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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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anders als wir anderen auch. Wir sind alle neu hier, keiner von uns ist hier geboren. Vor ein paar Jahren gab es diese verdammte Stadt noch gar nicht. Wieso sollen die anders sein als wir?«
            Sein Freund seufzte. »Da hast du's. Wenn du glaubst, deine Brennerei wäre eines Tages das ganz große Geschäft, freuen wir uns alle. Aber nicht, wenn du deutsche Partner hast. Verstehst du nicht, was Keith sagt, Charles? Sie reißen hinterrücks alles an sich. Eines Tages haben sie dich mit ihrer Raffgier rausgedrängt. Sie schieben dich einfach zur Seite.«
            »Aber ich habe doch nur die Meissners als Partner, und Mike Quinlan!«
            Jules hob die Schultern und bestellte zwei Whisky. »Wohl kaum die beste Wahl, wenn du Keiths Hilfe brauchst. Und dann ist da noch dieser andere Deutsche, der eine Brauerei bauen will. Ich will sagen, Charlie, die mit ihrer eigenen Kirche und Gemeinde da draußen, wo sie Gott weiß was im Schilde führen und versuchen, die Schwarzen zu indoktrinieren, und dann auch noch dieser Kleinschmidt …«
            »Wer ist das?«
            »Noch so einer von dem deutschen Haufen. Er ist jetzt Geschäftsführer der Sägemühle. Also bestimmt er, wer dort arbeitet und wer nicht. Auch so infiltrieren die Deutschen unsere Gemeinschaft. Ganz zu schweigen von seinen Verwandten, die da oben in den Holzfällerlagern das Sagen haben …«
            Charlie wurde wütend. »In dieser Stadt und ihrer Umgebung leben inzwischen wohl tausend Leute, Jules. Meines Wissens sind darunter höchstens zwanzig Deutsche. Höchstens zwanzig, hörst du?«
            »Ich schätze, wenn die Wählerliste steht, wirst du eines Besseren belehrt werden, Charlie. Inzwischen solltest du aber den Ausländern den Laufpass geben, falls du deine Brennerei haben willst.«
            »Wie soll ich das tun? Nur sie sind bereit, das finanzielle Risiko mit mir zu teilen. Ich sagte doch, J. B. Dixon will nicht …«
            »Ah, ja, er mag nicht mit ansehen, wie in dieser schönen Gegend Fabriken und schmutzige Dörfer entstehen.«
            »Auf seinem Schafzüchterland«, sagte Charles wütend. »Will er deshalb Keith in die Politik drängen?«
            »Ganz und gar nicht. Ein Abgeordneter in der Familie ist eine Ehre.«
            Gründlich verwirrt verließ Charlie die Bar. Er hatte gehört, dass Stenning nach dem Debakel mit den schottischen Bergleuten von Keith abgerückt sei und Dixon junior oft genug als Dummkopf bezeichnet habe. Nach allem, was er jetzt gehört hatte, waren die Fronten nun vertauscht. Es war möglich, dass Jules, ein schlauer Fuchs, hier seine eigenen Pläne verfolgte, doch das erklärte noch nicht die Einstellung der Dixons.
            Donner grollte in der Ferne, und schwere Gewitterwolken ballten sich zusammen. Charlie blickte stirnrunzelnd nach oben. Seine Kanaken hatten in kürzester Zeit sein gesamtes Zuckerrohr geerntet und zur Mühle gebracht, bevor der Regen einsetzte, und das war ein Segen. Aber die Aborigines sagten voraus, dass diese tropischen Stürme, die sie jetzt erlebten, Vorläufer eines mächtigen Regens waren.
            Er hoffte, dass sie sich irrten. Jetzt schon kämpfte er gegen kleinere Überflutungen auf seinem Besitz, und es war erst Januar. Man sagte, die Regenzeit könne bis weit in den April hinein andauern. Doch jetzt ließ ihm dieses andere Problem keine Ruhe. Charlie hasste es, wenn andere ihm Vorschriften machten, besonders, wenn es sich um seine »Freunde« handelte. »Wie können sie es wagen, mir zu diktieren, mit wem ich Geschäfte machen darf und mit wem nicht?«, sagte er leise und suchte rasch Schutz, als ein Blitz einen heftigen Donnerschlag ankündigte und der Regen mit aller Macht einsetzte.
            Eilig lief er zu den Ställen. »Ich hätte nicht übel Lust, mich nach einem anderen Kandidaten umzusehen«, sagte er zu sich selbst. »Ehrlich gesagt, die Stadt braucht Keith nicht und auch nicht unseren derzeitigen Abgeordneten, wenn sie die Rumindustrie nicht fördern wollen. Aber wen? Viel Zeit bleibt nicht mehr; die Wahlen finden im März statt.«
            Charlie gestand sich ein, dass Keith ja nicht direkt gegen die Rumindustrie war, sondern nur gegen seine Partner, doch das kam aufs Gleiche heraus. Charlie war ein Starrkopf, hatte eine gute Ausbildung genossen. Aufgewachsen war er in Sydney, hatte eine Zeit lang Chemie studiert, bis ihn die

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