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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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cookies noch ein Tütchen mit Marihuana überließ. Das wir jetzt rauchen sollten, denn sie sei die genau richtige Frau, zum genau rechten Zeitpunkt. Und Nora blitzt zurück, holt ihren Tabakbeutel mit dem Zigarettenpapier heraus und bastelt den Reefer. Hätte ich nicht noch 18 000 Kilometer Reise vor mir, ich würde jetzt einbeinig um die Bäume hüpfen und anfangen, mich in die Französin zu verlieben. Sie gehört zum Geschlecht der Göttinnen.
    Noch eine kurze Nacht in Darwin. Die Zeitungen kündigen die Sensationen für das nächste Wochenende an, die Bierdosen-Regatta und den Wer-kann-am-meisten-Bierdosen-auf-dem-Kopf-tragen-Wettbewerb . Die Hoteliers ringen schon wieder die Hände, alles bereits ausgebucht, leider. Hätte man nur mehr Betonbunker, könnte man mehr Gäste bunkern! So schimpfen sie auf den Bürgermeister. Mir fällt bei den Nachrichten, die auch als Depeschen aus einem Irrenhaus durchgehen könnten, ein Satz von Sartre ein: »Am Ende soll nur eine Frage gelten: Was hast du gemacht mit deinem Leben?«
    Kurz vor Mittag Start in den Süden. Beim Einsteigen darf ich noch schnell Mathilde aus Spanien kennenlernen. Sie reist mit schätzungsweise 120 Kilo Lebendgewicht, einem Rucksack und sechs weiteren Gepäckstücken ihrer Arbeit entgegen, fruit picking . Saisonarbeiter sind hoch willkommen in Australien, auch jene, die herrschaftlich unterwegs sind. Während die Enorme sich auf ihren Platz zwängt, zwänge ich mit dem Fahrer ihre Siebensachen in den Kofferraum. »I live to serve«, diesmal redet Woody Allen (in Anything Else? ). Danke, Woody, ich habe verstanden, auch ich will dienen.
    Weiter Weg in den Süden auf dem Stuart Highway, der früher nur The Track hieß, da es nichts weiter war als eine staubige Route entlang der Telegrafen-Posten. Damals wie heute die einzige Verbindung zwischen Darwin und Alice Springs. Aber jetzt ausgebaut, breit, asphaltiert. Staubig noch immer, da sie mitten durch die Wüste führt. Am staubigsten, wenn ein Roadtrain entgegendonnert, jene Supertrucks mit drei Anhängern, so ehrfurchtgebietend, dass jeder andere auf der Piste das Feld räumt und nach links außen verduftet, in den Sand, ins Niemandsland.
    Lange Pause in Katherine, 7000 Einwohner mit einer Hauptstraße, an der entlang die Shopping-Center und Betrunkenen stehen. Angeblich ist der Ort dry , eine spezielle Gesetzgebung erschwert den Kauf von Alkohol. Die typische Heuchelei der Bier-Mafia, die von trocken nichts wissen will, aber gern mithilft beim Installieren von Scheinheiligkeiten, die den Schein wahrt, um darunter die krude Wirklichkeit zu verstecken.
    Trotzdem will ich das Kaff immer in Erinnerung behalten. Denn ich komme an einem Schwarzen Brett vorbei, das direkt neben dem Bürgersteig montiert wurde. Und zwischen Bildern entlaufener Katzen und Hunde sieht man das Foto eines Fahrrads, mit Text dazu: »Have you seen this bike? It's my home and all I own! Drop me a later (sic!), please.« Daneben hat Nick noch die Adresses eines Freundes angegeben. Der Mensch scheint nicht einmal eine eigene Anschrift zu besitzen. Aber das ist es nicht, es ist die Metapher vom Fahrrad als Zuhause, was die Zeilen so anrührig macht. Plus die innige Bitte an den ehrlichen Finder (ehrlichen Dieb?), ihm einen Brief zu schreiben. Henry Millers Buch My bike and other friends fällt mir ein. Eine Liebeserklärung an dieses so sinnliche Fortbewegungsmittel. Klar, bin auch gerührt aus Selbstmitleid, war ich doch als 15-jähriger Radrennfahrer immer froh, nicht als Letzter anzukommen. Egal, die Freude zählte, auf einem Zweirad um die Wette zu flitzen. Fünf Räder – darunter drei mit letztem Taschengeld frisierte – wurden mir damals gestohlen. Ich weiß somit von fünf Mal satanischem Schmerz. Ich schwöre, käme Nick jetzt vorbei, ich würde ihn an der Hand nehmen und ihm ein neues kaufen.
    Um 9 Uhr abends werde ich an einer Tankstelle rausgelassen, die sich sieben Kilometer von meinem Ziel entfernt befindet, im hintersten Outback. Ich rufe das Daly Waters Pub an und nach genau neun Minuten bremst der Besitzer, Lindsay Carmichael, neben mir. Er sieht aus wie Al St. John, der Hauptdarsteller in den berühmten Fuzzy -Filmen. Er krächzt auch so ähnlich, das macht ihn noch sympathischer. Wir fahren zurück zu seiner wilden Hütte, dem Pub, das seit Jahrzehnten über eine Alkohollizenz

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