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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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gebraucht wurde, eben nicht nur, weil er ein reizender Mensch war.
            »Nein, tut mir Leid. Jetzt will ich die Reise nicht mehr in Betracht ziehen.«
            »Aber wie ich hörte, haben Sie Ihre Firma verkauft, und da hoffte ich, Sie …«
            Hoepper schüttelte den Kopf. »Das Geschäft habe ich schon vor einiger Zeit verkauft. Ich konnte nicht von meinem Wort zurücktreten. Ich musste es abgeben. Ist aber auch nicht mehr wichtig. Jetzt interessiert es mich ohnehin nicht mehr.«
            »Sie sind in den Ruhestand getreten?«
            »Nicht unbedingt«, sagte Hoepper kalt. »Es ist vielmehr so, dass ich vollkommen das Interesse verloren habe. Warum sollte ich jetzt noch arbeiten? Da ist nichts mehr, wofür es sich lohnt.«
            »Ach, gnädiger Herr. Es tut mir so Leid, dass Sie so empfinden. Kann ich vielleicht irgendetwas für Sie tun?«
            »Nein. Erzählen Sie mir, wer sind die sechsundzwanzig unerschütterlichen Ausreisewilligen? Ihre Pioniere? Denn Sie sind wirklich Pioniere, wissen Sie? Bundaberg liegt offenbar inmitten der Wildnis.«
            Sie unterhielten sich noch lange. Der Diener brachte Kaffee und Kuchen und bemühte sich lächelnd und überaus fürsorglich um Jakob. Er nahm ihn sogar kurz zur Seite, bevor er ihn verabschiedete.
            »Der Herr hat Sie gebeten, wieder zu kommen, Herr Meissner. Ich hoffe sehr, dass Sie die Freundlichkeit besitzen und seiner Einladung folgen. Er leidet so an seinem gebrochenen Herzen, dass er immer nur im Hause bleibt und kaum Besucher empfängt. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Seine Tochter Adele ist genauso. Sie geht niemals aus, empfängt auch keinen Besuch und hockt ständig nur in ihrem Zimmer. Ach, das hier ist ein trauriges Haus, mein Herr, ein furchtbar trauriges.« Erschüttert nickte Jakob. »Natürlich. Ich komme wieder. Solange ich noch kann.«
            Und er hielt Wort. Bei seinem letzten Besuch am Tag, bevor die Regina auslief, brachte er Hubert ein großes, von seiner Frau Frieda verziertes Heiligenbild mit, das sämtliche Unterschriften der Gruppenmitglieder sowie Abschiedsgrüße an Hubert und seine Tochter trug. Als er es abgegeben hatte und wieder ging, war Jakob so schrecklich traurig. Zwischen ihm und Herrn Hoepper war eine freundschaftliche Beziehung entstanden, und beim Kaffee hatten sie über vieles reden können, über alles Mögliche. Jetzt würde er ihm erst recht fehlen.
            Bei diesem letzten Besuch hatte Jakob auch den Mut gefunden, Hoepper sehr, sehr zart fühlend zu ermahnen.
            »Ich habe Ihre Tochter gesehen, Fräulein Adele, als ich heute Nachmittag herkam, Herr Hoepper. Ist sie gesund? Sie sieht nicht so aus. Vermutlich fällt es Ihnen sehr schwer, sie zu trösten. Sie ist noch so jung und hat schon so viel Leid erfahren.«
            Doch Hoepper nickte nur und äußerte sich nicht dazu.
            Zum letzten Mal ging Jakob die Straße entlang, bewunderte die ausgewogene Symmetrie der hohen, schmalen Häuser, freute sich an dem kleinen öffentlichen Park an der Ecke mit seinen winterkahlen Bäumen, den lauschigen Bänken und der tapferen kleinen Amorstatue. Er versuchte, so viel wie möglich von dieser Stadt Hamburg in seinem Gedächtnis zu speichern, denn er wusste, dass er sie nie wiedersehen würde, wenn die Regina erst einmal abgelegt hatte.
             
            Das Leben an Bord eines Schiffes war eine völlig neue Erfahrung für Jakob. Es ging zu wie in einem Kaninchenbau. Die Leute, die subventionierte Passagen erhalten hatten, fanden Platz in abgeteilten Bereichen, wo sich dreistöckige Pritschenbetten in engen Reihen drängten, und als Jakob das sah, packte ihn das Entsetzen. Das war schlimmer als ein Kaninchenbau. Die Betten standen wie Regale in einer Vorratskammer, lang genug, um Menschen darauf zu betten. Da er die Buchungen beim Transportunternehmen getätigt hatte, fühlte er sich verantwortlich für die missliche Lage der Betroffenen und erbot sich, dem Kapitän eine Beschwerde vorzutragen, doch Rolf Kleinschmidt, der Sprecher von etwa einem Dutzend junger Leute, die sämtlich verwandt oder verschwägert waren, zeigte sich unbesorgt.
            »Lassen Sie nur, Herr Meissner. Wir haben nichts Besseres erwartet. Ich hätte nur meine Frau Rosie gern an meiner Seite. Ein Matrose hat mir gesagt, die Ehepaare könnten vielleicht andere Regelungen erwirken, sobald wir

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