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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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»Ist dieser Spiegel je wieder aufgetaucht?«
            »Natürlich nicht. Meine Mutter hat die Sache inzwischen vergessen, und wir wollen sie nicht daran erinnern. Aber ich bin ganz sicher, wo er zu finden ist. Wenn Fechner sich das nächste Mal blicken lässt, frag ihn doch, ob seine Frau einen mit Edelsteinen verzierten Handspiegel besitzt …«
            Clem seufzte.
            »Ja, das könnte ich tun. Gott, mir tut alles weh. Dieses verdammte Bett ist wohl aus Zement. Gleich nach meiner Entlassung gehe ich zum Telegrafenamt, Keith, aber ich schätze, wir müssen schon genauer wissen, was los ist, bevor sie uns Verstärkung schicken.«
            »Bis dahin ist das Kind in den Brunnen gefallen.«
            »Gib nicht mir die Schuld. Ich habe getan, was ich konnte, und wurde dafür zusammengeschlagen. Ich vermute mal, sie werden eine Vertretung für mich schicken. Für diese Sache kann ich Urlaub verlangen. Gott, hab ich einen Durst. Könntest du mir eine Tasse Tee aus der Küche besorgen, Keith?«
            Der Besucher stülpte sich den Hut auf den Kopf. »Frag die Schwester. Wir sehen uns später.«
             
            Sie sammelten sich nach und nach am Eingang zu den Verkaufshöfen, führten ihre Pferde leise am hohen Zaun entlang, doch der Bambus, der das Grundstück einfasste, rasselte in der frühmorgendlichen Brise, als wolle er sie verraten.
            »Keith kommt zu spät«, flüsterte jemand.
            Jules Stennings Pferd war gut ausgebildet. Es wartete geduldig, während die anderen Gäule scharrten und tänzelten. Jules klopfte ihm lobend den Hals. An der Versammlung hatte er nicht teilgenommen, nach der Prügel, die er von diesen Schweinen bezogen hatte, war er zu erschöpft, um sich von seinem Krankenlager zu erheben, doch er war froh, dass man nicht vergessen hatte, ihn zu informieren. So schwer verletzt er auch war, er wollte dieses Unternehmen doch um nichts in der Welt versäumen. Diese Kerle würden heute Morgen kriegen, was sie verdient hatten. Das würde ihnen eine Lehre sein.
            »In den Elendsvierteln, aus denen sie stammen, lässt man ihnen so etwas vielleicht durchgehen, aber nicht hier. Heute Morgen kriegen sie den Schock ihres Lebens, verlasst euch drauf«, sagte er.
            »Ganz recht, Jules«, pflichtete ihm eine Stimme bei. »Wenn nur die anderen endlich kämen, sonst klappt es nicht mit der Überraschung.«
            Bisher waren acht Mann eingetroffen, alle zu Pferde, alle bewaffnet.
            »Wo bleiben die anderen?«, fragte Jules ärgerlich. »Man hat mir gesagt, wir wären mindestens zwanzig, wenn nicht mehr, sobald sich herumgesprochen hat, was los ist.«
            »Jim Pimbley wollte eigentlich auch kommen.«
            »Und wo steckt er dann? Die Sonne geht schon auf.«
            Als müssten sie sich dessen vergewissern, wandten alle den Blick nach Osten, auf eine lange, niedrig hängende Bank harmloser, goldgeränderter Wolken. Der Himmel zeigte sich in einem warmen Rosa, das die Dunkelheit vertrieb. Schon zwitscherten Vögel, und Elstern schimpften aus hohen Bäumen. Eine riesige Schar von Papageien übertönte sie, um dann zum Fluss zu fliegen.
            »Oh Gott!«, beklagte sich einer der Männer. »Diese verdammten Vögel können ja Tote aufwecken.«
            »Heute wird es heiß«, prophezeite einer. »Ich schätze, wir müssen uns auf einen höllischen Sommer gefasst machen.«
            »Es heißt, er soll außerdem auch recht feucht werden. Das dürfte eine tolle Mango- und Papauernte ergeben. Meine Frau hat dreißig Papaubäume im Garten gepflanzt, und sie sagt …«
            »Halt endlich den Mund!«, schäumte Stenning. »Die Banditen sind inzwischen bestimmt schon auf den Beinen, wir können nicht länger warten. Wir müssen sie zusammengetrieben haben, bevor die Verstärkung eintrifft, sonst könnten sie sich einfach aus dem Staub machen.«
            Einer der Männer wollte es genauer wissen. »Was macht das schon, solange sie wenigstens aus Bundaberg verschwinden? Wen interessiert schon, wohin sie gehen?«
            »Sie sind illegale Einwanderer, das ist der Grund.«
            Stenning war sich bewusst, dass das nicht unbedingt der Wahrheit entsprach. Nicht alle waren illegal. Nur diejenigen, die die Formulare nicht ausgefüllt oder nur mit einem X unterzeichnet hatten, was nur dann

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