhaus, wo die Führung weiterging.
    Diesmal stiegen sie die Stufen zur rückwärtigen Veranda hinauf. Die beiden Mädchen, die dort immer noch mit den Töpfen beschäftigt waren, verstummten, und Nico, der Papagei, setzte sich auf die Holzbalustrade und wackelte ein paarmal mit dem Kopf. »Nico Zucker«, sagte er dann plötzlich klar und deutlich.
    Julie sah den Vogel verblüfft an. »Der kann ja sprechen!«
    Sie hatte von sprechenden Papageien gehört, aber dass jetzt ein Tier vor ihr saß, das tatsächlich menschliche Worte aussprach, faszinierte sie.
    Die beiden schwarzen Mädchen kicherten.
    »Er spricht aber nicht mit jedem, Misi«, antwortete Amru lachend. Dann betrachtete die Haussklavin nachdenklich das Tier. »Wir haben Nico lange nicht gesehen«, sagte sie nachdenklich.
    Auch auf der hinteren Veranda gab es zwei Türen. Julie gelangte durch die ihre in einen kleinen Flur, Amru tauchte, mit Kiri im Gefolge, durch eine Tür zu ihrer Linken wieder auf und wies auf die Tür zur Rechten von Julie. Julie fand dahinter einen weiteren Salon.
    »Das Zimmer der Misi«, klärte Amru sie auf.
    Es gab also einen Damensalon. Julie sah sich schüchtern um. Die Polstermöbel waren mit zartgeblümten Stoffen bezogen, und filigrane Häkeldeckchen lagen auf dem Tisch und den Kommoden, in einem Wandregal standen einige Bücher. Wieder überkam sie das Gefühl, Gast im Hause einer fremden Frau zu sein. Einer Frau, die gerade erst eben den Raum verlassen hatte. Dann gab sie sich einen Ruck. Sie war jetzt die Frau in diesem Haus!
    Vom Damensalon führte eine Tür wieder in die Eingangshalle. Amru deutete auf eine weitere Tür zur Rechten.
    »Masra Karls Arbeitszimmer«, sagte sie, machte aber keine Anstalten, die Tür zu öffnen.
    Das nächste Zimmer kannte Julie bereits. »Gästesalon« benannte Amru diesen Raum.
    Auf der gegenüberliegenden Seite erstreckte sich das Speisezimmer. Die dahinterliegenden Räume schienen zum Wirtschaftsteil zu gehören, Amru aber schlug den Weg zur Treppe ein und bestieg jetzt den rechten Flügel. Auch dort gab es einen Flur mit vier Türen. Amru deutete nach links: »Misi Martinas Räume«, und dann nach rechts: »Gäste«.
    Über die Galerie der Treppe gelangten sie zum linksseitigen Flur, wo auch Julies Schlafzimmer lag. Amru steuerte die zweite Tür auf der rechten Seite an, und Julie fand sich in einem Waschzimmer

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