Im Land der tausend Sonnen
für ein freundlicher Mensch!
»Sei dankbar für kleine Freuden«, ermahnte sie sich und beschloss, jeden Penny zu sparen, den sie entbehren konnte, denn wenn eben möglich wollte sie nie wieder zur Miete wohnen. Ihr nächster Plan bestand darin, ein Stück Land zu kaufen, ganz gleich, wie klein; es war schließlich das Land, das Geld wert war. Die Leute redeten unablässig darüber. Eine Pionierstadt, billiges Land, bis die Bevölkerung sich ausdehnte. Eva hoffte, dass sie Recht hatten. Manche Leute sagten, Bundaberg würde eines Tages eine Geisterstadt sein, aber den Eindruck hatte sie nicht. Es trafen ja immerzu Neuankömmlinge ein.
Auch Frieda Meissner hatte sich geweigert, länger als ein paar Tage in der Gemeinde zu bleiben, allerdings nur aus dem Grunde, weil Arbeit auf sie wartete. Jakob hatte eine Aufstockung seines Darlehens erwirkt, damit er sich einen neuen Wagen und Werkzeug kaufen und mit den Aufräumarbeiten auf dem Land rund um das ehemalige Haus beginnen konnte. Er und Karl rüsteten zum Aufbruch auf ihren Besitz, um dort von vorn anzufangen, und sie erwarteten, dass Frieda noch eine Weile in der Stadt bliebe, doch sie konnte die Untätigkeit nicht ertragen.
»Ich habe doch Hände zum Arbeiten«, sagte sie. »Ihr braucht mich genauso wie früher auch. In jedem Lager gibt es einen Koch.«
Auch sie lebten in einem Zelt am Fluss, aber ein gutes Stück flussaufwärts von Evas Lager, und mit jedem Tag, der verging, rangen sie dem verkohlten Land weitere bewirtschaftbare Flächen ab.
Frieda fand das Lagerleben beschwerlich, doch sie beklagte sich nicht, es sei denn, um zu bemerken, dass sie sich darauf freute, vor der Hitze wieder in ein Haus flüchten zu können.
»In einem Zelt ist es so viel heißer«, sagte sie.
»Es ist insgesamt sehr viel heißer geworden«, erklärte Karl. »Jetzt ist schließlich Sommer.«
»Ganz bestimmt nicht. Dafür ist es noch viel zu früh. Nach meinen Berechnungen ist jetzt Frühling.«
»Nenn es, wie du willst. Tagsüber haben wir wohl um die zweiunddreißig Grad, und das ist für mich Sommer.«
In dieser Nacht fiel ein leichter Regen, und als es bald darauf Nacht für Nacht kräftig regnete und die Tage klar waren, fiel es auch Jakob auf.
»Ich glaube, das ist das Ende der Trockenzeit. Gott sei Dank. Oktober. Das dürfen wir nicht vergessen.«
Zu ihrer Verwunderung und ihrem Entzücken sprießten grüne Grasspitzen aus dem verkohlten Boden, und an den schwarzen Eukalyptusbäumen schlugen frische Triebe aus, als hätte das Land beschlossen, alle Spuren des Feuers so schnell wie möglich zu beseitigen.
In jenen Tagen kam Les Jolly zu Besuch und entschuldigte sich dafür, dass er sich nicht früher hatte blicken lassen. Frieda lief nach ihrem Schultertuch und legte es um – ein schüchterner Versuch, ihr abgetragenes, schlecht sitzendes Kleid zu verbergen, das aus der »Wohlfahrts-Kiste« von Pastor Beitz stammte.
Die Männer sprachen wie üblich über das Wetter, und Jakob äußerte sich erfreut über die Segen spendenden nächtlichen Regenschauer.
Les grinste. »Ja, die gibt es häufig in dieser Jahreszeit; später dann ist der Regengott nicht mehr so gnädig. Ihr wisst vermutlich, dass Rolf jetzt die Sägemühle leitet?«
»Ja. Das haben wir gehört.«
»Ist das der Grund, warum die Jungs keine Zeit haben, uns beim Wiederaufbau zu helfen?«, fragte Karl verärgert. »Sie hatten es versprochen, aber reden kann man viel.«
»Karl!«, fuhr Frieda ihn an. »Das reicht! Die Leute haben zu tun. Sie können nicht immer zur Stelle sein, wenn du es willst!« Sie wandte sich wieder Les zu. »Im Grunde kommen Jakob und Karl zügig voran; sie haben bereits ein passendes Stück Land für den Bau des Hauses geräumt.«
»Darüber wollte ich ja mit euch reden«, sagte Les. »Die Jungs sind euch bisher nicht zu Hilfe gekommen, weil ich sie gebeten habe, noch zu warten, bis ich mich hier umgesehen habe.«
Frieda fand es reichlich eigenmächtig von Les, dass er sich bei ihnen umsehen wollte, denn ihr Land ging ihn nichts an. Aber glücklicherweise hielt sie den Mund.
»Auf dem Weg hierher habe ich die Bäume auf eurem Land in Augenschein
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