Im Land der tausend Sonnen
gekommen.
Karl sah die Lage folgendermaßen: Im Gegensatz zu dem, was der Pastor der versammelten Gruppe erzählt hatte, war ihr Land keinen Pfifferling wert. Er ärgerte sich darüber, dass sein Vater nicht aufgestanden war, um Beitz zu widersprechen, sondern zuließ, dass alle vor Aufregung über den Umzug am nächsten Tag hektisch durcheinander liefen, doch seine Mutter war der Meinung, es wäre am besten, wenn die Leute es mit eigenen Augen sähen, ohne in irgendeiner Weise beeinflusst zu werden.
»Wie denn?«, fragte Karl. »In welcher Weise?«
Darauf wussten sie nichts zu sagen. Seine Eltern und vielleicht noch einige wenige von den anderen verfügten über die Mittel, so knapp sie auch sein mochten, um neu anzufangen, die übrigen jedoch nicht. Sie saßen dank der Dummheit des Pastors in der Tinte. Und wie es aussah, blieb ihnen nichts anderes übrig, als unverzüglich zu den Äxten zu greifen.
»Ich habe überlegt«, sagte sein Vater schließlich, »ob wir nicht nach Brisbane zurückkehren sollten.«
Frieda war entsetzt. »Wir sind Bauern, keine Stadtmenschen. Was sollen wir in der Stadt?«
»Sehr eindrucksvoll war Brisbane auch nicht«, sagte Karl.
Jakob zog an seiner Pfeife. »Ich weiß, aber wir könnten dort in der Nähe vielleicht gutes Land finden.«
»Nein.« Frieda war unerbittlich. »Wir werden nie wieder auf einer kleinen Klitsche sitzen. Du hast gesagt, je weiter wir uns von der Zivilisation entfernen, desto billiger wäre das Land …«
»Und hier sind wir wohl am Ende der Welt«, sagte Karl, doch Frieda überging die Spitze.
»Jakob, du hast gesagt, wir sind es Karl schuldig, einen neuen Anfang zu machen. Es bringt ihn aber nicht weiter, wenn wir unser letztes Geld für ein kleines, teures Stück Land ausgeben. Du hast gesagt, hier draußen könnten wir für ein Taschengeld Land kaufen, so viel, wie die Gutsherren zu Hause besitzen, also tu das auch. Wir gehen keinen Schritt zurück.« Karl hörte der Diskussion zu und fand die Situation im Grunde erheiternd. Sie nahmen seine Zukunftsaussichten wahrhaftig sehr ernst. Vielleicht würde er schon bald ein Pferd bekommen.
Sein Vater wandte sich ihm zu. »Augenscheinlich sind wir uneins, was unsere ersten Schritte angeht. Wenn wir mit den anderen auf den Banjoor Estate ziehen …«
»Wo ist das?«
»So heißt unser Land. Wenn wir bei der Gruppe bleiben, wird unser Leben für sehr lange Zeit ausgesprochen schwierig sein. Wenn wir die Gruppe verlassen, unser Glück auf eigene Faust versuchen, verlieren wir unseren Anteil an der gemeinsamen Kasse. Allein das ist schon ein Schritt zurück.«
»Wie meinst du das? Ausgesprochen schwierig?«
»Primitiv«, sagte Frieda. »Dann müssen wir wie die Zigeuner auf der Straße leben.«
»Wenn du privat Land kaufst, Vater, gehört dann auch ein Haus dazu?«
»Nein!«, antwortete Jakob versonnen. »Wir würden ebenfalls bei null anfangen. Wir müssten uns eine Unterkunft bauen, und auch die würde primitiv sein, weil ich zurzeit noch kein Geld für ein Haus ausgeben kann.«
»Aber es wäre unsere eigene Unterkunft«, setzte Frieda hinzu. »Wir müssten sie nicht mit dreiundzwanzig anderen Leuten teilen.«
»Wir haben unser Zelt mitgebracht«, sagte Karl. »Vater und ich haben es aus Armeevorräten gekauft. Darin können wir wohnen. Wir brauchen nicht die Unterkunft zu teilen.«
»Und wo wollt ihr es aufstellen?«, gab Jakob zu bedenken. »Der Busch, wie unser Land genannt wird, ist nichts als dichter Urwald. So einen Wald habe ich im Leben noch nicht gesehen. Er liegt offenbar in einer Gegend mit unglaublich fruchtbarem Boden. Jim sagt, das restliche Land besteht aus lichten Wäldern oder Grasland. Im Augenblick ist unser gemeinsames Land einfach unbewohnbar.«
»Worüber macht ihr euch dann Gedanken?«, fragte Karl. »Wenn unser Land so schlecht ist, können wir nicht in dieser verrückten Gegend leben, also geh einfach zu Pastor Beitz und sag ihm, du willst dein Geld zurück, sonst würdest du gerichtliche Schritte unternehmen.«
Seine Mutter war sprachlos.
»Das würden wir im Traum nicht tun. Sei doch vernünftig, Karl. Wir sind unserer Kirche zur
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