Im Land der tausend Sonnen
hungrigen, knochigen Jahre jetzt hinter sich gelassen hatte. Wenngleich er seinerzeit angeblich einen großartigen Cassius abgegeben hatte.
»Hallo, meine Damen«, rief er auf Englisch, »möchten Sie sich mir nicht anschließen?«
Schüchtern kamen sie näher, und, lieber Gott!, im Evaskostüm! Friedrich streckte die Hand aus, um den dunklen Körpern mit den vollen Brüsten ins blitzende, gurgelnde Wasser zu helfen, und sie kamen ihm ihrerseits über Steine hinweg entgegen, bis sie plötzlich zögerten. Innehielten. Bis diese Nymphen wie erstarrt standen, mit brandroten Brustwarzen, das strahlende, freundliche, willkommen heißende Lächeln plötzlich von Schreien zerrissen, als sie an ihm vorbeisahen. Sie drehten sich um, glitten aus und rannten, bis die köstlich festen Hinterteile im Busch verschwunden waren.
Friedrich drehte sich um und hielt Ausschau nach dem, was sie so erschreckt haben könnte, sah jedoch nur einen Hund. Einen freundlich blickenden, schönen Hund noch dazu. Er löste den Blick von dem Tier und suchte das Ufer auf seiner Seite ab, aber dort war nichts. Was immer es war, das ihnen solche Angst eingejagt hatte, jetzt war es verschwunden. Wahrscheinlich ein Vater oder eine Mutter, die die Jungfräulichkeit ihrer Töchter hüteten. Wer solche Töchter hatte, konnte nicht anders. Irgendwie musste er eine dieser Schönheiten für sich gewinnen. Er hätte gern gewusst, wie die anderen Männer ihre Bedürfnisse befriedigten; das musste er so schnell wie möglich in Erfahrung bringen. Friedrich ließ sich zurück ins Wasser sinken und lachte über die bloße Vorstellung. Dann sah er den Hund. Er war immer noch da. Er mochte Hunde.
»Braves Hündchen«, rief er ihm zu. »Komm her zu mir.«
Das Tier sah ihn fragend an, wie es Hunde so tun, den Kopf auf die Seite geneigt. Dann erhob es sich und trabte von dannen.
Auch gut, dachte Friedrich enttäuscht. Ein andermal. Es wäre schön, so einen Hund zu besitzen. Es sei denn, es verstößt gegen irgendeine verdammte Regel. Jetzt aber sollte er wohl umkehren, sich zurückbegeben in den Backofen, den Pastor Beitz als »ziemlich warm« bezeichnete.
Sein Körper trocknete so schnell wie ein hart gekochtes Ei, und als er sich ankleidete, sah er eine riesige Echse, mannsgroß, die auf ihn zukam und mit Füßen wie Paddeln auf die Steine klatschte. Sein erster Gedanke war: War die Kreatur mit mir im Wasser? In einer verständlichen Reaktion bedeckte er, noch während er diese glücklicherweise einfach zu handhabenden Hosen überstreifte, seine Genitalien und rannte davon, hüpfend und springend, bis die Hose saß und er sich in Pastor Beitz' Wald verirrt hatte.
15. Kapitel
Eva und die Kinder hatten keine Probleme, Hanni an diesem besonderen Sonntag zum Kirchgang zu überreden. Trotz ihres Streits mit Lukas brannte sie wie alle anderen auch vor Neugier auf den neuen Hilfspfarrer, der, so betete sie, hoffentlich nicht so engstirnig sein würde wie Pastor Beitz. Es war nett gewesen von Eva, dem alten Pastor jenen Vorfall während ihrer Ankunft in der Gemeinde zu erklären und darauf zu bestehen, dass ihre Freundin Hanni nicht als Trinkerin abgestempelt werden dürfe. Eine andere Frau hätte sie zum Trinken verleitet.
»Ich weiß, was ich gesehen habe«, antwortete Pastor Beitz. »Frau Fechner war berauscht. Ich muss mich über dich wundern, dass du eine Frau wie sie ermutigst, Arbeit in einem Hotel anzunehmen, in einem Sündenpfuhl für Frauen, die nach der Flasche greifen.«
Sie wünschte, Eva hätte ihr seine Reaktion nicht geschildert; das schürte ihren Zorn nur noch. Doch wie auch immer, heute würde sie sich tadellos benehmen. Sie hatte Eva sogar versprochen, nett zu Lukas zu sein. Sofern er überhaupt mit ihr sprach.
Natürlich sprach er mit ihr. Er eilte sofort an ihre Seite, als sie vor der Kirche eintraf.
»Also hast du deinen Glauben doch noch nicht aufgegeben«, sagte er. »Oder kommst du nur aus Neugier?«
»Ich kann tun und lassen, was ich will«, fuhr sie auf. »Wie ich höre, arbeitest du jetzt für Walther. Und bekommst Geld dafür. Eine Schande, dass du deiner Frau nicht einmal Unterstützung zahlst.«
»Du hast hier dein Zuhause. Das solltest du nicht vergessen.«
»Ein schönes Zuhause!«
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