Im Land der tausend Sonnen
trauern, die Gott in Seiner Weisheit zu sich genommen hat.«
»Amen«, sagte Pastor Beitz. »Aber Sie müssen tun, was Sie können, mehr verlangt Er nicht. Wir werden um ihren Seelenfrieden beten, und dann haben wir Ihnen so viel zu berichten. Ich freue mich, sagen zu können, dass alle wohlauf und gesund sind, wofür wir dem Herrn danken.«
Als sie schließlich ihre Reiseerlebnisse und die ersten Eindrücke bei der Ankunft ausgetauscht hatten, war es so spät geworden, dass Walther Pastor Beitz zum Aufbruch überreden musste.
»Natürlich«, sagte der Pastor ziemlich enttäuscht. »Herr Hoepper und Fräulein Adele sind gewiss müde. Aber ich könnte doch morgen kommen und Sie abholen? Ich kann den Wagen lenken. Ich bringe Walther und Lukas zur Arbeit und komme dann zu Ihnen. Ich könnte Ihnen die Stadt zeigen.«
»Großartige Idee«, sagte Hubert. Er war müde und freute sich auf das große, einladende Bett in seinem Zimmer, das ihm nach den harten Pritschen auf dem Schiff himmlischen Schlaf versprach.
Er und Adele begleiteten die Gäste zum Ausgang und suchten dann ihre Räume auf, wodurch sie sich der Gelegenheit beraubten, Pastor Beitz' Transportmittel in Augenschein zu nehmen.
Hätte Hubert gewusst, dass er in einem klapprigen Wagen einem unbeholfenen Kutscher ausgeliefert sein würde, hätte er sich nach einem bequemeren Gefährt und einem geübteren Fahrer umgehört. Doch am nächsten Morgen kam Pastor Beitz, sein Wagen wartete startbereit vor dem Hotel, und sein weißbärtiges Gesicht strahlte vor Freude.
»Auf mein Wort, Sie sehen wohl aus, Herr Pastor«, sagte Hubert. »Bei Tageslicht betrachtet, wirken Sie um zehn Jahre jünger.«
Adele pflichtete ihm bei. »Wirklich, Herr Pastor. Sie sehen gesund und munter aus.«
»Ja, das ist das naturverbundene Leben, das wir hier führen. Keine überkandidelten Nebensächlichkeiten.«
Hubert wusste nicht, was er davon halten sollte, und äußerte sich nicht dazu, als sie die wenigen Straßen der kleinen Stadt auf und ab fuhren, vom Anleger bis zu einer Fähre und dann zu einer im Bau befindlichen Brücke.
Es wunderte ihn, dass sie nicht geradewegs zur deutschen Siedlung fuhren, doch vermutlich war das für später eingeplant. Stattdessen lenkte ihr Kutscher das Pferd hinaus aus der Stadt, und bald schon holperten sie über einen waldgesäumten Feldweg.
»Dieser Wald mutet seltsam an«, bemerkte Adele. »So dicht und wuchernd. Ich kenne keinen einzigen dieser Bäume.«
»Sie nennen es den ›Busch‹«, erklärte ihr Führer. »Die Bäume sind uralt. Ich fahre Sie jetzt ans Meer hinaus; es soll ein herrlicher Anblick sein.«
»Wie schön«, antwortete sie glücklich.
Ein paar Mal wendete Pastor Beitz den Wagen und schlug einen anderen Weg ein.
Der Sitz im Wagen war hart. Hubert kletterte nach hinten auf die Ladefläche, um den anderen beiden mehr Platz auf der Bank zu lassen. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war sehr heiß und feucht, kein Lüftchen regte sich, und um sie herum schien der Wald von Insekten zu summen und zu zischeln. Endlich erreichten sie das Ende eines langen Wegs. Eine Sackgasse.
Pastor Beitz wendete und schien nicht zu wissen, welche Richtung er nun einschlagen sollte. Hubert schlug sanftmütig vor, doch zurück zur Stadt zu fahren.
»Die Rundfahrt war bisher sehr interessant, Herr Pastor. Möchten Sie sich uns nicht zum Essen im Hotel anschließen?«
»Nun gut«, willigte ihr Kutscher ein. »Fahren wir halt zurück zur Stadt.«
Leichter gesagt als getan. Eine halbe Stunde später ahnte Hubert, dass sie sich verirrt hatten, doch er fürchtete, durch eine unpassende Bemerkung den Gastgeber zu kränken, bis Adele sich umwandte. Sie war erhitzt und sah verärgert aus. »Könnten wir nicht jemanden nach dem Weg fragen?«, schlug sie vor.
»Nein, nein!«, wehrte der Priester ab. »Gleich irgendwo da vorn fahren wir in östliche Richtung weiter.«
Es war Adele, die eine gute Stunde später nicht mehr bereit war, die Unbequemlichkeit der Fahrt zu ertragen.
»Ich habe Durst, Papa. Ich fühle mich nicht wohl. Wenn du bei der nächsten Möglichkeit, die sich bietet, nicht nach dem Weg fragst,
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