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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Erika nicht so lange hätte leiden müssen, hätte man eher nach ihr gerufen. Sie gab Erika einen süßlich schmeckenden Tee, und kurze Zeit später ging die Geburt endlich voran.
    Zufrieden betrachtete Erika schließlich das kleine rosige Geschöpf, das sie nur wenig später im Arm hielt. Erika verging fast vor Freude. Der Schmerz der letzten Stunden war schnell vergessen. Ihr Sohn. Reinhards Sohn. Eine Welle von Zärtlichkeit durchfuhr sie. Ihr Mann würde wiederkommen, er würde sein Kind in den Armen halten!
    »Er soll Reiner heißen«, flüsterte sie, während eine kleine Hand ihren Finger umklammerte.

Kapitel 11
    Kiri wusste im ersten Moment nicht, was sie geweckt hatte. Schlaftrunken drehte sie sich in ihrer Hängematte um und lugte in die Dunkelheit ihrer Hütte. Das Feuer vor ihrer Hängematte war fast erloschen. Jetzt, nach der Regenzeit, war es besser, in einer Hängematte zu schlafen als auf dem Boden. Der monatelange Regen erweckte allerlei Ungeziefer zum Leben, und die Anzahl der Mücken zu Beginn der Trockenzeit stieg ins Unermessliche. Daher ließ man in den Hütten kleine Feuer brennen, mit deren Rauch man die lästigen Blutsauger fernhielt.
    Kiri war nicht ganz wohl dabei. Früher, auf ihrer alten Plantage, war einmal des Nachts ein Baby aus der Hängematte gerutscht und hatte sich furchtbare Verbrennungen zugezogen. Auch wenn Kiri darauf geachtet hatte, eine hochgeflochtene Hängematte zu haben, schlief sie trotzdem nicht besonders ruhig in dieser Zeit.
    Aber es waren nicht die Mücken, die sie geweckt hatten. Sie lauschte erneut in die Dunkelheit. Ganz leise hörte sie in der Ferne das tiefe Bummern von Trommeln. Es nahm gleich von ihrem Inneren Besitz, als riefen die Trommeln sie zu sich.
    »Ein dansi !« Kiris Anschluss an das Dorfleben war noch nicht so gut, dass man sie benachrichtigt hätte, wenn ein Tanz stattfand. Sie konnte es den anderen Sklaven nicht verübeln. Schließlich verbrachte sie viel Zeit im Hause des Masra und mit der weißen Misi. Tänze und Feste der Sklaven waren, außer mit der ausdrücklichen Genehmigung des Masra, unter Strafe verboten. Das war im ganzen Land so. Kiri wusste natürlich, dass diese Tänze trotzdem stattfanden, und natürlich hatte sie früher schon einige erlebt. Sofort spürte sie ein aufregendes Kribbeln in sich. Sollte sie hingehen? Würden die anderen sie fortschicken? Der Ruf der Trommeln aber sprach seine eigene Sprache. Er ließ keinen Widerspruch zu.
    Eilig schlang sie sich ein Tuch um die Hüften und schlich aus der Hütte. Es war ruhig im Sklavendorf, die dumpfen Töne kamen aus Richtung der Felder. Ob der Tanz etwas mit dem Besuch der fahrenden Händler zu tun hatte, die am Nachmittag mit ihren Booten gekommen waren?
    Buschneger. Eigentlich oblag es dem Plantagenbesitzer, die Sklaven mit allem Nötigen zu versorgen, aber die Buschneger betrieben inzwischen einen florierenden Handel mit allerlei Gegenständen. Das Meiste davon fertigten sie nicht selbst, sondern tauschten es bei den Eingeborenen ein, aber die Plantagensklaven konnten immer irgendetwas davon gebrauchen und hatten im Gegenzug etwas, das die Buschneger interessierte: Nadeln oder Angelhaken, Stoffe oder Töpfe. Die Plantagenbesitzer duldeten diesen Tauschhandel in der Regel, denn je mehr sich die Sklaven selbst versorgten, desto billiger war es für ihn. Die Basyas waren zwar angewiesen, die von weißen Posthaltern ausgestellten Passierscheine der Buschneger zu kontrollieren – aber die Posthalter lebten seit den Friedensverträgen vor gut hundert Jahren bei den Buschnegern. Es gab Regeln, die eingehalten werden mussten, und eine gewisse Bürokratie, die diesen Menschen fernlag, den Kolonisten aber wichtig war.
    Die Basyas nutzten die Gelegenheit vor allem, um sich mit Schnaps einzudecken. Daher kamen ihnen die Besuche der Buschneger nicht ungelegen. So war es auch heute gewesen, Kiri hatte die Aufseher am Nachmittag mit den kleinen Fässern gesehen – von ihnen drohte im Moment vermutlich keine Gefahr. Der Masra war in der Stadt, die Gelegenheit für die Sklaven also günstig.
    Sie erschrak fast zu Tode, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. »Kiri?«
    »Amru?« Kiri schlug die Augen nieder. Sicherlich würde die Haussklavin sie jetzt wieder in ihre Hütte schicken. Sie wappnete sich innerlich gegen die drohende Zurückweisung. Doch Amru schien kurz zu überlegen. Dann gab sie Kiri einen Schubs.
    »Na, komm mit, irgendwann müssen die anderen dich ja akzeptieren«, sagte

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