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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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darauf?«
            »Er sagt, er war dabei, hat dich gesehen. Will dich vor Gericht bringen.«
            »Wann war das?«
            »Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus. Du weißt doch, das Feuer hatte ihn eingekreist. Es stand in der Zeitung.«
            »Das war vor einer halben Ewigkeit. Ich hoffe doch, du hast ihm die Meinung gegeigt. Ich laufe nicht herum und lege Buschbrände. Habe genug damit zu tun, sie zu löschen, Clem, und das weißt du auch.«
            »Natürlich. Ich hab's einfach ignoriert, Keith. Hab überhaupt nichts unternommen. Dachte, er würde es dabei belassen. Dann hat er mir ein paar Briefe geschrieben, von der deutschen Siedlung draußen an der Taylor's Road. Konnte wegen seines gebrochenen Beins nicht persönlich kommen …«
            »Umso besser. Der Mann ist ein Idiot. Ist nicht gut auf mich zu sprechen, weil ich ihn gefeuert habe. Versucht, es mir mit seinen Lügen heimzuzahlen.«
            »Sieht ganz so aus, aber vor ein paar Tagen kreuzte er auf dem Polizeiposten auf, humpelnd und mit Krücken, und wollte Klage gegen dich erheben. Ich wollte es dir schon längst gesagt haben. Er bestand darauf, dass ich die Anzeige aufnahm, hat zugesehen, wie ich das Protokoll schrieb, und es dann selbst unterzeichnet. Mit Sam und Pike muss ich auch noch reden. Der Kerl behauptet, sie wären Zeugen des Verbrechens gewesen.«
            »Zeugen des Verbrechens!«, zischte Keith. »Es ist kein Verbrechen geschehen.«
            »Das weiß ich ja. Ich muss nur meines Amtes walten, also nimm's mir nicht übel. Wenn Sam und Pike das nächste Mal in der Stadt sind, sollen sie mich aufsuchen, dann können wir den Fall abschließen.«
            »Auf Sam und Pike kannst du lange warten. Sie arbeiten nicht mehr für uns. Ich glaube, der Goldrausch am Palmer hat sie gepackt.«
            »Na also. Das war's dann schon.«
            Doch Keith war wütend, weil dieser Schlamassel schon wieder hochkochte. Zweifellos steckte Meissner selbst dahinter und hatte seinen Kumpel aufgewiegelt. Jetzt war es fünf vor zwölf. Fechner konnte auch ohne Zeugen für großen Wirbel sorgen, falls er seine Beschwerde aufrechterhielt. Gewinnen würde er zwar nicht, doch es würde Ärger geben und J. B. erneut gegen Keith aufbringen. Sein Vater war an die Decke gegangen, als er hörte, dass die beiden Viehtreiber ausbezahlt worden waren, Pike ein paar Tage früher als Sam, dem auf der Armidale Station in Neusüdwales eine lukrativere Stelle angeboten worden war. Diese Schafzuchtfarm gehörte Seth Dixon, der seinem Neffen gern einen Gefallen tat.
            J. B. hatte wegen des Verlusts zweier guter Arbeiter getobt und Keith die Schuld gegeben, hatte angeführt, dass es verdächtig aussah, wenn ausgerechnet diese zwei die Farm verließen, doch irgendwann hatte er sich auch wieder beruhigt. Jetzt war Keith sehr zufrieden mit sich selbst. Es war ein guter Schachzug gewesen, die Zeugen loszuwerden. Trotzdem musste er Fechner irgendwie für immer zum Schweigen bringen.
            »Ganz gleich, wie gut man sie behandelt«, sagte er zu Clem Colley, »die Leute enttäuschen einen doch immer. Ich nehme es dir ja nicht übel, dass du mir diese Fechners empfohlen hast, Clem, sie machten ja einen anständigen Eindruck, aber ich hatte von Anfang an nichts als Ärger mit ihnen. Er hat nie recht begriffen, worum es bei seiner Arbeit ging. Verstand nichts von Schafen, hat sich ständig verirrt. Das war wohl auch wieder der Fall, als ich ihm gekündigt hatte … Er hat sich wieder mal verirrt, hat mal wieder vergessen, sein Pferd anzubinden. Das Pferd ist nach Hause gelaufen, und er ist auf dem abgebrannten Land herumgestolpert, in eine Schlucht gestürzt oder so, und dabei hat er sich das Bein gebrochen. So einfach ist das.«
            Während er das erzählte, schweiften seine Gedanken zu Hanni ab. Ach ja, Mrs Fechner.
            »Und dann seine Frau. Ein Flittchen ist sie, hat allen Männern schöne Augen gemacht. Hat sich gefreut, wenn sie sie anglotzten. Und gestohlen hat sie. Eines der liebsten Stücke meiner Mutter war verschwunden. Ein Handspiegel, wunderschön verziert, mit Juwelen besetzt, mit herrlichen Steinen in vergoldeter Fassung. Ein Kunstwerk, wirklich kostbar, und sie hat es geliebt. Das hätte jede Frau getan. Wir konnten Mrs Fechner allerdings nichts nachweisen, aber wir waren froh, als sie ging.«
           

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