Im Land der tausend Sonnen
und mir bei der Arbeit zu helfen. So schwer ist das ja nicht … Unsere Hühner legen gut, und im Fluss gibt es jede Menge Fische. Fleisch werden wir wohl von einem Nachbarn kaufen müssen, aber Hammel ist billig, und dann gibt es ja auch noch das Wild, sofern die Männer Zeit zum Jagen finden.«
»So schwer ist das ja nicht …« Zurück in der Stadt, nach dem Besuch bei den Meissners, dachte Hubert an Friedas Worte, als er sich im Hotel ausruhte.
Nicht so schwer! Sie alle mussten unglaublich hart arbeiten. Ihre Gesichter waren schon jetzt wettergegerbt, ihre Kleidung abgetragen. Ihre Entschlossenheit beeindruckte ihn umso mehr, und es rührte ihn, dass alle drei um der Unterhaltung der Gäste willen die Arbeit hatten ruhen lassen und eines ihrer kostbaren Hühner für ein gutes Abendessen geopfert hatten. Und deswegen hatte er auch ihre Einladung, länger zu bleiben, nicht angenommen, trotz Adeles Bitten. Hubert wollte seinen guten Freunden nicht zur Last fallen.
Wenn er jetzt zurückdachte an den Wunschtraum, den er für seine Familie gehegt hatte, den Traum von einem wunderschönen Farmhaus inmitten grüner Wiesen in einer lieblichen Hügellandschaft, dann musste er zugeben, dass seine Vorstellungen unrealistisch gewesen waren. Dies hier war keine liebliche Landschaft, es war ein hartes Land, keineswegs einladend. Jeder Schritt zur Zähmung der Wildnis brachte Probleme und Rückschläge. Schuldbewusst fragte er sich, ob seine Söhne, in der Stadt aufgewachsen, solch eine Herausforderung wohl bestanden hätten, und rasch wandte er sich anderen Gedanken zu, um sich die unbequeme Antwort zu ersparen.
Zum Beispiel Pastor Beitz. Von Jakob hatte Hubert Näheres über die reichlich merkwürdige Gemeinde erfahren. Während der Pastor zufrieden war, »naturverbunden«, wie er es nannte, zu leben, waren von den vier Männern, die bei ihm geblieben waren, nur die Lutzes mit den Verhältnissen einverstanden.
»Walther bleibt noch aus Pflichtgefühl«, sagte Jakob, »und Lukas hat keine andere Möglichkeit.«
»Aber ich dachte, ihr wolltet alle zusammen auf eigenem Land eine Gemeinde gründen.«
»Das Land ist nur schwer urbar zu machen, es hätte zu lange gedauert. Und wir haben alle nicht viel Geld. Im Grunde ist der Plan am Geldmangel gescheitert.«
»Oder aus Mangel an Begeisterung?«
»Vielleicht auch. Doch wir hoffen alle, dass die Gemeinde trotzdem irgendwie überlebt.«
Über dieses Gespräch dachte Hubert nach. Er und Jakob hatten mehrmals alle Möglichkeiten durchgesprochen, ohne eine Antwort zu finden auf die Frage, wie sich die Lage bessern ließe. Frieda erzählte, dass keine der Frauen dort leben wollte, solange es an vernünftigen Häusern fehlte. So waren sie alle ihrer Wege gegangen.
»Vielleicht sollte ich auch mal mit den anderen reden«, sagte Hubert zu sich selbst. »Morgen. Mit den Damen hier im Hotel werde ich anfangen, und dann besuche ich Rolfs Leute.«
In der fremdartigen Umgebung einer Hotelküche erfuhr Hubert, dass Frau Zimmermann in kürzester Zeit von der Aushilfsköchin zur fest angestellten Köchin aufgestiegen war, weil die frühere Köchin mit einem unverheirateten Farmer durchgebrannt war … »Bei ihm wird sie die Hausherrin und die Köchin sein«, sagte Frau Zimmermann und lachte. »Für mich war es ein Glücksfall.«
Er erfuhr auch, dass Herr Zimmermann auf einem der vielen Goldfelder des Landes sein Glück versuchte, und da die Frau mit diesem Unternehmen offenbar nicht eben glücklich war, wechselte Hubert bald das Thema. Ihn interessierte die Meinung dieser Frau über den derzeitigen Zustand der Gemeinde.
»Völlig unzulänglich«, sagte sie fest. »Ich könnte dort nicht leben, selbst wenn ich es wollte. Pastor Beitz findet es nicht gut, dass ich meine Kinder in die staatliche Schule schicke. Er besteht darauf, sie selbst zu unterrichten, wenn er seine Missionsschule eröffnet.«
»Aber in der Zwischenzeit wollen Sie sie auf der staatlichen Schule lassen?«
»Ja, natürlich.«
»Sagen Sie, Frau Zimmermann, was haben Sie bei Ihrer Ankunft von diesem Land erwartet?«
»Von diesem Land?« Sie lehnte sich zurück, stemmte die Hände in die Hüften und überlegte. »Mal sehen. Na ja,
Weitere Kostenlose Bücher