Im Land der Orangenbluten
fasste mutig einen Entschluss.
Julie rief nach Amru.
»Ich lasse nicht zu, dass Kiri bei diesen ... sie bleibt solange bei mir. Sorg bitte dafür, dass Kiri eine Matte in mein Schlafzimmer bekommt.«
Amru wirkte unentschlossen. »Masra Karl wird böse sein. Sklaven dürfen nicht im Haus schlafen ...«
»Das ist mir egal, Amru«, erwiderte Julie trotzig.
Ausgerechnet in dieser Nacht fiel es Karl ein, Julie zu besuchen. Aufgemuntert von reichlich Alkohol, kam er am späten Abend durch die Zwischentür in Julies Zimmer gepoltert und wäre dabei fast über Kiri gestolpert, die sich neben Julies Bett auf ihre Matte gelegt hatte.
»Was zum Teufel ...?«
Kiri reagierte schneller als Julie und flüchtete eilig durch die Tür auf den Flur und über die Hintertreppe aus dem Haus.
»Juliette, verdammt noch mal, was hat das Negermädchen hier zu suchen?«
Julie saß jetzt kerzengerade im Bett und umklammerte erschrocken ihre Bettdecke. »Kiri sollte hier schlafen, weil ...«
Weiter kam sie nicht. Karl zog sie am Arm aus dem Bett. »Ich werde dir das schon austreiben ... mach mir die Sklaven nicht widerspenstig.« Sein Griff schmerzte Julie. »Komm her, ich zeig dir jetzt mal, was die Burschen mit den Mädchen machen sollen ...«
Widerwillig ließ sie seine Handlungen über sich ergehen. Sie wusste, dass jedwede Art von Abwehr ihn nur noch mehr anstacheln würde.
Am nächsten Morgen fragte Julie Amru zunächst besorgt nach Kiri.
»Ihr geht es gut, ich habe sie bei mir schlafen lassen, ich bin alt und habe einen Mann, da kommen die Burschen nicht«, beruhigte sie Amru. Julie war erleichtert, dass wenigstens Kiri in Sicherheit war.
Über ihren eigenen Zustand mochte Julie nicht nachdenken. Karl war brutal gewesen, und ihr Körper fühlte sich wund und zerschunden an. Von Karl schienen jegliche Hemmungen abgefallen zu sein, hier war er zu Hause, hier war er der Herr, und hier nahm er sich, was ihm zustand. Julie hatte gehofft, er hätte diesbezüglich bereits das Interesse an ihr verloren, denn seit sie das Schiff verlassen hatten, hatte er sich sehr zurückgehalten. Aber die letzte Nacht hatte sie darin bestärkt, dass Karl ... dass Männer ... allein der Gedanke daran bereitete ihr Übelkeit.
Widerstrebend machte Julie sich am Nachmittag für den anstehenden Nachbarschaftsbesuch fertig. Marie Marwijk hatte ihre Pläne also in die Tat umgesetzt und zu einem Abendessen geladen.
»Kiri, du bist wirklich geschickt!«
Julie bemühte sich um einen freundlichen Tonfall. Das Mädchen tat ihr immer noch leid, außerdem konnte es schließlich nichts für Julies schlechte Stimmung. Kiri hatte es tatsächlich geschafft, Julies Haare nahezu perfekt hochzustecken. Kiri freute sich sichtlich über das Lob und reichte Julie nun die Schminkutensilien.
Nachdenklich betrachtetet sich Julie im Spiegel.
Unter anderen Umständen hätte sie sich gerne zurechtgemacht, aber jetzt puderte sie ihr Gesicht nur unwillig.
Vor dem Abend bei den Marwijks konnte sie sich nicht drücken, das wusste sie. Sie straffte die Schultern und sah Kiri an. »Kann deine Misi so aus dem Haus gehen?«
Kiri nickte beflissen.
Karl schien die Auseinandersetzung vom Vorabend und die Geschehnisse der Nacht vergessen zu haben. Er verlor zumindest kein Wort darüber, auch strafte er Julie nicht mit Nichtachtung. Er bot ihr vielmehr galant den Arm, als sie fertig zur Abfahrt auf der Veranda erschien.
»Wie hübsch du aussiehst.«
Julie hob nur die Augenbrauen. Sie traute Karls vermutlich gespielter Freundlichkeit nicht mehr.
»Aiku, der Vogel!«
Aiku schnappte sich auf Karls Worte hin Nico, der zu Julies Füßen tappte. Der Papagei protestierte laut und versuchte, Aiku in die Finger zu beißen. Dieser hielt den Vogel aber sehr geschickt und schnürte ihm ein Band um das Bein. Das andere Ende war an einem Pfosten der Veranda befestigt.
»Was soll das?«, rief Julie aufgebracht. »Lass doch den Vogel in Ruhe!«
»Julie«, Karl deutete auf den Papagei, der sich leise zeternd unter der Veranda verkrochen hatte, »du willst doch nicht mit dem Tier bei den Marwijks auftauchen, oder?«
Julie musste zugeben, dass das wirklich keine gute Idee war, und da Nico ihr außerhalb des Hauses auf Schritt und Tritt folgte und sicherlich auch nicht gezögert hätte, nun das Boot fliegend zu begleiten, musste er schließlich irgendwie auf Rozenburg festgehalten werden.
Mit einem leisen Seufzer überließ sie ihn seinem Schicksal. Sie folgte Karl zum Fluss, wo schon das Boot
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