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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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dann rannten sie wie verrückt über die Grasflächen zwischen dem Anleger und der Quay Street, vor lauter Freude, sich wieder frei bewegen zu dürfen. Einige von ihnen sprangen in den kühlen Fluss, hüpften und planschten wie Schuljungen – manche waren ja tatsächlich nicht viel älter.
            Während einige auf der Straße Ball spielten, hielten andere Ausschau nach einem Café oder einem Fischgeschäft, wo sie etwas zu essen erstehen wollten, doch dieses nichtswürdige hinterwäldlerische Dorf hatte heranwachsenden Burschen nichts zu bieten. Man schickte sie in die Pubs, wo ihre schlauen Freunde längst entdeckt hatten, dass das billigste Getränk der hiesige Rum war, der noch dazu äußerst wohlschmeckend war.
            Keiner wusste, wie lange es gedauert hatte, bis diese Truppe mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert wurde. Bis sie genau begriffen, wo sie sich befanden. Ganz genau.
            »Wir wollen zu den Goldfeldern«, erklärten sie Grigg im Royal, als sie schließlich ins Gespräch gekommen waren.
            »Ah ja, nach Gympie.«
            »Was ist Gympie?«
            »Die Goldfelder hier in der Nähe. Werden seit Jahren ausgeschlachtet.«
            »Nein, Mann, wir wollen zum Palmer. Heute Nacht bleiben wir hier, und morgen brechen wir auf zum Palmer. Mit dem, was andere übrig gelassen haben, verschwenden wir keine Zeit. Wir nicht, Kumpel.«
            »Zum Palmer?« Grigg musterte ihre begeisterten Gesichter. Ihre hellen, sommersprossigen Gesichter und die rötlichen Haare. »Das schafft ihr nie im Leben, Jungs. Lasst es bleiben.«
            »Was soll das?«, fragte ihn der Wortführer der Bergleute. »Soll das heißen, die Goldfelder vom Palmer sind zu weit entfernt von hier?«
            »Mehr als das«, sagte Grigg. »Wie wollt ihr denn dorthin kommen?«
            »Auf Schusters Rappen.« Sie lachten. »Wir gehen zu Fuß.«
            Grigg schüttelte den Kopf. »Das solltet ihr euch noch einmal überlegen. Der Palmer ist tausend Meilen von hier entfernt, würde ich sagen.«
            »Hör auf. So weit wird's schon nicht sein. Da wären wir ja schon wieder an der Küste.«
             
            Unter den Schotten setzte ein zorniges Murren ein. Sie wollten dem Wirt nicht glauben, fragten andere Einheimische, doch die waren kaum in der Lage, sich eindeutig auf die Lage des Flusses und der Goldfelder zu einigen, die sich, soweit sie informiert waren, irgendwo dort oben jenseits der Grenzen der Zivilisation befanden.
            Walther kam hinzu, konnte jedoch auch nicht helfen, da er noch nie von dem Ort gehört hatte, und bald darauf erschien Constable Colley.
            »Würden Sie ihnen sagen, wo die Minen vom Palmer River liegen?«, forderte Grigg ihn auf. »Dann hat der Streit ein Ende.«
            Colley wandte sich an die Schotten. »Das ist ein verdammt weiter Weg, Leute«, verkündete er. »Mehr als tausend Meilen, heißt es, und dort wimmelt es von Kannibalen.«
            »Aber es gibt dort Gold?«
            »Tonnenweise.« Clem lachte. »Ich fürchte, Jungs, ihr seid irgendwo falsch abgebogen. Anscheinend wisst ihr gar nicht, wo ihr seid.«
            Jetzt begriffen die Schotten, dass man sie in diesem abgelegenen Hafen ausgeladen und zurückgelassen hatte, weit entfernt von ihrem Ziel. Was der Constable ihnen mitteilte, war keineswegs erfreulich, und es gefiel ihnen auch nicht, Zielscheibe seines Spotts zu sein. Wütendes Murren und böse Bemerkungen wurden laut, als, wie das Schicksal es wollte, Jules Stenning in seiner Eigenschaft als Zollbeamter eintrat und unter lauten, zornigen Reden sein Klemmbrett schwenkte. Augenscheinlich war höchstens die Hälfte der Schotten seiner Aufforderung gefolgt, sich in seinem Büro zu melden, und er befand sich mitten in einer gehörigen Standpauke, als einer der Männer sich durch die Menge drängte und das Klemmbrett packte.
            »Zum Teufel mit deinen Regeln«, fauchte er, brach das Klemmbrett entzwei und warf es über das Geländer der Veranda, so dass die Papiere durcheinander flatterten.
            Der Constable kam Stenning zu Hilfe und erklärte einer inzwischen äußerst gereizten Horde von Männern, dass sie sich zu benehmen hätten, wenn sie in dieser Stadt bleiben wollten.
            Walther hielt das angesichts der gefährlichen Stimmung für eine große Dummheit, und

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