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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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nachgehen. Sehr traurig. Aber da du jetzt bei uns bist, können wir wenigstens selbst den Garten versorgen. Wir könnten bedeutend mehr Gemüse anbauen und es verkaufen. Hier wächst ja alles so schnell, Gott sei's gedankt.«
            Als sie sich jetzt im Speiseraum, ebenfalls einer strohgedeckten Hütte, niederließen, begann Friedrich zu rebellieren.
            »Oh nein, Herr Pastor. Die Zeiten haben sich geändert. Im Seminar gab es immer reichlich zu essen, und noch dazu von guter Qualität. Auf Grund der Hungerrationen verloren wir einfach zu viele Studenten«, sagte er boshaft. »Sie starben oder zogen sich die Schwindsucht oder Rachitis zu und wurden zu einer derartigen Belastung für die Allgemeinheit, dass der Bischof entschied, es sei billiger, den Leuten anständig zu essen zu geben.«
            »Gott im Himmel. Dann haben sich die Zeiten aber wirklich geändert! Ah, hier kommt unser Mahl. Zum Gebet wollen wir uns erheben.«
            Walther und seine Helfer tischten eine ordentliche Mahlzeit, bestehend aus Suppe und einem guten, sämigen Rindfleischeintopf, auf, ohne die Ermahnung des Priesters zu beachten, dass zwei Gänge zu viel des Guten seien, was Friedrich mit Interesse aufnahm. Dann brachten sie zum Höhepunkt des Festmahls den Nachtisch, eine Platte geschälter und in Scheiben geschnittener Früchte, so süß und köstlich, dass Friedrich sich kaum zurückhalten konnte. Die Namen dieser Früchte boten ausreichenden Gesprächsstoff, so dass die vier Arbeiter die Gesellschaft ihres neuen Vikars als sehr angenehm empfanden. Er bat darum, nach dem Essen Dank sagen zu dürfen, und spickte sein Gebet mit Lob für die Köche.
            »Seit meiner Entlassung aus dem Seminar habe ich nicht mehr so gut gegessen«, sagte er mit einem unschuldigen Lächeln. »Zwei meiner Reisegefährten sind in einem Hotel in der Stadt abgestiegen. Ich bin sicher, nicht einmal sie werden so gut bewirtet wie ich.«
            »Wer sind sie?«, fragte Beitz.
            »Herr Hoepper und seine Tochter. Entzückende Menschen. Sie kommen aus Hamburg und wollen sehen, welche Fortschritte unsere kleine Gemeinde macht.«
            »Herr Hoepper!« Der Priester sprang auf. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wir müssen in die Stadt und sie willkommen heißen. Walther, rasch! Spann die Pferde an, während ich mich umkleide. Oh, welch ein großartiges, gütiges Schicksal hat sie hierher geführt. Nein, bleib nur sitzen, Friedrich. Du bleibst hier. Walther bringt mich in die Stadt …«
            Binnen Minuten, so schien es ihm, waren sie fort, und er blieb mit den anderen zurück, die glücklicherweise noch zu tun hatten. Statt sich in die häuslichen Arbeiten einspannen zu lassen, bat Friedrich sie, ihm den Weg zur Kirche zu beschreiben, damit er dort vor dem Schlafengehen noch einmal beten konnte.
            Mit einer Laterne ausgerüstet, fand er die Kirche und blieb vor dem Eingang stehen, um nachzudenken.
            »Er hätte mich in die Stadt mitnehmen können«, sagte er zu Freddy. »Ich kenne Herrn Hoepper und Adele viel besser als sie alle. Sie sollen nur ja nicht glauben, ich würde hier versauern und im Garten Unkraut jäten, während sie Besuche machen. Ich muss Näheres über ihre Finanzen in Erfahrung bringen. Die Größe der Gemeinde könnte ein finanzielles Problem darstellen. Ich denke nicht daran, hier zu bleiben, falls es nichts zu holen gibt. Ich sollte den Rest der Herde kennen lernen und sehen, wie es denen geht.«
            Um überhaupt etwas zu tun, ging er einmal um die Kirche herum, entdeckte aber nichts Interessantes außer zwei großen Kängurus, die auf der Wiese grasten. Er ging näher heran, um die merkwürdigen Tiere genauer zu betrachten, doch sie ergriffen die Flucht, und dann bemerkte er einen älteren Eingeborenen ganz in seiner Nähe.
            »Wer bist du?«, wollte er wissen, doch der Alte schlenderte davon und verschwand im dichten Wald.
            Friedrich hob die Schultern und vergaß ihn gleich wieder; er hatte Wichtigeres zu überlegen.
             
            Während Adele die Koffer auspackte, zog Hubert sich in den kleinen Salon am Kopf der Treppe zurück, heilfroh, endlich am Ziel der Reise zu sein. Ihm kam es vor, als wäre er jahrelang unterwegs gewesen. Immer erfüllte ihn das Wissen mit Ehrfurcht, dass sie drei große Meere überquert hatten. Er hatte es schließlich doch

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