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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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kühlen Lappen den Schweiß von seinem Körper wischte.
            »Nie im Leben …«, sagte er immer wieder zu sich selbst. Nie im Leben war er so gut gewesen, und nie im Leben war ihm ein Körper, eine Frau wie sie begegnet; die Hure war phantastisch.
            Er packte ihren Arm. »Noch einmal. Komm her, ich will mehr. Wir wollen mehr.«
            Sie kicherte und ließ Wasser auf ihn tropfen. »Kostet mehr Pfund.«
            »Ja, ja. Mehr Pfund. Gut.« Er streckte die Hand nach ihrem glänzenden schwarzen Körper aus, und sie hockte sich eilends rittlings über ihn.
            »Gut, Friedrich? Du magst es so?«
            »Friedrich findet es himmlisch.« Er lachte. »Friedrich ist ein sehr glücklicher Mann.«
             
            Die Hure war so aufregend, so wollüstig, dass er für einen flüchtigen Moment erwog, doch nicht aufs Schiff zurückzukehren. Sollten sie doch zur Hölle fahren. Falls sie ihn suchten, würde er ihnen einfach seinen Entschluss mitteilen und Anweisung geben, sein Gepäck an Land zu bringen. Er war ihnen keine Erklärung schuldig. Er war sein eigener Herr. Er verfügte über Geld … doch wie lange würde er damit auskommen? Ihm waren keinesfalls irgendwelche Theater zwischen den von Palmen beschatteten Hütten aufgefallen, geschweige denn Gesichter, die sich von seiner Rede des Sokrates auf dem Totenbett würden verzücken lassen. Ihm wurde bewusst, dass er seiner ganz persönlichen Loreley begegnet war … verlockend, gefährlich …, denn hier gab es nun wirklich gar nichts für ihn. Irgendwann würde er abreisen müssen, zurück nach Deutschland, wo ihm die Verhaftung drohte, oder nach England, um eine Anstellung bei einer Bühne zu suchen.
            Jetzt ging er, wieder angetan mit dem Gewand und der Haltung eines Geistlichen, zurück zum Hafen und wehrte sich gegen seinen beschwingten Schritt und die Versuchung, sich seinen Mitreisenden gegenüber zu brüsten. Wer von ihnen hat schon so einen verteufelt tollen Tag erlebt, überlegte er mit unterdrückter Erregung.
            Wer von diesen langweiligen Männern, manche arm und abgezehrt, andere frisch und vornehm, hatte die wilde Leidenschaft dieser Sabine entdeckt, denn so hieß die Kleine, wer von ihnen hatte jemals ein erotisches Abenteuer mit einer mannbaren Hure mit einer Haut so schwarz und weich wie Samt genossen?
            Er seufzte, gewährte Bekannten vom Schiff ein kaum merkliches, erkennendes Nicken, ging jedoch allein weiter. Er musste weiterreisen in dieses neue Land, weil dort eine Aufgabe auf ihn wartete. Oder vielmehr eine Rolle. Warum sollte er wieder Arbeit suchen, um Körper und Seele zusammenhalten zu können, wenn sich vor ihm ein viel leichterer Weg auftat? Einer, den er sich selbst geebnet hatte, aus eigener Kraft, wenngleich er vielleicht auch etwas drastische Mittel eingesetzt hatte. Drastische Verhältnisse verlangten nun mal drastische Maßnahmen. Das war eine Binsenweisheit, wie sie im Buche steht. Und wunderbarerweise konnte er seine neue Rolle, fern aller Kritiker und Intendanten, so spielen, wie es ihm gefiel. Selbst als er zu jenem Schlag ausholte, hatte er den naiven Vikar – so groß wie er, im selben Alter, ihm sogar einigermaßen ähnlich – lediglich als Mittel zur Flucht betrachtet. Nachdem er die Rolle nun gründlich studiert hatte, sah er entschieden mehr darin. Sie war der Weg in ein behagliches Leben. Dieses Mal war er sein eigener Vorgesetzter, der Kritiker, der Intendant, der Autor in einer Person, sozusagen. Und sogar das Publikum. Und was am besten war: auch der Zahlmeister.
            »Ich bin ein bedeutender Mann«, hatte er zu Sabine gesagt.
            Doch sie hatte den Kopf geschüttelt. »Nein. Bedeutende Männer, die haben einen Bart und Speck, hier unter dem Gürtel«, hatte sie ihn aufgezogen.
            Der Vikar setzte sich auf eine Kiste unter einer Segeltuchmarkise und wartete auf die Rückkehr des Beiboots, das ihn und weitere Passagiere zum Schiff bringen sollte. Er beobachtete die Möwen, die in die blauen Wellen des Hafens tauchten, und blickte dann zum Schiff hinüber. Er sah es zum ersten Mal aus größerer Entfernung und ließ sich von den eleganten Linien und der zuversichtlichen Ausstrahlung beeindrucken. Genauso fühlte er sich an diesem Spätnachmittag.
            »Ich glaube, ich lasse mir einen Bart wachsen«, sagte er.
            Wie so viele andere Herren

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