Im Land der tausend Sonnen
Reiselust packte.
Er landete schließlich in Jamaika und lebte eine Weile auf der Zuckerrohrplantage von Freunden, und so wurde, wie er seinem Vater erklärte, der Grundstein gelegt. Er wollte auch Pflanzer werden und seinen eigenen Rum herstellen.
Dank des von seinem Vater, der mehrere Juweliergeschäfte in Sydney und Brisbane besaß, bereitgestellten Geldes zweifelte Charlie nicht an seinem Erfolg. Er würde seinen Vater nicht enttäuschen, und er würde auch nicht zulassen, dass hinterwäldlerische Cowboys wie die Dixons ihm in die Quere kamen.
»Ich selbst werde dem einen oder anderen wohl in die Quere kommen«, sagte er und eilte geduckt über die Straße und den schlammigen Weg zu den Ställen entlang.
Eine Woche später war Charlie wieder in der Stadt, besuchte seine Freunde und wies darauf hin, dass sie einen starken Repräsentanten in der Regierung brauchten und Keith Dixon daher nicht in Frage kam. Einige äußerten Bedenken, dass die aufstrebende Stadt es sich nicht leisten könnte, die Dixons vor den Kopf zu stoßen, wenngleich Keith, wie sich herausstellte, sich nicht gerade großer Beliebtheit erfreute.
»Wen stört das?«, fragte Charlie. »Die Wahl ist geheim. Kein Mensch wird je erfahren, wer wen gewählt hat …«
Am darauf folgenden Freitag war er wieder da und bemühte sich um einen Konsens bei der Aufstellung eines beliebten Kandidaten, um dann festzustellen, dass er selbst genannt wurde.
»Nein! Nein! Sosehr ich die Unterstützung auch zu schätzen weiß«, sagte er zu Jim Pimbley und dem Hafenmeister, »so lange kann ich meine Plantage nicht im Stich lassen. Da draußen arbeiten achtzig Kanaken für mich und nur vier Weiße. Ich leite den Besitz persönlich.«
Jim nickte. »Das haben die anderen auch gesagt. Du könntest dich nicht monatelang in Brisbane aufhalten, und deshalb haben wir uns auf einen Ersatzkandidaten geeinigt. Les Jolly. Und das Schöne daran ist, dass er sich interessiert zeigt. Er könnte Erfolg haben.«
Jules Stenning staunte, dass so viele Männer sein Büro aufsuchten, um sich in die Wählerlisten eintragen und sich bestätigen zu lassen, dass die Wahl tatsächlich in geheimer Abstimmung erfolgte. Es dauerte nicht allzu lange, bis er der Ursache für dieses plötzliche politische Interesse auf die Spur kam. Ein neuer Kandidat sollte die Bühne betreten. Les Jolly! Und der hatte den Großteil der Einheimischen auf seiner Seite.
Stenning lächelte. Er war in der glücklichen Lage, sich nach beiden Seiten absichern zu können. Falls Keith gewann, hätten die Deutschen nichts mehr zu melden, und das würde bedeuten, dass Walthers Brauerei ein Traum blieb. Das Gebäude, an dem er mit seinen Freunden arbeitete, würde als Luftschloss enden.
Und dann war da Les Jolly. Ein netter Kerl. Zupackend. Tüchtig. Hatte überall seine Finger drin. Holzfällerei, Sägemühle, Hotel, Landbesitz … Sämtliche Landverkäufe mussten in Stennings Büro registriert werden, und er hatte zugesehen, wie Les Jolly ein Stück Land nach dem anderen kaufte, und er fragte sich, woher das Geld wohl kommen mochte.
Er hatte Rawlins gefragt.
»Er investiert jeden Penny, den er einnimmt, Jules. Er nimmt Darlehen auf, zahlt sie pünktlich zurück, nimmt weitere auf. Ich würde sagen, Les Jolly ist auf dem sicheren Weg zu seiner ersten Million, ohne sein Büro verlassen zu müssen.«
Jules seufzte. Er wäre gern auch so gewesen. Er hatte schon mal daran gedacht, in der Stadt Grundstücke zu kaufen, zu einem Viertel des Preises, wie er in Maryborough bezahlt wurde, aber er hatte es immer wieder aufgeschoben. Kein Mensch konnte garantieren, dass diese Stadt bestehen blieb. Sie war immer noch nichts weiter als ein Umschlagplatz für die Wolle von den großen Schafzuchtfarmen. Er stimmte mit J. B. Dixon überein, wenngleich er es Charlie gegenüber nicht zugegeben hatte … dessen Traum von riesigen Zuckerrohrplantagen und von Rumbrennereien war nichts weiter als heiße Luft. Viel zu weit hergeholt für diese Kleinstadt.
Aber, so freute er sich innerlich, wer ist denn Noras neuester Verehrer? Kein anderer als Les Jolly. Irgendwie hoffte Jules, dass er den Sprung in die Regierung schaffen würde. Das würde Nora vielleicht beeindrucken, viel
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