Im Land der tausend Sonnen
eilte zum Tor und spähte die Straße entlang, hielt Ausschau nach den ersten Besuchern und freute sich maßlos über den Blumenschmuck.
»Was für eine wunderschöne Überraschung, meine Damen. So schön. Danke.«
Die Frauen, froh, dass ihre Bemühungen Gefallen fanden, kicherten und lächelten auf ihre gewohnt scheue Art und ließen sich im Gras nieder, um auf die ersehnten Besucher zu warten.
Als schließlich eine der Frauen in die Siedlung eilte und rief: »Da kommt ein Wagen!«, lief Beitz den Weg entlang, um die Leute zu begrüßen.
Der Wagen kam näher, und weitere Männer hatten sich dem Pastor angeschlossen. Beitz betete, dass Hanni Fechner kommen möge. Vor einigen Wochen hatte sie Arbeit als Stubenmädchen im Royal Hotel gefunden und Lukas sowie die Gemeinde verlassen. Da sie nun auch im Hotel arbeitete, hatte der Wirt ihr gestattet, zu Eva Zimmermann und den Kindern in den großen Schuppen zu ziehen, und das war traurig. Ihr Platz war an der Seite ihres Mannes. Beitz war empört, dass Lukas ein solches Verhalten zuließ, doch der weigerte sich standhaft, seine Frau zurückzuholen.
»Aber ihr seid verheiratet, Lukas! Es ist schlimm genug, dass Eva dort lebt, wenngleich es gewissermaßen zu entschuldigen ist, da ihr die Führung des Gatten fehlt. Du aber gestattest deiner Frau, sich den sündigen Möglichkeiten zu nähern, gerade im Umfeld eines Wirtshauses …«
»Es ist mir gleich; sie kann tun und lassen, was sie will.«
Wie sehr er sich auch bemühte und flehte, Beitz konnte den Grund für die Feindseligkeiten zwischen den beiden nicht finden, und von den anderen wusste anscheinend auch niemand etwas …
Doch da kam sie, sie saß neben Eva und Jakob Meissner. Gott sei's gedankt! Vielleicht würden sie heute wieder zueinander finden, ihren Streit beilegen.
Die Kinder sprangen vom Wagen und liefen gleich davon, um die neue Umgebung zu erforschen, wurden jedoch von Eva zurückgerufen, damit sie Pastor Beitz anständig begrüßten.
»Gott segne euch«, sagte er, als sie zu ihm kamen, und strich ihnen übers Haar. Wie schnell sie wuchsen, diese Kinder! Dass ihr Vater immer noch auf den Goldfeldern sein Glück suchte, war eine weitere Enttäuschung für ihn. Theo hätte wissen müssen, dass er seinen Kindern und anderen jungen Leuten ein schlechtes Beispiel bot.
Die Meissners wirkten sehr glücklich, und so sollte es auch sein. Walther hatte berichtet, dass ihnen das Holz eine Menge Geld eingebracht hatte.
»Willkommen«, wurden sie von Beitz begrüßt. »Frohe Weihnachten. Sag an, Jakob, ist euer neues Haus schon fertig?«
»Noch nicht ganz, Herr Pastor, aber wir haben ein Dach über dem Kopf.«
»Dem Himmel sei Dank«, setzte Frieda hinzu.
»Ein Dach über dem Kopf hattet ihr auch bei uns«, bemerkte der Pastor beleidigt, was Karl jedoch entging.
»Das neue Haus ist groß und geräumig«, begeisterte er sich. »Ein richtiges Farmhaus. Sie müssen uns mal besuchen, Herr Pastor, dann zeige ich Ihnen auch mein Land. Ich baue dort als Erstes eine Scheune …«
»Wer kommt dort?« Der Priester entfernte sich, um neue Besucher zu begrüßen.
»Das ist Rolf mit seiner Familie«, sagte Karl zu seiner Mutter. »Hat er das nicht gesehen?«
»Ich glaube, er wollte nichts von deinem Land hören.« Sie lachte. »Hast du ihm sein Weihnachtsgeschenk mitgebracht?«
»Ja. Wenn es ihm nicht gefällt, kann er es ja verkaufen.«
»Das wird er nicht tun«, sagte Jakob, obwohl ihm auch schon mal der Gedanke gekommen war, dass Beitz den schönen, kräftigen Gehstock, den er für ihn besorgt hatte, vielleicht verkaufen würde. »Gehen wir weiter.«
Walther war voller Freude, als er sie alle in Sonntagskleidern versammelt sah. Es war ein großer Tag. Sie empfingen sogar Besucher, die nicht ihrer Gemeinde angehörten: Mr Hackett, den Lehrer, Mr Drewett, den Hafenmeister, und Davey, den Bullocky, Theos früheren Boss. Walther hätte es gern gesehen, wenn Nora sich ihnen hätte anschließen können, und er blieb noch eine Weile vor dem Tor zurück, als die anderen sich schon vor der Kirche versammelten. Noch blieb ihm die schwache Hoffnung, sie die Straße entlangreiten zu sehen.
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