Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der Sehnsucht

Im Land der Sehnsucht

Titel: Im Land der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
Vom Netzwerk:
Paradies.“
    Marissas Gesicht hatte einen sehnsüchtigen Ausdruck angenommen, sodass Catherine teilnahmsvoll fragte: „Das war in Brisbane, nicht wahr? Wann mussten Sie das Haus verlassen?“
    „Als ich acht Jahre alt war.“ Damals war sie glücklich gewesen … damals, als ihr Vater sich für den „glücklichsten Mann der Welt“ gehalten hatte. „Wenig später kam meine Mutter bei einem Autounfall ums Leben. Mein Dad fuhr den Wagen …“
    „Und machte sich bestimmt die bittersten Vorwürfe“, ergänzte Catherine, als Marissa nicht weitersprechen konnte. „Wie leid mir das tut, mein Kind. Ich kenne den Schmerz, der niemals vergeht. Ich habe meinen Mann und meinen Sohn verloren … Beide Male hat mich die Trauer fast umgebracht, doch irgendwie musste es weitergehen. Jetzt tröste ich mich damit, dass wenigstens mein Enkel mich überleben wird.“
    „Sie sollten so etwas nicht sagen, Mrs. McMaster“, bat Marissa. „Ich hatte gehofft, dass wir Freundinnen werden.“
    Catherines Augen leuchteten auf. „Sind wir das nicht schon? Ich möchte unbedingt auch Ihren Bruder, den kleinen Riley, kennenlernen. So heißt er doch?“
    Ihren Bruder! Es gab in „Wungalla“ tatsächlich einen Menschen, der ihr glaubte! Marissa jubelte insgeheim.
    „Ja, das ist sein Name. Er ist ein liebenswertes Kind und besitzt einen starken Charakter und wird niemandem Schwierigkeiten machen. Georgina hat sich bereits eng an ihn angeschlossen.“
    „Das hat man mir erzählt. Er muss wirklich ein reizender Junge sein. Georgina hat sehr unter dem Verlust ihrer Mutter gelitten … genau wie Sie. Bei Ihnen führte der Tod die Trennung herbei, bei Georgina die Mutter selbst. Holt hat das alles bravourös durchgestanden. Lange ahnten weder er noch ich, wie Tara wirklich war. Von ihrer Mutter im Stich gelassen zu werden hat bei Georgy bis zum heutigen Tag zu Trotzreaktionen und Wutausbrüchen geführt. Es wäre ein Segen für uns alle, wenn Sie und Riley einen besänftigenden Einfluss auf sie ausüben würden.“
    Marissa verließ Catherine in gehobener Stimmung. Nach allen Andeutungen hatte sie nicht erwartet, von der ehemaligen Hausherrin so freundlich aufgenommen zu werden. Niemals hätte sie angenommen, dass man so entspannt mit ihr zusammensitzen und sich so zwanglos unterhalten konnte. Neben der Liebe zu Gärten hatten sie noch andere gemeinsame Interessen entdeckt: Bücher, Musik, Malerei und Erinnerungen an frühere Zeiten. Catherine hatte ausführlich erzählt, wie sie als Braut in ein Land gekommen war, das so ganz anders als ihre Heimat war. Grenzenlos verliebt, hatte sie England und ihr Elternhaus verlassen, um an der Seite ihres Mannes auf einer der größten und reichsten Rinderfarmen Australiens zu leben.
    Zu Hause hatte man nicht geglaubt, dass ihre Ehe gut gehen würde. Man hatte bezweifelt, dass sie mit der Einsamkeit im Outback zurechtkommen würde, doch sie hatte nicht nur alles gemeistert, sondern war mit den Ereignissen gewachsen: mit den Dürreperioden, den Überschwemmungen, Familientragödien und wirtschaftlichen Rückschlägen. Zur größten Überraschung aller Menschen, die sie kannten, war „Wungalla“ Catherines Passion geworden. Sie entwickelte sich zur Kolonistin, zur wahren, allseits geachteten Pionierin.
    Marissa hatte sich in Catherines Gesellschaft äußerst wohlgefühlt. Eine Frau mit so viel Lebenserfahrung war Balsam für die Seele, den Marissa so dringend brauchte. Ein Familienleben hatte es seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr für sie gegeben – nicht bei ihrem Vater und nicht bei Onkel Bryan und Tante Allison. Erst durch Riley war sie aus ihrer Einsamkeit erlöst worden, und wie es aussah, würde er auf Georgina ähnlich wirken. Er hatte etwas von einer Lichtgestalt.
    Einige Tage später erklärte Holt seiner Exschwägerin, dass er sie nach Sydney fliegen würde. „Das erspart dir die Mühe, einen Charterflug zu buchen“, meinte er. „Ich habe ohnehin geschäftlich in Sydney zu tun. Es ist also kein Umstand für mich.“
    Die Familie saß beim Mittagessen, das sie im Frühstücksraum neben der Küche einnahm, wenn keine Gäste kamen. Das eigentliche Speisezimmer war zu groß, als dass man dort die täglichen Mahlzeiten servierte. Der Raum lag zum rückwärtigen Garten hinaus. Wenn die Fenster geöffnet waren, strömte süßer Blütenduft herein. Um den langen rechteckigen Tisch standen Rattanstühle mit grün-weißer Polsterung, weit genug voneinander entfernt, dass jeder Sitzende genug

Weitere Kostenlose Bücher