Im Land der tausend Sonnen
hat.«
»Nein, natürlich nicht«, hauchte sie. »Müssen wir nicht jetzt aufbrechen?«
Friedrich befürchtete, einen Fehler begangen zu haben, denn der Blick, den sie ihm zuwarf, brannte vor Zorn. Er hatte sie doch nur etwas aufziehen wollen. »Darf ich Sie zu einer Fahrt hinaus zur Gemeinde einladen?«, fragte er.
»Danke, aber wir haben schon andere Verpflichtungen«, antwortete sie von oben herab.
Ihr Vater erklärte es ihm. »Ja. Die Wheatleys nehmen uns mit zu den Verkaufshöfen, wo wir zusehen wollen, wie Pferde und Schafe versteigert werden.«
»Dann will ich Sie nicht aufhalten.«
Als er das Hotel verließ, sah er eine vierrädrige, von zwei schönen Pferden gezogene Kutsche vorfahren. Sie war gut ausgestattet mit Polstersitzen und einem Fransendach, ziemlich elegant für dieses Kaff. Der Kutscher winkte ihm zu. »Guten Morgen!« Und er erkannte einen der wohlhabenden Passagiere, die er auf dem Küstendampfer gesehen hatte.
Friedrich zog den Hut und beantwortete den Gruß, ging jedoch weiter, verärgert darüber, dass man ihn nicht eingeladen hatte.
Da er nichts Besseres zu tun hatte, schlenderte er in der Stadt umher, betrachtete sie genauestens, entdeckte Bars und Bordelle, die er nicht betreten durfte, nicht jetzt jedenfalls. Er blickte in Läden und Werkstätten, fand aber nichts, was ihn nur annähernd interessierte. Er lechzte nach einem Drink, als er wieder einmal an einer Bar vorüberging, doch er widerstand tapfer, wie er meinte, und ging weiter zu einem Laden, wo ihn ein freundlicher Bursche namens Jim willkommen hieß und sogar mit Namen kannte.
»Hab schon alles über Sie gehört, Mr Ritter. Ihre Freunde sind heilfroh, dass Sie vom anderen Ende der Welt hierher gefunden haben. Kann ich etwas für Sie tun?«
»Danke. Etwas Wasser würde mir jetzt gut tun.«
»Ah ja, das Wetter macht durstig. Wie ich sehe, lässt sich ausnahmsweise mal die Sonne blicken. Möchten Sie nicht lieber eine Tasse Kaffee? Meine Frau kocht großartigen Kaffee.«
Jim wurde auf Anhieb zu Friedrichs bestem Freund. Er bekam ein Glas Wasser, während er auf den Kaffee wartete, und Jim zeigte ihm die zwei zur Auswahl stehenden Sorten: eine amerikanische und eine aus Jamaika. Er hatte noch nie die Wahl zwischen verschiedenen Kaffeesorten gehabt und entschied sich für den jamaikanischen, der so exotisch anmutete: »Geben Sie mir ein Pfund davon.«
Jims Frau brachte den Kaffee und zwei kleine Kuchen. Sie waren einfach, aber schmackhaft, und der Kaffee … Er hätte sich um ein Haar verschluckt. Der Kaffee war grauenhaft. Abscheulich. Doch da fiel ihm auf, dass die Frau die Kaffeebohnen in Milch gekocht hatte. Was er da trank, war weiter nichts als heiße Milch mit einem milden, beinahe gar nicht wahrnehmbaren Kaffeearoma.
Er schaffte es, die Brühe zu trinken, und bedankte sich bei beiden, um dann die Unterhaltung mit Jim weiterzuführen und auf die rätselhafte Sache mit dem Verkauf von Bäumen zu lenken. Und auch darüber wusste Jim gut Bescheid. Er wusste zum Beispiel von Fehden wegen der Besitzrechte, weil das Holz ausgesprochen wertvoll war. Und ein Schaf war erschossen worden. Ein Schaf? Wen stört's? Jim hatte ihm schon erzählt, dass in dieser Gegend Schafe zu Millionen gezüchtet wurden, doch dem Vikar ging es vorrangig um Geld. Geld für Bäume. Besser als in der Erde zu graben und zu hoffen, dabei Gold zu finden.
Vierzig Morgen voller wertvoller Bäume! War Beitz noch verrückter, als er dachte, und seine Jünger weicher als Butter? Es lag auf der Hand, dass sie mit Beitz' Führungsstil nicht einverstanden waren, doch er war ihr Pastor, und sie waren viel zu verschüchtert, als dass sie hätten aufbegehren können.
»Nun, ich bin ebenfalls Geistlicher«, sagte er leise zu sich selbst, als er den Laden verließ und in den grellen Sonnenschein trat. »Wohin jetzt?« Er war entschlossen, noch nicht in die öde Gemeinde zurückzukehren, und so wandte er sich noch einmal an seinen Freund Jim. »Sind Sie so freundlich, mir den Weg zur Sägemühle zu zeigen, bitte? Zu Mr Kleinschmidt.«
»Aber gern.« Jim kam hinaus auf die Straße, zeigte auf den Fluss und hinüber zum Hafen und sprudelte dabei seine Anweisungen hervor.
»Ist das in der Nähe
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