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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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draußen wieder bewegen konnte. Die Monate, die in Europa den Herbst gebracht hätten, waren hier in Surinam anscheinend die angenehmsten und erinnerten eher etwas an den Frühling, wenn auch an einen sehr warmen. Aber die Natur war trunken vom vielen Wasser, und es spross und blühte in so üppiger Pracht, mit schweren, süßen Düften, dass Julie oft fasziniert einfach nur im Garten stand und meinte, den Pflanzen beim Wachsen zusehen zu können. Wehmütig dachte Julie an ihren nahenden Geburtstag. Ob Karl an ihn denken würde?
    Julie versuchte, den Tagen eine gewisse Struktur zu geben. Sie orientierte sich dabei an Amru, die den ganzen Tag auf den Beinen war und immer etwas zu tun fand. So fühlte Julie sich nicht ganz so einsam und hatte zumindest ein bisschen das Gefühl, am Plantagenleben teilzunehmen.
    »Habt ihr eigentlich so was wie eine Schule hier?«, fragte sie Amru neugierig, als sie diese am Morgen auf ihrem Weg in das Sklavendorf begleitete. Die Männer waren auf den Feldern und mit ihnen auch die Aufseher.
    »Schule?« Amru gab ein verächtliches Lachen von sich und schaute Julie an, als hätte diese einen Scherz gemacht. »Was sollen unsere Kinder da lernen? Sie dürfen doch nichts lernen.« Sie schüttelte verständnislos den Kopf und ging weiter.
    Julie jedoch verharrte einen Moment und beobachtete einige kleine, krausköpfige Kinder, die sich vor einer Hütte um eine Frau scharten.
    Amru bemerkte ihr Zögern. »Mura passt auf die Kinder auf, während die anderen arbeiten«, erklärte sie und richtete Julies Aufmerksamkeit mit einem Blick auf Muras Arme. Julie erschauderte, der Sklavin fehlte eine Hand. »Sie kann so nicht arbeiten. Unfall. Darum passt sie auf die Kinder auf.«
    Mura zeigte den Kindern derweil an einer halbfertigen Matte das Flechten. Geschickt klemmte sie sich das eine Ende zwischen die Knie, um mit der vorhandenen Hand die Pflanzenfasern zu richten. Einige der Kinder schauten aufmerksam zu, andere hingegen spielten mit Stöckchen oder waren im Halbschlaf zusammengesackt. Alles in allem machten die Kinder einen guten und gesunden Eindruck. Sie sahen sauber aus und wohlgenährt.
    »Aber es wäre doch schön, wenn sie ein paar Dinge lernen könnten«, sinnierte Julie beim Anblick der Kleinen.
    »Was denn, Misi?«, fragte Amru verächtlich. »Wir dürfen nicht schreiben und also auch nicht lesen. Wir bringen unseren Kindern bei, gute Sklaven zu sein, das ist es, was die Weißen möchten.«
    Julie spürte die Verbitterung der alten Frau. Sie konnte dieses Gefühl gut verstehen, zu lange hatten die Sklaven unter der Herrschaft der Weißen gelitten. Was aber nicht hieß, dass es immer so bleiben musste, Julie hatte in jüngster Zeit immer wieder Diskussionen um das Thema Aufhebung der Sklaverei mitbekommen und entsprechende Artikel in Karls Zeitungen gelesen. Für sie Grund genug, es nicht ruhen zu lassen.
    »Aber man sagt doch, dass die Sklaverei in ein paar Jahren aufgehoben werden könnte! Und dann wäre es gut, wenn die Kinder lesen und schreiben gelernt hätten!«, entgegnete sie naiv.
    Amru lachte verbittert. »Ach Misi, wenn ich das noch erleben könnte ...«
    Julie jedoch war sich recht sicher, dass Amru und alle anderen hier das sehr wohl noch erleben würden. Immerhin hatten England und Frankreich die Sklaverei bereits seit längerem abgeschafft und entsprechende Gesetze geschaffen. Die Niederlande hinkten dieser Entwicklung in ihren Kolonien hinterher, aber es war absehbar, dass sie dem Druck der anderen Länder irgendwann nachgeben würden. Selbst im Heimatland hatte sich bereits eine größere Front gegen die Sklaverei formiert. Karl und die anderen Plantagenbesitzer spielten das Thema zwar rigoros herunter, aber Julie war sich sicher, dass sie es nicht ewig würden verdrängen können. Die Abschaffung der Sklaverei würde eine große Wende für das Land bedeuten. Und im Gegensatz zu den alteingesessenen Kolonisten hatte Julie keine Angst davor. Im Gegenteil. Es graute ihr vor dem Gedanken, ihr restliches Leben als Sklavenhalterin verbringen zu müssen, und sie setzte inzwischen große Hoffnung auf diese Wende im Land. Vielleicht würde sie sich dann auch wohl fühlen können hier. Unter freien Menschen.
    Der Gedanke an die Kinder ließ Julie nicht mehr los. Auch später, als sie auf der Veranda saß, wo Nico zu ihren Füßen ein Stück Banane verspeiste und Kiri ihr etwas Kaltes zu trinken gebracht hatte, dachte sie über die Sklavenkinder nach.
    Zumal das Thema Kinder auch

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