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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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bisher hatte sie nicht gewusst, dass es im Sklavendorf einen Doktor gab. Kebo kam bald mit Jenk im Gefolge zurück. Amrus Mann schien ebenfalls vom Feld zu kommen. Julie hoffte, dass sie nicht auch ihn noch in Schwierigkeiten brachte. Jenk tauschte einen kurzen Blick mit Amru, dann packte er sich den Verwundeten, schlang sich dessen heilen Arm um den Nacken und zog ihn halb auf seinen Rücken. So schleppte er ihn von der Mühle fort in Richtung Sklavendorf. Julie wollte ihnen folgen, wurde aber von Amru zurückgehalten.
    »Misi Juliette, Sie können nichts mehr tun. Sie sollten zurück zum Haus.« Julie wollte protestieren, ließ sich dann aber von Amru zum Haus führen. Sie spürte erst jetzt, wie sehr sie das Erlebte mitgenommen hatte, sie war schweißnass und mit Schlamm bespritzt, ihr Kopf schmerzte, und sie fühlte sich unsicher auf den Beinen. Mit zittrigen Schritten schaffte sie es gerade noch bis auf die Veranda. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
    Als Julie wieder erwachte, lag sie in ihrem Bett. Kiri stand neben ihr und betupfte ihre Stirn mit einem feuchten Tuch. Julie wollte sich aufrichten, aber kaum dass sie den Kopf hob, wurde ihr schwindelig. Schnell ließ sie den Kopf wieder in die weichen Kissen sinken.
    »Kiri, was ist los?«, fragte sie matt.
    »Misi Juliette muss liegen bleiben, Misi Juliette hat Fieber.«
    »Fieber?« Julie fröstelte eher. »Was ist mit dem Mann von der Mühle?«
    Kiri zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, Amru hat gesagt, ich soll bei Misi bleiben.«
    »Geh ins Dorf und sieh nach ihm. Und dann kommst du wieder und berichtest mir.«
    Julie nahm Kiri den Lappen aus der Hand. Sie brauchte keine kalten Tücher auf der Stirn, eine zusätzliche Decke wäre ihr lieber. Sie fror.
    Kiri schien unschlüssig. »Wirklich, Misi?«
    »Nun geh schon!«
    »Ja, Misi.« Kiri machte einen ungelenken Knicks und eilte aus dem Zimmer.
    Fieber? Julie horchte in ihren Körper hinein. Sie fühlte sich eigentlich ganz gut. Bis auf den Schwindel und die Kälte. Dabei war es doch noch so warm. Hatte sie sich gar mit dem Wechselfieber angesteckt, welches die Weißen in diesem Land so häufig befiel? So lange war sie doch noch gar nicht im Land, und in den Gegenden, wo diese Krankheit vornehmlich verbreitet war, war sie nicht gewesen.
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und Amru schob Kiri vor sich her ins Zimmer. »Du bleibst bei der Misi, hab ich gesagt!«, beschied die Haussklavin das Mädchen streng, bevor sie sich in milderem Ton an Julie wandte. »Misi Juliette muss sich ausruhen, wünscht Misi noch irgendetwas?« Ihr Blick duldete keinen Widerspruch, und Julie wagte nicht, nach dem Verletzten zu fragen.
    Sie schüttelte ergeben den Kopf. »Danke Amru, nein.«
    Am nächsten Tag fühlte sich Julie schon besser. Amru ließ sie aber noch nicht aus dem Bett, bei Fieber müsse man sich ausruhen, sagte sie. Julie sah das ein, brannte aber auf einen Besuch bei dem verletzten Sklaven, um sich über seinen Zustand zu informieren. Er ging ihr nicht aus dem Kopf.
    Der Vollmond war vorübergezogen, und mit ihm endeten die Erntetage. Alles in allem schien sich das Leben auf der Plantage wieder etwas beruhigt zu haben. Karl war am Morgen in die Stadt aufgebrochen. Kurz hatte er nach Julie gesehen, aber keinen besonders besorgten Eindruck gemacht. »Hör auf Amru, dann geht’s schnell besser«, hatte er gebrummt. Kein Wort mehr war gefallen über die Geschehnisse bei der Mühle.
    Am folgenden Morgen ließ Amru sie endlich zumindest vom Bett auf einen Liegestuhl auf die vordere Veranda wechseln. Julie sehnte sich nach frischer Luft. Sie fühlte sich wieder gut, es war wohl doch nur ein Schwächeanfall gewesen. Dass sie ernsthaft an dem immer wiederkehrenden Wechselfieber erkrankt sein könnte, daran verschwendete sie keinen Gedanken.
    »Amru, was ist mit dem verletzten Sklaven?«, fragte sie wieder. Die Haussklavin hatte ihr gerade eine bisschen Obst gebracht und schüttelte die Kissen auf, während Julie aß.
    »Dem geht’s schon wieder besser. Jenk hat die Wunde ... versorgt.«
    Ihr Blick aber strafte ihre Worte Lügen. Julie war besorgt. »Was ist, Amru, gab es noch Probleme? Vielleicht ... vielleicht kann Pieter nach dem Mann sehen, wenn er das nächste Mal kommt.«
    Amru schüttelte schnell den Kopf. »Nein, Masra Pieter braucht sich nicht um Sklaven zu kümmern. Masra Karl ...«
    »... würde es sowieso nicht erlauben.« Seufzend beendete Julie den Satz. Allmählich begriff sie, wie die Dinge hier

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