Im Land der tausend Sonnen
dann tu ich's.«
Sie übernahm jetzt auch die Führung, bestand darauf, dass ihr Kutscher nicht wieder in einen Weg einbog, der, wie sie erkannte, nur eine weitere Sackgasse war, und als sich ein Reiter näherte, drehte sie sich zu ihrem Vater um und sah ihn böse an, bis er das Wort ergriff.
»Entschuldigen Sie, Sir. Könnten Sie uns bitte den Weg nach Bundaberg weisen?«
»Aber sicher.« Er grinste und lüftete seinen verbeulten Hut vor dem Geistlichen. »Sie sind doch Pastor Beitz, nicht wahr? Hab Sie gleich erkannt. Ich bin Les Jolly. Viele von Ihren Jungs arbeiten für mich. Und sie sind gute Arbeiter, Sie können stolz auf sie sein.«
Aus einem unerfindlichen Grund antwortete Pastor Beitz nur mit einem Grunzen auf dieses Kompliment, doch Mr Jolly schien sich nicht daran zu stören.
»Also dann. Zurück zur Stadt. Sie fahren in die falsche Richtung. Ist aber nicht so schlimm, wenden Sie einfach, dann bringe ich Sie so weit, dass Sie sich nicht mehr verfahren können.«
Hubert war dankbar, dass Mr Jolly ihnen so viel Zeit opferte und so langsam vorausritt, dass die Passagiere des knarrenden Wagens ihn auf dem Weg in die Stadt nicht aus den Augen verloren. Als sie die lange Hauptstraße erreichten, bog er nach einem Winken ab.
Endlich fanden sie zurück zum Hotel, wo sie ausruhen wollten, doch Pastor Beitz wollte nicht eintreten und behauptete, er müsse das Pferd tränken.
»Aber das können doch bestimmt die Stallburschen des Hotels übernehmen, Herr Pastor«, wandte Hubert ein.
»Nein, nein! Gehen Sie nur. Ich habe noch zu tun. Ich hoffe, Sie morgen zum Sonntagsgottesdienst begrüßen zu dürfen. Um Punkt acht Uhr. Danach werden wir Ihnen zu Ehren ein Festmahl geben.«
»Wie freundlich von Ihnen«, sagte Hubert versonnen. Er blickte dem Wagen nach, der die Straße entlangrumpelte, und wandte sich dann seiner Tochter zu.
»Dieser Gottesdienst wird wahrscheinlich in der neuen Kirche abgehalten – St. Johannis …«, sagte er.
»Falls wir sie finden.«
»Oh ja. Nach dem Mittagessen werde ich mich um einen leichten Wagen bemühen.«
»Mit Polstersitzen und einem Verdeck, bitte.«
»Sehr wohl.« Er lachte.
Friedrich hatte trotz der schwülen Nacht und des Schnarchens seiner Gefährten tief und fest geschlafen, und die allgemeine Munterkeit, als man ihn im Morgengrauen zum Gebet weckte, erregte seinen Zorn, doch dann bot ihm die erzwungene Stille ihrer ausgedehnten morgendlichen Besinnung Gelegenheit zum Schlummern, und allmählich erholte er sich.
Haferbrei und Obst halfen ihm, sein übliches liebenswürdiges Gebaren zurückzugewinnen, denn er sah sich gern als höflichen Menschen, dem die Sanftmut auf den Leib geschneidert war.
Seine Liebenswürdigkeit wurde allerdings schwer strapaziert, als der Pastor ihm Bauernkleider aufdrängte, wie er sie selbst bevorzugte: ein weites Baumwollhemd und sackartige Hosen, die in der Taille zusammengebunden wurden.
»Darin wirst du dich bedeutend wohler fühlen, Friedrich. An manchen Tagen steigen die Temperaturen hier bis auf vierzig Grad, und wie du selbst gesehen hast, bringt auch der Regen keine Abkühlung. Bewahre deine andere Kleidung für besondere Gelegenheiten und für Besuche auf. Zurzeit ist im Gemüsegarten eine Menge zu tun, und achte bitte auch auf die Kirche. Öffne die Fenster, aber, lieber Junge, sobald es anfängt zu regnen, musst du sie schnellstens schließen. Falls du deine Unterwäsche waschen willst, die Wäscherei befindet sich dort hinten beim Wasserbehälter.«
Walther hatte diese Anweisungen mit angehört und kam zurück, um dem Vikar weitere Ratschläge zu geben. »Wenn Sie die Eingeborenen fragen, die sich hier nach Belieben aufhalten, werden sie helfen.« Er grinste. »Sie bedienen sich auch gern aus den Vorräten in unserer Speisekammer, deshalb ist sie verschlossen. Der Schlüssel liegt unter der Matte, und Sie können sich dort kalten Braten und Brot und Käse zum Mittagessen holen.«
»Der Pastor sagt, wir verzichten aufs Mittagessen.«
»Er wird nichts davon erfahren.« Walther lachte.
Wieso nicht?, fragte sich Friedrich, bis er alle zur Arbeit aufbrechen sah, den
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