Im Land der tausend Sonnen
über Ihr Problem mit Lukas spreche, damit Sie sich aussöhnen?«
»Nein, darum geht es nicht. Es handelt sich um andere Dinge, entsetzliche Dinge, über die ich nicht mit ihm reden kann.« Dann geriet sie in Panik. »Nein, ich kann mit keinem Menschen darüber reden!« Und sie machte kehrt.
»Nicht einmal mit einem guten Zuhörer, der nie im Leben ein Sterbenswörtchen preisgeben würde?«, drängte er, aber sie schüttelte den Kopf.
Tränen standen ihr in den Augen.
»Vielleicht ein andermal, wenn Sie sich dem besser gewachsen fühlen?«
»Ja«, flüsterte sie. »Ich hoffe es. Es fällt mir sogar schwer, zur Kirche zu gehen.«
Die Neugier des Pastors war geweckt. Was für Ungeheuerlichkeiten bedrückten diese junge Frau? Doch dann kam Pastor Beitz auf sie zu und verdarb ihm alles. Er nickte Frau Fechner unterkühlt zu und wandte sich dann an seinen Hilfspfarrer.
»Ich hoffe, du rätst dieser Frau zur Rückkehr auf den Pfad der Tugend!«
»Genau das ist meine Absicht. Frau Fechner hat mir gerade erklärt, wie sehr sie und die anderen von Ihrer Anleitung abhängen.«
»Hm. Wenn es ihnen in den Kram passt. Kann ich kurz mit dir sprechen?«
Daraufhin ergriff Frau Fechner die Flucht.
»Friedrich«, sagte Pastor Beitz mit altgewohnter Freundlichkeit, »in all der Aufregung habe ich die Spenden vergessen. Ich glaube, es war eine recht erhebliche Summe, und ich kann sie brauchen, glaub mir.«
»Spenden? Was für Spenden?«
»Von der Hamburger Gemeinde. Der Dekan ließ mich wissen, dass er mir finanzielle Unterstützung zukommen lassen werde und dass du sie überbringen würdest. Du hast das Geld doch sicherlich dabei?«
»Pastor, ich wollte, es wäre so. Der Dekan hatte nicht einmal einen Pfennig für mich. Es war mein Glück, dass ein Onkel mir ein bescheidenes Sümmchen mit auf den Weg geben konnte.«
»Aber du musst es doch haben! Ich brauche dieses Geld. Ich habe mich darauf verlassen!«
Damit du eine lächerliche Glocke für einen nicht vorhandenen Kirchturm kaufen kannst, die kein Mensch je hören wird? Lass mich doch in Ruhe, dachte Friedrich, sagte jedoch:
»Wussten Sie nicht, dass das Seminar gebrannt hat? Die Kapelle hatte Feuer gefangen. Ist bis auf die Grundmauern abgebrannt, Pastor.«
»Oh nein! Doch nicht unsere wunderschöne Kapelle! Oh, welche Tragödie! Lieber Gott, das ist ja schrecklich!«
»Ja. Dem Dekan hat es fast das Herz gebrochen. Er musste einen Fonds einrichten, um sie wieder aufbauen zu können. Ich glaube, die Kosten werden in die Tausende gehen. Wir alle wurden zum Betteln auf den Straßen ausgesandt – es war in der Woche vor meiner Abreise –, denn er verfügte nicht über genug Geld, um den Architekten zu bezahlen. Es tut mir so Leid, Pastor. Ich nehme an, dass die Spenden, von denen Sie sprechen, dem Kapellenfonds einverleibt worden sind. Eine Schande …«
Der Priester taumelte mit aschfahlem Gesicht davon.
Das Festmahl war ein Erfolg, besonders für die drei Neuankömmlinge, die den Überfluss an heimischen Genüssen noch nicht recht kannten. Auf dem Tisch türmten sich Ananas, Bananen, Kokosnüsse und andere Früchte, die Hubert nicht kannte.
Voller Freude sah er Ritters gesunden Appetit, als dieser sich herzhaft am kalten Braten und den gekochten Kartoffeln gütlich tat und danach an dem Fisch, den Walther an einem anderen Tisch servierte.
Nach dem Essen saßen sie zusammen und sangen im Gedenken an die alte Heimat deutsche Lieder, und Hubert beteuerte Pastor Beitz gegenüber, dass er sich nicht erinnern könne, jemals einen so schönen Tag verlebt zu haben. Die Erleichterung auf dem Gesicht des alten Mannes ging in ein breites Lächeln über.
»Ich bin so froh, dass es Ihnen gefällt, mein Lieber. Ich fürchtete schon, Sie würden unsere arme kleine Gemeinde nach Hamburgs Glanz gar zu erbärmlich finden. Aber fühlen Sie sich jederzeit herzlich willkommen bei uns, und besuchen Sie die Kirche, wann immer Sie möchten. Schließlich sind Sie ja schon von Anfang an Teil unserer Gemeinde.«
»Allerdings finde ich alles ziemlich merkwürdig«, sagte Adele später zu ihrem
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