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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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einer. So ein verdammter nichtsnutziger Schweinehund!«
            Bob half Eva beim Einzug in das Zelt. Und er schenkte ihr Laken und Decken, die er gekauft hatte und nun nicht mehr benötigte.
            »Danke, Bob.« Eva trug den Kopf hoch; sie weigerte sich stoisch, vor ihnen – den Kindern, Bob und den zwei fremden Männern, die beim Aufbau des Zeltes geholfen hatten – zuzugeben, dass es ihr nahe ging, obwohl sie innerlich vor Beschämung starb.
            Ihr Zelt stand versteckt unter einem riesigen Baum und bot Ausblick über den Fluss mit seinen sandigen Ufern. Den Kindern gefiel es sehr. Schon als Eva noch das Notwendigste auspackte, planschten sie im warmen seichten Wasser, und bald gesellten sich Kinder zu ihnen, die mit ihren Eltern nahebei ebenfalls in einem Zelt lebten.
            Offenbar, dachte Eva traurig, sind wir nicht die einzigen Obdachlosen in Bundaberg, und als sie die fremden Kinder danach fragte, schienen die sich darüber zu wundern.
            »Wir kommen von den Goldfeldern. Unser Pa ist total pleite. Er will hier irgendwo neu anfangen, richtige Arbeit suchen.«
            Eva wünschte ihnen alles Gute. Sich selbst auch, in Gedanken daran, dass sie sich bei der Vorstellung, das Zigeunerleben draußen in der Gemeinde führen zu müssen, geschämt hatte und jetzt noch viel tiefer gesunken war.
            »Ach, was soll's?«, sagte sie sich. »Für eine gute Sache kann dein Stolz wohl ein paar Dämpfer ertragen. Und die Kinder kennen es nicht anders. Sie halten das Leben im Zelt für einen Riesenspaß.«
            Eines Abends hatte sie gerade die Kinder zu Bett gebracht, als sich ein Besucher meldete. Es war Mr Grigg, ihr Boss.
            Mit gefurchter Stirn schaute er sich um, und Evas Knie wurden weich. Mr Grigg, mit seiner Glatze, der gebrochenen Nase und dem kräftigen Kinn, war ein harter Mann.
            »Wie lange wohnst du schon hier?«, fragte er knurrend.
            »Gut acht Tage«, sagte sie, nicht bereit zuzugeben, dass es schon mehrere Wochen waren.
            »Das ist nicht in Ordnung, Eva. Es geht nicht, dass eine Frau allein in einem Zelt lebt. Hier treiben sich zu viele merkwürdige Gestalten herum. Dein Mann ist auf den Goldfeldern, wie?«
            »Ja.«
            »In diesen aus dem Boden gestampften Städten gibt es wohl nicht viele freie Wohnungen?«
            »Nein.«
            Er trat zur Seite und blickte auf den breiten, vom Mond beschienenen Fluss hinaus, und alles war so still und friedlich, dass Eva die Fische springen hörte. Sie fragte sich, wohin sie gehen sollte, falls er sie von hier wegschickte. Sie würde ihm gehorchen müssen, denn sonst stand ihre Arbeit in der Küche auf dem Spiel.
            »Ein Glück für dich, dass noch Trockenzeit ist«, bemerkte er. »Die ersten ordentlichen Regengüsse spülen dich gleich weg.«
            »Oh. Das wusste ich gar nicht.«
            »Tja. Nun, so geht es nicht, Eva. Meine Frau hat mir davon erzählt, wie du mit deinen Kindern hier unten haust, und da wollte ich mir selbst ein Bild machen. Jetzt hör mal zu. Du kennst doch diesen großen Schuppen neben den Stallungen hinten am Hotelhof?«
            »Ja.«
            »Der ist voll gestellt mit dem Kram der Zimmerleute und allem, was die Bauarbeiter zurückgelassen haben. Ich habe ein paar Kerle angewiesen, ihn auszuräumen, dann kannst du mit den Kindern dort einziehen.«
            »Einziehen? Ich?«
            »Ja. Es ist zwar nur ein Schuppen, aber allemal besser als ein Zelt, meinst du nicht auch? Ihr Frauen könnt den Schuppen etwas herrichten, damit er bewohnbar ist. Am besten fängst du gleich morgen an.«
            Sie riss die Augen auf. Rang nach Luft. »Danke, Mr Grigg, das werde ich tun. Wir ziehen gleich morgen ein. Aber, bitte, wie hoch ist die Miete?«
            »Die Miete? Für einen Schuppen? Nichts da. Du kannst mit meiner Frau besprechen, was du fürs Essen bezahlst, für dich und deine Kinder. Ich muss jetzt zurück, in der Bar herrscht heute ordentlich Betrieb.«
            Er wandte sich um und zog leichten Schrittes von dannen, so dass er kaum noch zu hören war, als er die Wiese zwischen Zelt und Straße überquerte. Eva ließ sich schwer auf den einzigen vorhandenen Stuhl fallen. Er hatte Recht. Der Schuppen hatte ein Wellblechdach. Das war bedeutend besser als ein Zelt. Was

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