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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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erst recht Spaß zu bereiten. Nicht nur, dass sie versuchten, Kiri in die Fänge zu bekommen, sie schubsten auch Amru ungehörig herum. Dabei johlten und lachten sie laut.
    »Was ist hier los?« Erst als Julie außer Atem bei der Gruppe ankam, sprangen die Kerle beiseite und senkten den Blick. Kiri flüchtete sich hinter ihre Misi. »Ihr lasst das Mädchen gefälligst in Ruhe!« Julie versuchte, ihrer Stimme, der Atemlosigkeit zum Trotz, einen möglichst festen Klang zu geben. Scheinbar erfolgreich – schnell zogen sich die Kerle zurück.
    Amru bedachte die Burschen mit einer lautstarken Tirade, deren Worte Julie nicht verstand, dann wandte sie sich wieder Julie und Kiri zu. Amru zog Kiris Kleid zurecht, legte ihr tröstend den Arm um die Schultern und schob sie sanft in Richtung Herrenhaus. »Komm mit, Kind.«
    Julie rang immer noch nach Atem, jetzt aber eher vor Aufregung und vor der Erkenntnis, Sklaven gegenüber zum ersten Mal Befehle erteilt zu haben.
    »Was wollten die Burschen von Kiri?« Sie hoffte sehr, dass ihre Ahnung sie täuschte.
    Amrus Blick verhieß nichts Gutes. Die sonst eher ruhige Frau schien innerlich zu kochen, ihre Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen. »Masra Pieters Männer machen immer Ärger, wenn sie kommen. Aber sie dürfen kommen, Masra Karl hat es sogar befohlen und ...«
    Jetzt erst wurde Julie klar, dass die beiden Kerle die beiden Sklaven waren, die Pieter mitgebracht hatte. Amru fuhr wütend fort: »Nun ja, sie sollen ... sie sollen sich um die Mädchen kümmern.«
    Das Wort »kümmern« spie Amru förmlich aus und zupfte Kiri dabei nochmals das Kleidchen wieder zurecht. Dann legte sie ihren Arm um ihre Schulter.
    »Wie – um die Mädchen kümmern?«, fragte Julie zögerlich, obwohl sie die Antwort wusste. Entsetzt schlug sie sich die Hand vor den Mund und betrachtete Kiri erschreckt. »Du meinst, sie ... und die Mädchen ... aber die Mädchen ... wollen die, ich meine ...?«
    Amru schüttelte den Kopf und senkte den Blick. Es schien ihr zu widerstreben, sich gegen den Willen ihres Masra auszusprechen. »Masra Karl hat das angeordnet, da unser Dorf wenig junge Männer hat, und alle sind eine Familie, zu wenig Kinder, zu wenig Sklaven.«
    Julie verschlug es die Sprache. Karl hatte diese Burschen als ... Zuchthengste engagiert? Sie war fassungslos und spürte, wie eine gewaltige Welle von Wut in ihr aufstieg.
    Rasend vor Wut stürmte Julie in das Haus und direkt in Karls Arbeitszimmer.
    Karl sah sie verärgert an.
    »Juliette, was soll das? Du weißt doch, dass ich mit Pieter ...«
    »Ich muss mit dir reden Karl, sofort!«
    »Hat das nicht Zeit?«
    Nein, hatte es nicht. Julie wusste, dass es ein Fehler war, nicht unter vier Augen mit Karl zu sprechen, aber der machte keine Anstalten, Pieter aus dem Raum zu schicken.
    »Diese Burschen von Herrn Brick wollten sich ...«, kurz musste sie überlegen, wie sie das am besten formulierte, »... an Kiri vergehen.« Wütend funkelte Julie Pieter an. Ihr entging nicht, dass ein spöttisches Lächeln über sein Gesicht huschte.
    Karls Blick verdunkelte sich hingegen zusehends. »Juliette, Pieter bringt diese Burschen extra zu diesem Zweck mit, wenn er kommt. Die Geburtenrate unter den Negern ... Belass es einfach dabei, und misch dich da nicht ein! Am besten gehst du gar nicht in das Sklavendorf, da hast du sowieso nichts zu suchen. Du wirst dich schon an die freizügigen Fortpflanzungsmethoden der Sklaven gewöhnen müssen.«
    »Karl – sie ist noch ein Kind, und bei Weitem noch nicht so weit, zu ...«
    Karl lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, jetzt schien ihn Julies schamhafte Verlegenheit zu amüsieren. »Lange wirst du sie nicht schützen können, diese Neger sind doch wie die Ratten. Wenn sie könnten, würden sie jederzeit, sogar auf offener Straße, übereinander herfallen. Gewöhn dich lieber daran. Und ...«, sein Blick wurde finster wie die Nacht, »... halte auch du dich gefälligst von den geschlechtsreifen Männern fern!« Julie lief vor Zorn rot an. Musste sie solche Gespräche mit Karl wirklich auf solch einem niedrigen Niveau führen und dann auch noch vor diesem Pieter? »Geh jetzt bitte. Wir haben noch einiges zu besprechen.« Karls Tonfall duldete keinen Widerspruch.
    Zornig verließ Julie das Zimmer, sogleich beschlich sie jedoch die Angst, einen Fehler gemacht zu haben. Hoffentlich würde Karl nicht wieder ... aber sie musste ihrem Mann auch mal die Stirn bieten. Die Sorge um Kiri überwog ihre Angst, und sie

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