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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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sprach sie auf den Mann sein. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass sich keiner der Basyas von der Stelle rührte. Ihre Aufmerksamkeit galt allein wieder der Überwachung der anderen Sklaven. Julie sprang auf und baute sich vor den Aufsehern auf. »Der Mann ist schwer verletzt! Nun bewegt euch, und holt Hilfe!«
    »Misi, wir dürfen nicht gehen, wir müssen hier aufpassen. Befehl des Masra.«
    Mit einem gleichgültigen Blick deutete der eine auf die Maultiergespanne. Julie dünkte, dass sie gegen den Befehl des Masra nicht ankam. Kurz warf sie einen verzweifelten Blick auf den wimmernden Verletzten, raffte dann die Röcke und rannte in Richtung Haus. »Amru!«, außer Atem kam sie an der hinteren Veranda an, wo Amru wie gewohnt ihrer Arbeit nachging. »Verletzt ... du musst mitkommen.« Julies Herz pochte wie wild, und sie bekam von der ungewohnten Anstrengung des schnellen Laufens in der Hitze kaum Luft.
    Amru verstand gottlob sofort, dass es der Misi mit irgendetwas sehr ernst war. Eiligen Schrittes folgte sie Julie zurück zur Zuckermühle. Als sie den Mann am Boden erblickte, wurde ihr die Dringlichkeit sofort bewusst.
    Noch im Laufen zog Amru ein Band von ihrem Rock, kniete sich neben den Verletzten und band mit geschickten Händen den Arm oberhalb der Verletzung ab, um die Blutung zu stoppen. Der Mann war ohnmächtig. Julie dachte zuerst, er wäre tot, verblutet, bemerkte dann aber erleichtert, dass sein Brustkorb sich noch hob und senkte, wenn auch flach.
    »Wir müssen ihm helfen, Amru ... ein Arzt, es muss ein Arzt kommen.«
    In diesem Moment hörte sie herannahende Hufschläge.
    »Was ist hier los? Juliette!« Karl brachte sein Pferd neben den Frauen zum Stehen. Das Tier atmete schwer, Schaum tropfte aus seinem Maul. Julie rappelte sich auf, ihr Kleid war inzwischen ganz schmutzig. »Juliette, was machst du hier? Hatte ich nicht gesagt ... Und wie siehst du überhaupt aus?« Er blickte verärgert an ihr herunter, anstatt dem Verletzten Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Karl! Dieser Mann braucht einen Arzt!«
    »Einen Arzt?«, Karl gab ein höhnisches Lachen von sich, dann wurde sein Blick ernst und er fixierte Julie mit bösem Blick.
    »Juliette, geh ins Haus, du hast hier nichts verloren heute, du störst nur die Arbeiter«, befahl er ihr.
    Julie starrte ihn verblüfft an. Dort verblutete ein Mensch – und er herrschte sie an, sich ins Haus zu begeben? »Aber ...«
    Karl schüttelte verärgert den Kopf. »Kein Aber! Sieh zu, dass du fortkommst, ich will dich hier nicht sehen.« Damit wendete er mit forschem Zügelzug sein Pferd und trieb es im Galopp wieder zu den Feldern.
    Julie dachte nicht daran, zu gehen. »Amru, was können wir machen?« Amru hatte die Blutungen vorerst gestoppt und richtete sich etwas schwerfällig auf.
    »Nun, Misi, die Arbeiter werden oft schwer verletzt an den Walzen der Mühle. Die Basyas und der Masra sagen dann, sie sind selbst schuld, wenn sie nicht aufpassen. Zur Strafe ...«
    »... lässt man sie womöglich sterben?« Julie war fassungslos. »Wie kann man denn das Leben eines Menschen in Kauf nehmen?« Julie wusste inzwischen, dass die Sklaven für einen Plantagenbesitzer mehr als wichtig waren. Trotz aller Härte, sie waren die Kraft, ohne die nichts ging. Es ging nicht um den Menschen, es ging hier um wertvolle Sklaven.
    Amru zuckte die Schultern und deutete auf den Verletzten. »Er wird nicht mehr arbeiten können mit dem Arm, daher ...«
    »Amru! Er lebt noch!«, rief Julie entsetzt. »Also sollten wir ihm helfen.« Julie war nicht gewillt, diesen Sklaven jetzt und hier sterben zu lassen, wie es zu ihrem Entsetzen sonst offensichtlich üblich war. Ihr kam eine Idee. »Habt ihr im Sklavendorf nicht einen ... einen Medizinmann oder so?« Flehend schaute sie die Haussklavin an. »Bitte, man muss doch was tun können?«
    Amru war hin und her gerissen. Sie würde sich einem ausdrücklichen Befehl des Masra widersetzen. Hingegen, wenn die Misi es wünschte? Natürlich war auch sie der Meinung, man dürfe den Verletzten nicht einfach seinem Schicksal überlassen, auch wenn man sein eigenes damit unter Umständen negativ beeinflusste.
    »Kebo.« Entschlossen schnappte Amru sich einen etwa zehnjährigen Jungen, der vor der Mühle die Zuckerrohrstängel einsammelte, die die Wagen verloren hatten. »Lauf, hol Jenk.«
    Julie sah Amru verwundert an. »Dein Mann soll kommen?«
    Amru schlug etwas verlegen die Augen nieder. »Jenk ist unser ... Sklavendoktor.«
    Julie war überrascht,

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