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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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war wieder einmal zu spät. Es war zu spät für alles.
            Hanni war zurück. »Du siehst so traurig aus«, sagte sie. »Sei nicht traurig. Es ist doch gut für uns, wieder in der Zivilisation zu sein …«
            »Zivilisation nennst du das?«, sagte Lukas bitter. »Gestern Nacht habe ich geträumt, wir wären wieder zu Hause und hätten ein eigenes kleines Häuschen, und es schneite, und vor der Haustür hatten wir auf einem runden Tisch ein riesiges Festmahl aufgetragen …«
            »Das beweist mal wieder, wie dumm Träume doch sind«, sagte sie. »Woraus bestand denn das Festmahl? Aus Eis? Die Oberschwester sagt übrigens, du kannst in ein, zwei Tagen nach Hause …«
            »Nach Hause? Deswegen mein Traum. Wir haben kein Zuhause.«
            »Wir hatten auch keines, bevor du dir das Bein gebrochen hast, Lukas. Also hör auf damit. Ich hab dir doch erzählt, dass Eva Arbeit im Royal Hotel gefunden hat, oder?«
            »Ja, und dort scheint es ihr sehr gut zu gefallen.«
            »Ich weiß. Aber als ich sie fragte, ob es dort noch mehr Stellen gibt, hat sie Nein gesagt. Heute Morgen stand ich dann vor diesem neuen Hotel und dachte, sie schwindelt. Es ist zweistöckig, Lukas. Es hat Zimmer, Gästezimmer, dort braucht man bestimmt Hausmädchen.«
            »Hanni, Eva würde dich nicht belügen.«
            »Ich wollte sichergehen und habe an der Hintertür gefragt, ob Stubenmädchen gebraucht würden. Und die Frau sagte Nein, die Zimmer seien noch nicht eingerichtet. Sämtliche Möbel müssen aus Brisbane herangeschafft werden …«
            Lukas dachte daran, wie er Keith Dixon geschlagen hatte. Er dachte an dessen höhnisches Grinsen, das mit seiner Frau zu tun hatte. Mit Hanni … »Ist Walther nach Hause gegangen?«
            »Ja, er hat noch zu arbeiten. Du hörst mir gar nicht zu.«
            »Doch, Hanni, ich höre zu. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Wie kommst du zurück zur Gemeinde?«
            »So wie jeden Tag. Ich gehe mit den beiden Lutzes zu Fuß zurück.«
            »Das ist ein weiter Weg.«
            »Nur ein paar Meilen. Man gewöhnt sich daran.«
            »Und morgen kommen die Meissners?«
            »Ja. Ich freue mich so darauf, sie alle wiederzusehen. Sieht aus, als säßen wir jetzt alle im selben Boot. Außer den Kleinschmidts. Denen geht's gut. Sie bauen sich eigene Häuser.«
            »Ja … Ich wollte, ich könnte hier raus, Hanni. Es ist verrückt, aber ich fühle mich nicht in der Lage, ihren Besuch zu verkraften.«
            »Musst du aber, Lukas. Sie machen sich große Sorgen um dich.«
            Er stöhnte auf, glaubte sich in der Falle.
             
            Sie kamen zusammen mit Rolf, waren im Begriff, vorübergehend ihren Wohnsitz in der Gemeinde zu nehmen, und daher waren sie nicht eben fröhliche Besucher.
            Jakob plante, mit Hilfe der Kleinschmidts sein Haus wieder aufzubauen, sobald er mit dem Bankdirektor gesprochen hatte, und Frieda ärgerte sich über die schlecht sitzende Wohlfahrtskleidung, die zu tragen sie nun gezwungen waren.
            Karl stand still im Hintergrund und sah völlig niedergeschlagen aus, und das brach Lukas fast das Herz.
            Schlimm genug für seine Eltern und deren Freunde, all diese Krisen durchstehen zu müssen, aber Karl war ein junger Bursche, und er fragte sich offenbar, was denn wohl aus all den Träumen geworden war, die er sich in diesem neuen Land erfüllen wollte. Als Karl dann doch sprach, geschah es in einem gereizten Wortwechsel mit seiner Mutter, der ihm einen Tadel von seinem Vater eintrug. Die Belastung zeigte zweifellos erste Auswirkungen auf die Familie. Im Grunde genommen auf alle.
            Und das dürfte nicht sein, dachte Lukas zornig. All dies hätte nie geschehen dürfen. Wären Keith Dixon und seine Attacke auf Jakobs Land nicht gewesen, befänden sie sich jetzt nicht in dieser erbärmlichen Lage. Keiner von ihnen.
            Je länger Lukas darüber nachdachte, desto empörter wurde er. Sie waren auf das Wetter zu sprechen gekommen und auf die Gleichförmigkeit des Buschs im Gegensatz zu der Artenvielfalt des Tierlebens, besonders der Vogelwelt …
            »Frieda wird allmählich zur Expertin, was die heimischen Vögel angeht«, sagte Jakob stolz. »Sie hat sie katalogisiert und gezeichnet.

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