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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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Boof und Cody zum Einsatz. Die drei haben noch immer zuverlässig aufgeräumt. Denn geschossen wird hier schon lange nicht mehr, um 1970 ging der letzte Schuss durchs Dorf.
    Etwa 15 Leute arbeiten für den Boss, fahrende Handwerker, Tagelöhner, Studenten. Nur ein paar Wochen, ein paar Monate, dann kommen die Nächsten. Da solche Jobs vielfältige Möglichkeiten bieten, sich vif und illegal zu bereichern (ich rede aus Erfahrung), frage ich ihn, wie er Warenausgabe und Geldeinnahme kontrolliert, immerhin arbeiten lauter Fremde an der Bar. Wie er verhindert, dass jemand »vergisst«, eine Bestellung einzubuchen oder »aus Versehen« Zigarettenschachteln und Whiskyflaschen in der eigenen Tasche verschwinden lässt.
    Lindsay, das Schlitzohr, er deutet auf eine diskret montierte Videokamera, die Bilder auf seinen Büro-Monitor überträgt. Zudem hat er das »absolute Auge« entwickelt für Lücken, wo keine sein sollen. Als drittes sein Rotationssystem. Niemand arbeitet längere Zeit an einer Stelle, jeder muss sich weiterbewegen, von der Bar in die Küche, dann Bedienung, dann Zimmermädchen. Damit keine und keiner Zeit hat, »sich zu akklimatisieren«, einen Plan auszuhecken. Geklaut wird trotzdem. Nun, dafür hat der Boss von Daly Waters die »theft commission« eingeführt, das wären vier Prozent Diebeszuschlag auf jeden Artikel, der über die Theke geht. Klar freut es ihn, wenn er anfängt, jemanden zu verdächtigen, aber noch keine Beweise hat. Das reizt ihn, die Spürnase in ihm wird wach. Zuerst wird das Subjekt »observiert«, intensiver als bisher. Und irgendwann, oft nach Wochen der Beschattung, schlägt Wirt und Detektiv Carmichael zu, lässt den Ahnungslosen antanzen, zeigt ihm das Bildmaterial und setzt ihn über die »Daly Water rules« in Kennnis: Keine Anzeige, dafür fristlose Entlassung und Einbehaltung des noch ausstehenden Lohns. Das sei milde, jeder hat das bisher verstanden und widerstandslos (und flugs) seinen Ranzen gepackt.
    Zum Schluss gibt's noch eine Geschichte von einem Heiligen, einem heilig Ehrlichen. Vor einem Jahr kam ein Mann mit seinem Sohn vorbei, fragte nach Arbeit. Die es nicht gab, jede Stelle war besetzt. Aus Mitgefühl spendierte Lindsay den beiden ein Essen und das Benzin für die Heimreise. Acht Monate später kehrt der Arbeitslose zurück, sagt, dass es ihm gut gehe und er gern seine Schulden zurückzahlen wolle. Erst nach heftigem Nachdenken erinnert sich der Gläubiger an den Vorfall. Und der Mann übergibt Lindsay ein antiquarisches Buch, seine Art, sich für die lange zurückliegende Freundlichkeit zu bedanken: Two at Daly Waters erzählt die Abenteuer von Henrietta und Bill Pearse, dem Ehepaar, das vor etwa achtzig Jahren hier ankam, um einen Laden aufzumachen, die Urform des heutigen Pubs.
    Und jetzt passiert das Wunder von Daly Waters. Mister Carmichael, der Boss, Sheriff und Zeitgenosse, der sich geschworen hat, nie ein Buch zu lesen, verliebt sich in das seit 1946 vergriffene Büchlein. Und reicht es seiner Freundin Robyne. (Auch in Australien bestätigen Statistiken, dass Frauen mehr lesen als Männer.) Und die verliebt sich ebenfalls, sucht nach den Rechten, erfährt, dass kein Copyright mehr bindet und sorgt – mit der finanziellen Hilfe eines notorischen Nichtlesers – für eine Neuauflage. Die heute an der Bar ausliegt. Ich kaufe es, drei Tage später bin ich der dritte Verliebte im Bunde. So geistreich, so lässig welterfahren geschrieben ist es. Von Henrietta, der Engländerin, die einst in London den »handsome Bill« traf, dann 16 Jahre lang nichts von ihm hörte, dann einen Brief erhielt, in dem der Hübsche sie, die hübsche Henrietta, um ihre Hand bat. Und sie sagte Ja, und die beiden zogen um in einen australischen Fliegenschiss. Die 144 Seiten sind ein Tatsachenbericht voller Witz, Schinderei und Aufregungen. Denn die Blockhütte versorgte auch die zwischengelandeten Fluggäste, illustres Volk kam vorbei, darunter Weltstars wie Arthur Rubinstein und Bronislaw Huberman, beide auf Welttournee mit Spiegelei- Stop over in Daly Waters. Und viele Aborigines traten auf. Als Fremde, als Angestellte, als Freunde. Und da Henrietta und Bill jeden mit demselben Respekt behandelten, musste niemand verachtet, gedemütigt und geschlachtet werden.
    Abends fährt mich Lindsay zurück zur Tankstelle, bald wird mein Bus

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