Im Land der tausend Sonnen
meine Arbeit gut gemacht. Dafür haben sie mir den Spiegel geschenkt.«
Sanft, aber fest zog er sie zurück und sah ihr ins Gesicht. »Du sagtest aber ›er‹. Wer ist ›er‹?«
»Das meinte ich nicht so. Ich meinte sie alle. Mrs Dixon oder die Hauswirtschafterin, ich weiß es nicht mehr. Einer von denen.«
Unter Strömen von Tränen blieb Hanni bei ihrer Geschichte, und der Wortwechsel dauerte an, bis Lukas es nicht mehr ertrug.
»Keith Dixon war es, nicht wahr? Keith Dixon. Und jetzt benutzt er dich, um mich zu zwingen, meine Klage wegen Brandstiftung zurückzuziehen. Und wenn ich das mache, dann zeigt er dich nicht wegen Diebstahls an. Das hat Colley mir sehr deutlich zu verstehen gegeben.«
»Dann musst du deine Klage zurückziehen. Ich sagte doch, es ist ohnehin Zeitverschwendung. Lass nicht zu, dass ich in die Sache hineingezogen werde. Sonst stecken sie mich womöglich ins Gefängnis.« Mittlerweile war Hanni einem hysterischen Anfall nahe. Sie warf sich aufs Bett, schluchzte in die Kissen und hob den Kopf nur, um darauf zu bestehen, dass Lukas mit dem Polizisten Frieden schloss. All diesem Ärger ein Ende machte.
»Schön«, sagte Lukas schließlich. »Ich ziehe meine Klage zurück, damit du ruhig schlafen kannst, aber ich möchte gern wissen, wann und warum Keith Dixon dir dieses Geschenk gegeben hat.«
Ihr Weinen hörte unvermittelt auf. »Das habe ich nie gesagt«, schluchzte sie.
»Das war auch nicht nötig. Ich weiß es ja. Und jetzt will ich, dass du mir sagst, warum er dir ein so großartiges Geschenk gemacht hat und wann das war.« Als sie die Antwort verweigerte, wurde Lukas wütend. »Die Viehtreiber haben mich gewarnt. Sie haben gesagt, dass zwischen dir und Dixon etwas läuft – nicht ausdrücklich, aber so, dass ich es verstand –, und ich wollte ihnen nicht glauben. Ich war ein Esel. Du hast über mich gelacht. Er hat es ganz gewiss getan … und du …«
Ihm gingen die Worte aus. Er packte die Krücke, erhob sich mühsam und humpelte aus der Hütte, so schnell er konnte.
»Du verstehst überhaupt nichts!«, rief Hanni ihm nach.
Lukas drehte sich um. »Oh doch, ich verstehe durchaus. Du hast mich betrogen. Du hast mich da draußen auf der Farm zum Narren gehalten, und jetzt tust du's schon wieder. Ich muss Constable Colley zu Willen sein. Er wird Dixon berichten, dass er vom Haken ist, und wer lacht zuletzt? Keith Dixon, dein Liebhaber. Also … von jetzt an kannst du tun und lassen, was du willst. Bleib hier, geh fort, spring in den Fluss. Ich kenne dich nicht mehr.«
Dieses Mal unternahm Hanni nicht einmal den Versuch einer Antwort. Sie konnte endlich aufhören zu weinen, doch tief im Inneren spürte sie ein heftiges, erbärmliches Schluchzen, das sie wohl nie mehr loslassen würde. Sie richtete sich auf, kramte ein Taschentuch aus ihrer Schürzentasche und putzte sich die Nase.
»Keith Dixon hat schon vor langer Zeit zuletzt gelacht«, sagte sie bitter, während sie Lukas nachlauschte, der sich auf dem laubbedeckten Weg entfernte.
»Was soll dieses Gerede, dass Jakob Meissners Land absichtlich in Brand gesetzt worden sein soll?«, fragte Beitz.
»Keine Ahnung«, erwiderte Lukas.
»Hanni sagt, ihr zwei hättet deswegen Streit. Hast du Jakob gegenüber etwas davon erwähnt?«
»Natürlich nicht.«
»Das erleichtert mich. Ich will nicht, dass solcher Klatsch uns Ärger einbringt. Ich werde noch einmal mit Hanni reden. Nein, ich möchte mit euch beiden ein Wörtchen reden. Heute Abend, wenn ich bitten darf. Nach dem Gebet.«
»Es gibt nichts zu reden, Herr Pastor.«
»Mein lieber Junge, wie schwer auch immer eure Probleme sein mögen, verschließt euch nicht dem Herrn.«
»Dann werde ich mich an Ihn persönlich wenden, Herr Pastor, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Beitz hatte einiges dagegen einzuwenden. Immer wieder bemühte er sich zu verstehen, woran diese Ehe krankte. Sie konnten sich doch nicht so schwer zerstritten haben, nur weil Hanni mit dem Leben in der Gemeinde nicht zufrieden war. Keiner von den beiden war bereit, über das Problem zu sprechen, nicht einmal mit Walther. So blieb es ein Geheimnis und eine Störung der Harmonie in der
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