Im Land der tausend Sonnen
noch geschafft! Und jetzt war er in Bundaberg.
Er zündete seine Pfeife an, sah erfreut, dass der Regen aufgehört hatte, und überlegte, ob er jetzt, da er sich schon ein wenig orientieren konnte, einen Spaziergang machen sollte. Welch eine Freude, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und sich frei bewegen zu können. Es würde seinen Beinen gut tun, sagte er sich und beschloss, aufzubrechen, bevor die Sonne unterging. Ihm war bereits aufgefallen, dass es keine Straßenlaternen gab, im Grunde nicht einmal Gehwege. Und er wollte nicht gleich an seinem ersten Abend in einen Graben fallen.
Er entschied sich für den Weg nach rechts, um zu sehen, wohin er führte, als er plötzlich jemanden seinen Namen rufen hörte, sich umdrehte und Pastor Beitz mit zum Willkommensgruß ausgebreiteten Armen auf sich zueilen sah, gefolgt von Walther Badke.
»Herr Hoepper!«, rief der Priester und umarmte den Freund. »Wie schön, Sie zu sehen! Verzeihen Sie, dass wir Sie nicht am Schiff empfangen haben. Lieber Himmel, es beschämt mich, dass wir das verpasst haben. Mein lieber Freund, ich traute meinen Ohren nicht, als Vikar Ritter verkündete, dass Sie hier sind. Unmöglich, dachte ich. Aber es ist wahr! Gott segne Sie. Sie haben es sich anders überlegt. Wie schön …«
Endlich gelang es Hubert, den alten Mann in seiner Begeisterung zu unterbrechen und auch Herrn Badke zu begrüßen. Dann schlug er vor, sich nach oben in den Salon zurückzuziehen und sich in aller Ruhe zu unterhalten.
»Ich freue mich so, Sie beide zu sehen«, sagte er. »Ich hatte vor, Sie morgen zu besuchen, doch das ist ja jetzt eine angenehme Überraschung. Ich muss Adele holen, damit sie sich zu uns setzt.«
Auf Bitten des Pastors hin knieten alle nieder und dankten dem Herrn für sein sicheres Geleit an diese fernen Ufer, und dann gab Pastor Beitz seiner Sorge um ihr Wohlbefinden Ausdruck.
»Und wie geht es Ihnen, meine Lieben? Ich habe immerzu für Sie gebetet, um Ihnen über die schweren Verluste hinwegzuhelfen.«
»Die Zeit heilt schon ein wenig, Pastor, wie Sie damals sagten. Uns beiden geht es schon viel besser. Es war eine furchtbare Zeit, aber ich verdanke es Adele, dass wir jetzt hier sind.«
»Oh nein. Wirklich, Papa …«, begann sie, doch er lächelte sie traurig an.
»Doch, es stimmt. Ich bin nicht stolz darauf, mich monatelang selbstsüchtig in meinem Elend vergraben und meine geliebte Tochter ausgeschlossen zu haben, die doch genauso litt wie ich. Mir war, als wäre mein Leben mit dem Tod meiner lieben Frau und meiner Jungen ausgelöscht …« Seine Stimme zitterte, doch er fuhr fort. »Ich hatte mich von Gott abgewendet, wollte mich nicht trösten lassen. Ich konnte mich nicht überwinden, mit jemandem zu reden, bis meine Schwester eingriff, mir einen Schock versetzte, so dass ich fähig war, mein sündiges …«
»Ganz gewiss nicht sündig«, fiel ihm Walther, den Hubert jetzt mit seinem Vornamen anredete, ins Wort. »Sie haben über jedes erträgliche Maß hinaus gelitten.«
Pastor Beitz furchte die Stirn. »Kein Leid entschuldigt die Abkehr von unserem Herrn. Ich muss mich über Sie wundern, Herr Hoepper.«
»Und deshalb habe ich das Bedürfnis, öffentlich zu beichten, Pastor. Sie waren seinerzeit so gut zu uns, haben uns in unserem Leid so viel Hilfe geboten, dass ich jetzt glaube, Sie enttäuscht zu haben.«
»Schade, dass ich nicht länger hatte bleiben können.«
»Ach ja. Meine Schwester hat mir die Leviten gelesen und mir klar gemacht, wie grausam ich mich Adele gegenüber verhielt, an die ich überhaupt nicht dachte.«
»Bitte, Papa«, sagte sie. »Regen Sie sich nicht auf, Pastor. Er will doch nur sagen, dass wir beide in dem großen leeren Haus so traurig und einsam waren, bis Papa einen hochinteressanten Brief von Herrn Meissner erhielt, in dem er über Ihre gemeinsame Reise berichtete. Zu jener Zeit waren Sie gerade in Brisbane eingetroffen.«
»Da fragte Adele, warum ich nicht selbst nach Australien aufbreche und nachsehe, wie es Ihnen dort geht, zumal ich mich immer noch so sehr für Ihr Unternehmen interessiere. Und sie stimmte zu, ihren alten Vater zu begleiten, und jetzt sind wir hier. Wir können niemals aufhören, um die geliebten Menschen zu
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