Im Land der tausend Sonnen
gute Stellen, guten Lohn, er war Viehtreiber … die reiten herum und hüten die Schafe … und ich war Hausmädchen in dem schönen Haus der Familie, der die Farm gehört. Bei den Dixons …«
Sie erzählte weiter und weiter. Und Friedrich war schon nahezu eingedöst, als sie den Sohn des Hauses erwähnte. Einen gewissen Keith Dixon, den sie sehr nett und sehr attraktiv gefunden hatte.
Da setzte er sich straffer auf, in der Vermutung, dass nun der Ehebruch zur Sprache kommen würde, und wahrhaftig …
Sie hatte den Blick starr auf den Boden geheftet. »Ich will Ihnen genau erzählen, was passiert ist. Die ganze Wahrheit, und Sie sind mein Zeuge, damit ich nie wieder daran denken muss. Ich habe Keith Dixon schöne Augen gemacht, das gebe ich zu. Ich bin mit ihm spazieren gegangen. Ich war einsam, saß in unserem Zimmer und hatte niemanden, mit dem ich reden konnte, wenn Lukas tagelang fort war.«
Friedrich stellte Fragen nach dem Haus, den Leuten, nach ihrer Situation und genoss den ehebrecherischen Höhepunkt dieser kleinen Tragödie. Er vermutete, dass Lukas sie dabei ertappt hatte.
Nun folgte der Zusammenstoß mit Charlie Mayhew, dessen Namen er schon in irgendeinem Zusammenhang gehört und der sie im Vorübergehen angefasst hatte. Dann nahm die Geschichte eine andere Wendung. Er erfuhr, dass Keith Dixon die Farm der Meissners in voller Absicht niederbrannte, weil Meissner ihm das Bauholz abspenstig gemacht hatte.
»Was hat das mit Ihnen zu tun, Schwester Fechner?«
»Lukas hat gesehen, wie Keith und seine Leute Jakobs Land in Brand setzten, und er ist zur Polizei gegangen, aber dort glaubte man ihm nicht. Lukas hat verlangt, dass Keith Dixon wegen Brandstiftung vor Gericht gestellt wird, denn das Feuer hat nicht nur Jakobs Land, sondern auch sein Haus und seine gesamte Habe vernichtet.«
»Du lieber Himmel. Hier herrschen ja raue Sitten.«
Sie schluchzte verhalten auf und nickte. »Das ist nur ein Teil der Geschichte. Wir beide wurden natürlich entlassen, und als Constable Colley Keith Dixon von der Anzeige erzählte, hat Keith behauptet, ich wäre eine Diebin. Deswegen wäre ich gefeuert worden.«
»Und das entspricht nicht der Wahrheit?«
»Nein, Herr Pastor. Was jetzt noch folgt, fällt mir furchtbar schwer, aber ich werde es trotzdem erzählen. Jemand muss doch wissen, was mir widerfahren ist. Es lässt sich nicht mehr ändern, aber ich werde mich besser fühlen, wenn ich es ausgesprochen habe. Und ich weiß, dass sie keinem Menschen ein Sterbenswörtchen verraten werden.«
»Bei meiner Seele, nein.«
»Gut.« Ihre Stimme klang nun fest. Entschlossen. Sie führte ihm die Farm vor Augen, den Staubsturm, das einsame Dienstbotenzimmerchen, das sie mit ihrem Mann bewohnte, der zu dieser Zeit unterwegs war, und sie schilderte ihm wahrheitsgemäß ihre Tändeleien mit Keith, wovon Friedrich inzwischen nichts mehr hören wollte. Er mochte sie. Er verstand, dass dieser Kerl ihren Mann zum Schweigen gebracht hatte. Und dass Lukas ganz richtig vermutet hatte, dass da etwas lief … Doch auch ihre Geschichte ging noch weiter.
Friedrich war doch schockiert. Die Tändeleien waren in Brutalität ausgeartet. Er hörte zu, horchte auf jedes Wort. Sie schilderte ihm jede bittere Einzelheit, alles, was das Schwein ihr angetan hatte, was er zu ihr gesagt hatte, alles, und als sie fertig war, saßen beide lange Zeit schweigend da. Er dachte über das alles nach, über das, was Pastoren so zu hören bekommen, und fragte sich, wie sie wohl auf so etwas reagierten. Ob sie die Geschichten genossen oder empört waren. Komisch war das. Und ungewöhnlich für ihn, dass ihm nichts einfiel, was er nun hätte sagen können.
Am Ende stellte sie ihre Frage. »Muss ich meine Sünden bereuen, Herr Pastor? Meinen Anteil an dem Geschehen?«
»Du lebst unter der Gnade des Herrn«, sagte er großmütig. »Schlechte Männer missbrauchen gute Frauen, du bist nicht die erste und auch nicht die letzte. Aber hör zu, du darfst dich nicht mehr so sehr mit dieser Sache belasten. Vergiss sie einfach.« Ihm fiel auf, dass er mitten in seiner Ansprache den Tonfall geändert hatte und sie jetzt duzte. Er war vom Seelsorger zum Freund geworden, aber zum Teufel damit. »Jemand, der so guten Kaffee kocht wie
Weitere Kostenlose Bücher