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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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aber nichts Neues zu berichten außer der Tatsache, dass Ferny Creek ein Stück gutes Weideland durchfloss, wie sie voller Neid gesehen hatten. Doch Walther, der Hunger hatte, interessierte sich jetzt mehr fürs Kochen, und so wurden Paul und er zu Küchenchefs, große, kräftige Männer, die über große Töpfe voller Suppe in den heißen Kohlen des neuen Lagerfeuers befahlen. Ganz in ihrer Nähe arbeiteten still die Frauen, machten das Beste aus den mitgebrachten Vorräten, suchten Teller und Küchengeräte aus dem Gepäck und versuchten, Ordnung in diesen Wirrwarr zu bringen, ohne auch nur die schlichte Art von Küche zur Verfügung zu haben, die sie aus der Baracke kannten.
            Die Euphorie dieses Tages legte sich schnell für die Arbeiter, als ihnen klar wurde, dass sie völlig unvorbereitet in diesen Kampf gegen die Natur gezogen waren. Sie hatten mit grünen Wiesen gerechnet. Mit Land, auf dem man sofort zumindest Gemüse ziehen konnte. Mit Land, das ein paar Kühe und Hühner und Schweine ernährte, die sie vor Ort hatten kaufen wollen. Mit Land, das sie hatten teilen wollen, damit jede Familie über ein wenig Privatsphäre um eine zentrale Küche und ein Gemeinschaftshaus hätte verfügen können. Sie wollten es nicht ertragen, wie die Zigeuner auf einer Straße zu lagern. Sie waren entsetzt. Was würden ihre Nachbarn von ihnen denken? Gott im Himmel!
            »Was soll aus uns werden?«, fragte Eva ihren Mann. »Was hast du wieder angestellt? Dass du solche Schande über deine Familie bringen musstest!«
            Bei Sonnenuntergang, einem überwältigenden Lichterspiel in Orange und rosarot, das seine mürrische Gemeinde nicht beeindrucken konnte, rief Pastor Beitz alle zum Gebet. Er ermahnte sie, dem Herrn für die Rettung vor den Gefahren der großen Meere zu danken, Ihm dafür zu danken, dass Er sie an diesen wundervollen Ort geführt hatte, Ihm zu danken für ihr neues, schönes Land.
            Nur wenige brachten ein Amen hervor.

  5. Kapitel
     
            Mit dem Morgen kam die Angst. Alle blieben so lange wie möglich in sich zurückgezogen und vermieden es, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Sie bevorzugten die Stille, als hätte die aufdringliche Morgendämmerung Anspruch auf einen gewissen Respekt.
            Walther kam vorbei, gesund und kräftig. »Heute kann ich euch besser helfen. Als Erstes sollten wir anständige Latrinen ausheben. Wir Kerle sind so schon schlimm genug dran, aber für die Damen ist es besonders unangenehm, sich nirgendwo zurückziehen zu können.«
            Als Jakob dann zurückkam, waren Karl und Frieda aufgestanden und angekleidet. Beide waren sehr still. Verwirrt. Die Zimmermann-Kinder liefen zu Karl und fragten ihn, ob er mit ihnen in den Wald ginge, um wilde Tiere aufzustöbern, doch er schüttelte den Kopf. »Später.«
            Mit der üblichen Frage wandte er sich an seine Mutter: »Was gibt's zum Frühstück?«
            »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, fuhr Frieda ihn an und stürmte zurück ins Zelt.
            Jakob, an diesem Morgen nicht auf Konfrontation eingestellt, trat zurück ins Dämmerlicht des Waldes und suchte Zuflucht am Fuß eines mächtigen Baums mit knorrigen Wurzeln, dick wie Stämme. Immerhin boten diese Wurzeln einem Mann, der keine Störung wünschte, einen bequemen Sitzplatz. Er befand sich in einer Höhle aus Wurzeln und Laub. An einem friedlichen Ort, abseits der Feindseligkeiten, die dort draußen brodelten.
            Plötzlich sah er eine dicke Schlange auf seinen Stiefel zugleiten. Panik stieg in ihm auf, und er hielt vollkommen still, bis das Tier ihm seine blaue Zunge entgegenstreckte und sich als harmlose Echse zu erkennen gab. Irgendwer hatte ihm ein Bild von solch einer Kreatur gezeigt, doch er hatte niemals damit gerechnet, ihr je zu begegnen.
            Er wandte sich wieder seinen Überlegungen über die kleine Kolonie und ihre Mitglieder zu. So viele Meinungsverschiedenheiten und Beschwerden! Waren sie schlicht und einfach vom Regen in die Traufe geraten? Zu Hause hatten sie nichts von den Problemen geahnt, die dieser Dschungel in sich barg.
            Jakob war durchaus bewusst, dass er an Heimweh litt und sich nicht dagegen wehrte. Allein hier unter diesem fremdartigen Baum, wo Samenschnüre um ihn herum hingen und dicke Klumpen wie Feigen auf dem Boden lagen, konnte er in seinem Unglück, in seiner Dummheit schwelgen, bevor er

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